Wenn Melatonin-Mangel den Schlaf stört

ANZEIGE

Das Hormon Melatonin beeinflusst den Schlaf-Wach-Rhythmus des Menschen. Das haben Studien in den USA gezeigt. Nicht nur Müdigkeit, sondern auch die geringere Körpertemperatur und die wichtigen Traumphasen während des Schlafes werden von dem Hormon gesteuert. Von Mangelerscheinungen sind nicht nur Schichtarbeiter, Krankenhauspersonal und gestresste Manager betroffen.

Bei Menschen ab dem 40. Lebensjahr wird nur noch die Hälfte des Melatonins im Vergleich zu Jugendlichen gebildet. Schlafstörungen sind bei Melatoninmangel die Folge, der Körper erholt sich nicht mehr ausreichend. Da während des Schlafes in den Traumphasen auch Gedächtnisfunktionen im Gehirn ablaufen, kann Melatonin-Mangel zu Konzentrationsstörungen führen. Häufig sind auch Depressionen Folgeerscheinungen eines zu niedrigen Melatonin-Spiegels. Stress baut das Melatonin im Körper schneller ab, Herzmedikamente wie Alpha- und Betablocker blockieren die Melatoninproduktion, Schmerzmittel hemmen das Schlafhormon.

Statt zu einem Schlafmittel zu greifen, raten viele Mediziner zu einem Ausgleich des Melatoninspiegels. Denn Schlafmittel unterdrücken die Traumphasen, in denen sich das Gehirn erholt und können langfristig zu Abhängigkeiten führen. Bei allgemeinen Müdigkeitserscheinungen sollte der Melatonin-Gehalt zunächst per Urinprobe bestimmt werden. Experten empfehlen eine schlaffreundliche Ernährung und nur in Ausnahmefällen die Einnahme von Melatonin als verschreibungspflichtiges Medikament.

ANZEIGE

Viel Melatonin oder seine Vorläufer sind in Fischöl, Oliven-, Distel- und Leinöl enthalten. Bodennah wachsendes rotes Gemüse produziert Melatonin, um das Ozon in der Luft zu entgiften. Hafer, Mais und Reis zählen ebenfalls zu den melatoninreichen Nahrungsmitteln.

Das Hormon wird in der Zirbeldrüse des Gehirns gebildet. Licht hemmt die Bildung von Melatonin, Dunkelheit fördert sie. Ist der Melatoninspiegel im Blut gering, stellt sich Müdigkeit ein. In den frühen Morgenstunden wird besonders viel Melatonin produziert: Wir wachen auf. Auch mit den Jahreszeiten ändert sich die Produktion dieses Hormons. Störungen im Melatonin-Haushalt führen zu Depressionen, Gewichtszunahme und Heißhunger auf Süßes.

Melatonin aber kann noch mehr: unter ungünstigen Bedingungen wie Schlafmangel, exzessivem Sport oder Stress werden im Körper vermehrt freie Radikale gebildet, die die Körperzellen nachhaltig schädigen und in neueren Untersuchungen für die Schädigung der Erbsubstanz und damit der Krebsentstehung verantwortlich gemacht werden. Mit zunehmenden Alter addieren sich die schädlichen Effekte der freien Radikale. Dies führt dazu, dass der Alterungsprozess beschleunigt wird und sich altersbedingte Verschleißerscheinungen einstellen. Melatonin kann diese schädlichen freien Radikale abfangen und so zu einem gesunden Älterwerden beitragen.

Rudolf Huber / glp