Stadtbahn im Landkreis Ludwigsburg: Kreisräte müssen sich noch Jahre in Geduld üben

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Von Uwe Roth

Im Jahr 2028 könnte eine Stadtbahn zwischen Markgröningen und Ludwigsburg ihren Betrieb aufnehmen. Vier Jahre später könnte eine Niederflurbahn vom Bahnhof durch die Innenstadt bis in den Stadtteil Schlösslesfeld fahren. So sieht es der Zeitplan vor, den der Geschäftsführer des Zweckverbands Frank von Meißner am Freitag Mitgliedern des Kreistags vorgestellt hat. Mit dieser fachlich abgestimmten Zeitschiene ist die Kreisverwaltung der Ludwigsburger Stadtverwaltung jetzt einen Schritt voraus. Oberbürgermeister (OB) Matthias Knecht hatte Ende Oktober der Öffentlichkeit eine eigene Vorstellung einer Linienführung von Pattonville über den neuen Firmencampus von Wüstenrot (W&W) zum Bahnhof vorgestellt (Ludwigsburg24 berichtete).

In Knechts Szenario erweitert die Stuttgarter Straßenbahn AG (SSB) ihr Netz in den Ludwigsburger Raum hinein. Statt neue Niederflurbahnen würden die gelben SSB-Hochflurbahnen verkehren. Der OB bezeichnete seine Variante als diejenige, die günstiger und schneller zu realisieren sei. Die Fraktion der Grünen im Gemeinderat haben mit großer Verärgerung auf das Vorpreschen ihres Rathauschefs reagiert und wie schon vor Jahren Widerstand gegen die Hochflurtechnik angekündigt. Maximal von Remseck-Neckargröningen bis Pattonville sollte diese zum Einsatz kommen. Dann soll der Umstieg auf die Niederflurtechnik erfolgen. Eigentlich waren alle in der Kommunalpolitik Beteiligten davon ausgegangen, dass diese Entscheidung längst gefallen war.

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Die Grünen im Kreistag trugen ihren Protest am Freitag in den Ausschuss für Umwelt und Technik hinein. Gemeinsam mit den Freien Wählern (FW) hatten sie im Vorfeld in einem Antrag die Kreisverwaltung aufgefordert, endlich einen verbindlichen Zeitplan zu präsentieren. Der sollte ihnen weitere Argumente gegen die neuen Ideen aus dem Ludwigsburger Rathaus liefern. Der Antrag ist auch vom FW-Mitglied Michael Ilk unterschrieben. Der war bis vor kurzem als Baubürgermeister noch an der Seite von OB Knecht gestanden. Er hatte aber nicht für eine weitere Amtszeit kandidiert.

Ein offizieller Zeitplan liegt dem Kreistagsausschuss nun wunschgemäß vor. Das bis in das nächste Jahrzehnt reichende Zeitfenster sorgte allerdings eher für Ernüchterung als für Euphorie. Die Kreisräte müssen sich in Geduld üben. Peter Schimke (Linke), der im Kreistag die Diskussion um das Für und Wider eines schienengebundenen Verkehrsträgers durch den Landkreis Ludwigsburg bereits einige Jahre verfolgt, sprach es aus, was wohl auch andere dachten: „Die Enttäuschung ist relativ groß.“ Denn es waren schon die Jahre 2022 sowie 2024/25 als Zeitpunkt für eine zumindest teilweise Inbetriebnahme der Bahn im Gespräch. Jürgen Walter (Grüne) hatte sich „erhofft, dass alles viel schneller geht“. Die bisherigen Zeitpläne hätten sich „ambitionierter angehört“, stellte wiederum Ernst-Peter Morlock (SPD) fest.

Laut von Meißner werden nun sieben Jahre ins Land gehen, bis die Aktivierung der acht Kilometer langen Strecke von Markgröningen nach Ludwigsburg abgeschlossen ist. Die Bauzeit selbst wird nach seiner Schätzung lediglich 1,5 Jahre dauern. Die übrige Zeit wird mit Planungen, Genehmigungsverfahren und dem Warten auf die Zuteilung von Zuschüssen vergehen. Der Zweckverband hat einen externen Berater zugezogen, um sich fachlich abzusichern. Florian Czerny von der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) hat als Projektleiter viel Erfahrung mit dem Bau einer Stadtbahn durch Karlsruhe gesammelt.

Sowohl Czerny als von Meißner betonten in ihren Stellungnahmen, dass in den Zeitplan zwar etwas Puffer eingebaut, aber dieser insgesamt sehr ehrgeizig sei. „Es darf nichts schiefgehen“, warnte Czerny. So könnten der Artenschutz und Einsprüche von Bürgerinitiativen den Zeitplan durcheinanderbringen. Entlang der Strecke Ludwigsburg-Markgröningen habe sich bereits punktuell Widerstand gegen die Reaktivierung gebildet. In der Innenstadt könnten sich Einzelhändler gegen eine Haltestelle vor ihren Schaufenstern zur Wehr setzen. Wenn alles schiefgeht, könnten vom Bahnhof weiterhin Busse statt Schienenfahrzeuge durch die Stadt fahren.

SPD-Fraktionschef Morlock schlug eine Klausurtagung mit den am Stadtbahn-Projekt beteiligten Kommunen vor, um herauszufinden, „was die Stadt Ludwigsburg eigentlich will“. Dazu wäre auch OB Knecht eingeladen. Von Grünen-Mitglied Walter könnte er dann zu hören bekommen, dass aus seiner Sicht die Hochflurtechnik und die Hochbahnsteige für Ludwigsburg eine ähnliche optische Katastrophe seien wie das Marstall-Gebäude. In der Ausschuss-Sitzung am Freitag hat Walter das schon mal so gesagt.