Von Ayhan Güneş
Die große Frage vor Beginn des diesjährigen Spektakels lautete: Wie würden die Menschen das neue Konzept „Freier Eintritt“ annehmen? Zum ersten Mal in der Geschichte der Venezianischen Messe Ludwigsburg war der Zugang für alle frei, ohne Barrieren, ohne Ticketkontrolle. Ein Wagnis für den Veranstalter, der sich entschloss, diese Tradition zu öffnen und damit ein Experiment zu wagen. Die Antwort auf diese Frage gab es in den Gesichtern der Menschen, die über den Marktplatz strömten: Begeisterung, Staunen, und vor allem: Gemeinschaft.
„Wenn das Wetter am Sonntag einigermaßen stabil bleibt, werden wir am Ende zwischen 70.000 und 75.000 Besucherinnen und Besucher auf dem Marktplatz verzeichnen“, freute sich Mario Kreh, Geschäftsführer von Tourismus & Events Ludwigsburg, bereits vor dem Finale des dreitägigen Spektakels. Und tatsächlich war die Resonanz überwältigend. Doch das war mehr als nur ein Erfolg in Zahlen – es war ein kulturelles Ereignis, das zeigte, wie stark Ludwigsburg als Veranstaltungsort strahlt.
Eine Frage der Offenheit
Der Mut, die Messe ohne Eintrittsgelder zu öffnen, hat sich ausgezahlt. „Die Öffnung für die breite Öffentlichkeit ohne Absperrgitter und Eintrittspreis schafft eine fantastische Atmosphäre und zieht viele Menschen aus Stadt und Region an. Masken, Tanz, Farben und Musik zeigen ein europäisch geprägtes, weltoffenes und buntes Ludwigsburg!“, erklärt Oberbürgermeister Matthias Knecht. Die besondere Atmosphäre auf dem Marktplatz, die in den Vorjahren durch Absperrgitter und Ticketkontrollen geprägt war, wich einer offenen, fast familiären Stimmung. Menschen mischten sich unter die Masken- und Kostümträger, und das kulturelle Erbe der Venezianischen Messe wurde für alle erlebbar.
Alt trifft Neu
Das neue Konzept bedeutete jedoch nicht, dass auf Traditionen verzichtet wurde. Die Parade der prachtvollen Masken und Kostüme, die schon am Freitagabend tausende Menschen in ihren Bann zog, blieb der Kern der Veranstaltung. Doch es gab auch Neuerungen, die frischen Wind in die altehrwürdige Veranstaltung brachten: Ein DJ sorgte am Freitagabend für moderne Klänge, die zahlreiche Kostümträger zu ausgelassenen Tänzen animierten. Am Samstagabend hingegen bot das Stuttgarter Operettenensemble eine klassische „Nacht in Venedig“, die in die historische Linie der Messe perfekt hineinpasste.
„Altbewährtes belassen und dennoch Neues wagen – das ist die Formel, die wir verfolgt haben,“ sagt Elmar Kunz, stellvertretender Geschäftsführer von Tourismus & Events Ludwigsburg. Die Herausforderung, Tradition und Moderne zu verbinden, scheint gelungen.
Die Vision eines Pioniers
Auch Rainer Kittel, Spiritus Rector der Venezianischen Messe der Neuzeit, war von dem neuen Konzept begeistert. „Ich bin beglückt und kann Tourismus & Events zu der Idee der Öffnung ohne Eintritt nur nachdrücklich gratulieren. Meine anfängliche Skepsis ist von Minute 1 an verflogen – was für ein Fest für alle Bürgerinnen und Bürger, Besucherinnen und Besucher von nah und fern!“ Kittel, der die Wiederbelebung der Messe 1993 maßgeblich mitgestaltete, war weiterhin in die Programmgestaltung involviert und zeigte sich beeindruckt von der neuen Dimension der Offenheit, die das Fest erlangt hat.
Das neue Gesicht der Venezianischen Messe
Mit dem Wegfall des Eintritts gelang es dem Veranstalter, eine neue Zielgruppe zu erreichen. Viele Menschen, die sonst vielleicht gezögert hätten, das Ticket für die Messe zu erwerben, mischten sich in diesem Jahr unter die Besucher. Die Freude war spürbar – von den kleinsten Teilnehmern, die in einem Bastelworkshop ihre eigenen Masken gestalteten, bis zu den zahlreichen Kostümträgern, die das Residenzschloss als Bühne für Fotoshootings nutzten.
Die Veranstalter sind sich einig: „Die Venezianische Messe hat mit diesem Konzept ein neues Gesicht bekommen. Und dieses Gesicht zeigt Offenheit, Kreativität und Zusammenhalt.“
Ein Wochenende für die Ewigkeit
Während sich die letzten Masken ab Sonntagabend wieder in die Koffer und Truhen verabschiedeten, bleibt eines sicher: Die Venezianische Messe 2024 wird in Erinnerung bleiben. Nicht nur wegen der beeindruckenden Besucherzahlen, sondern wegen der besonderen Atmosphäre, die Ludwigsburg für ein Wochenende in eine Stadt der kulturellen Vielfalt und der Gemeinschaft verwandelte.