Wie wichtig sind Kultur und Unterhaltung in diesen Zeiten?

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Eine Gastkolumne von Thorsten Strotmann – Magier. Entertainer. Kulturunternehmer.

Humor ist die beste Medizin und stärkt unser Immunsystem. Menschen sind soziale Wesen, die den Kontakt zu anderen Menschen brauchen. Live-Unterhaltung ist etwas völlig anderes, als sich durch TV und Internet berieseln zu lassen. Vor allem in Krisenzeiten war Unterhaltung wichtig und hat bestens funktioniert. Wir haben mit Covid-19 ein neues Virus, allerdings gab es schon immer ebenso gefährliche Viren. Manche haben große Angst und reagieren fast schon panisch, was ungünstig für das Immunsystem ist. Andere haben einen neuen Fokus auf ihre Gesundheit, was sehr gut ist. Fragen, die auftauchen sind: Ist es momentan in Ordnung, Theater zu besuchen? Was wird und was muss sich in der Kulturszene ändern?

Manchen Theatern sind Sicherheitsmaßnahmen sehr wichtig und sie setzen diese um. Wir haben viel Geld investiert und alles Corona-gerecht umgebaut. Ohne Störgefühl oder Sichtbeeinträchtigung.

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Ich glaube, dass die Kultur- und Veranstaltungslandschaft umdenken muss. Sich auf Hilfspakete vom Staat zu verlassen oder gar dafür zu demonstrieren, halte ich für kontraproduktiv. Wie lange sollen diese Hilfen gehen? Wem soll man helfen und mit wie viel? Was ist mit anderen, ebenso betroffenen Branchen? Außerdem erschafft der Aufschrei nach Hilfe Hilfsbedürftigkeit.

Die Coronakrise fungiert wie eine Lupe, die aufzeigt, was vorher schon nicht gut funktionierte. Die Probleme werden sichtbarer. Aber ich möchte nicht alles über einen Kamm scheren. Es gibt natürlich auch Schicksalsschläge.

Ich sehe mich als Kulturunternehmer, und trotzdem war ich niemals ein Freund von Subventionen. Subventionen verwässern den Markt und damit die Preise. Durch Subventionen wurden Preise verlangt, mit denen man ohne die Subventionen nicht hätte überleben können. Manche Bühnen konnten trotz der Zuschüsse kaum überleben. Allerdings dürfte einer der Gründe darin liegen, dass keine Rücklagen gebildet wurden. Ebenso ist kaum Geld für notwendige Umbauten vorhanden. Das fliegt jetzt vielen zusätzlich um die Ohren. Andere, die keine Subventionen bekommen haben, haben sich an den Preisen von subventionierten Bühnen orientiert und nicht das Geld verlangt, was es eigentlich hätte kosten müssen. Aus Angst, dass niemand kommt, weil es im Vergleich zu den Mitbewerbern zu teuer ist. Ein Teufelskreis.

Hier muss es ein Umdenken geben. Qualitativ hochwertige Shows und Unterhaltung haben ihren Preis. Wir brauchen dafür Unternehmer mit frischen Ideen, die zudem in der Lage sind, eine lukrative Preisgestaltung umzusetzen. Dadurch kann ein Puffer aufgebaut werden, und mit diesem kann in Krisenzeiten gewirtschaftet werden.

Wahrscheinlich werden viele Künstler, Kulturschaffende, Theater- und Veranstaltungsbetriebe pleitegehen. Der Staat kann nicht alle retten, und das ist auch nicht seine Aufgabe. Der Staat ist keine Versicherung.

Der Staat sind wir, die Bevölkerung. Wenn die Bevölkerung Interesse daran hat, dass Kultur und Live-Unterhaltung wiederaufleben und Künstler wie Theater überleben, dann sollten alle, auch Sie und ich aufstehen und die Unterhaltungsangebote, die mit dem notwendigen Sicherheitskonzept versehen sind, wahrnehmen. Dazu ist es wichtig, sich selbst (und andere) angemessen zu schützen und diejenigen zu unterstützen, die bereit sind, neue und kreative Wege zu gehen. Nur so ist die Kultur-Krise solidarisch und gemeinsam zu meistern.

Hintergrundinfo: Thorsten Strotmann hat zusammen mit seiner Frau Claudia Strotmann vor 11 Jahren die Strotmanns Magic Lounge im Römerkastell Stuttgart eröffnet.