Ludwigsburg stellt Energie-Sparplan vor: Weihnachtsdeko darf leuchten – Heilbad wird geschlossen

ANZEIGE

Von Uwe Roth

Eine Lenkungsgruppe im Rathaus hat sich regelmäßig getroffen. Nun steht der Energie-Sparplan für das Winterhalbjahr. Oberbürgermeister Matthias Knecht hat diesen am Mittwoch präsentiert. Er hat die Lenkungsgruppe geleitet und damit gezeigt, dem Erdgaskrieg von Putin Paroli zu bieten, ist in Ludwigsburg Chefsache. Um zu zeigen, dass er keine einsame Entscheidungen getroffen hat, brachte Knecht den Vorsitzenden des Personalrats und die Geschäftsführung der Stadtwerke in das Pressegespräch mit.

Die städtischen Beschäftigten werden mit den nun vorgestellten Sparmaßnahmen wohl weiter komfortabel arbeiten können: Die Temperatur in ihren Büros wird auf 19 Grad Celsius abgesenkt. Auf warmes Wasser aus den Waschbecken werden sie nach dem Toilettengang verzichten müssen. Allgemeine Aufenthaltsflächen in den städtischen Gebäuden werden in diesem Winter nicht beheizt. Wem das alles zu unkomfortabel ist, kann auf Wunsch ins private Home-Office wechseln, sofern seine Tätigkeit das zulässt. Das alles ist mit dem Personalrat abgesprochen, versicherte der Oberbürgermeister. An welchen Stellen sich darüber hinaus Energie einsparen lässt, wird den Mitarbeitenden in Workshops vermittelt. Die Kita-Einrichtungen sind von den Einsparplänen ausgenommen.

ANZEIGE

Am heftigsten bekommen die Einsparungen die überwiegend älteren Besucher des Heilbads im Stadtteil Hoheneck zu spüren. Ihr Bad bleibt vom 1. Oktober bis zum 31. März geschlossen. Der Rathauschef sagte, ihm sei wohl bewusst, dass das Thema emotional besetz sei und die Ankündigung Proteste auslösen werde. „Doch ohne die Schließung wären die Einsparziele auf keinen Fall zu erreichen gewesen“, begründete er den Entschluss, der formal von den Stadtwerken als Badbetreiber ausgeht. Das übergeordnete Ziel lautet, den Erdgasverbrauch in städtischen Einrichtungen um 20 Prozent zu senken. Mit dem Energie-Sparplan, von dem der Gemeinrat in seiner Sitzung am 20. September offiziell in Kenntnis gesetzt wird, würden 19,6 Prozent erreicht, versprach Knecht.

Das Wasser in den verschiedenen Becken des Heilbads ist bis zu 34 Grad warm. Die dafür benötigte Heizenergie geht ins Geld. Im Gegensatz zu den steigenden Gaspreisen sinken die Besucherzahlen seit Jahren kontinuierlich. Im August 2019 kamen 13200 Badegäste, im vergangenen August waren es 9630, trotz aufgehobener Corona-Beschränkungen. Somit sind die Einnahmen beträchtlich gesunken. Bereits in der Vergangenheit war diskutiert wurden, das Bad endgültig zu schließen, da eine Sanierung oder gar ein Neubau zu teuer sei.

Die Einrichtung vorübergehend dicht zu machen, richtet in der Bilanz der Stadtwerke sicher keinen Schaden an – im Gegenteil, die Betriebskosten des Heilbads belasten diese eher. Das Badepersonal wird in den übrigen städtischen Bädern dringend gebraucht und somit nicht arbeitslos. Die Saunalandschaft im Stadionbad bleibt allerdings weiterhin kalt. Am Warmwasser für die Lehrschwimmbecken und die Duschen wird dagegen nicht gespart. Damit wäre die Stadt zwar weit über das Einsparziel von 20 Prozent gekommen, sagte der Oberbürgermeister, doch den Schulen und den Vereinen habe man diese kalte Dusche ersparen wollen. Der Schul- und Vereinssport dürfe allein wegen atmosphärischer Stimmungsschwankungen in der Bevölkerung nicht leiden.

Die Weihnachtsstimmung soll unter den Einsparmaßnahmen ebenso wenig leiden. Oberbürgermeister Knecht „eine Grundweihnachtsbeleuchtung“. Die Beleuchtung des Weihnachtsmarkts sei bereits auf eine sehr Energie sparende LED-Technik umgestellt. Insgesamt basieren 60 Prozent der Straßenbeleuchtung auf der modernen Technologie. Die Außenbeleuchtung verschiedener Kirchen bleibt hingegen aus. Bodenstrahler, beispielsweise in der Fußgängerzonen, werden gedimmt, aber nicht abgeschaltet.

„Damit schafft es die Stadt, vier Millionen Kilowattstunden einzusparen“, sicherte der Oberbürgermeister. Allein im Bäderbereich seien dies drei Millionen Kilowattstunden, davon fielen 80 Prozent auf die vorübergehende Schließung des Heilbads. Bei einem jährlichen Erdgasverbrauch der SWLB von 5,7 Millionen Kilowattstunden (Bäder und Verwaltung) und der Stadtverwaltung Ludwigsburg von 14,7 Millionen Kilowattstunden macht das die bereits genannte Einsparung von 19,6 Prozent. Zudem würden mit der zeitweisen Umstellung der Heizwerke auf Heizöl weitere (Erdgas-) Einsparungen erzielt. Stadtwerke-Geschäftsführer Christian Schneider zeigte sich überzeugt, dass das Versorgungsgebiet des kommunalen Unternehmens damit gut über den Winter kommen können.