Deutsche Mittelständler fahren Auslandsgeschäft zurück

Deutschlands Mittelstand verliert an internationaler Schlagkraft. Wie aus dem aktuellen Internationalisierungsbericht der KfW hervorgeht, ist die Zahl grenzüberschreitend tätiger Unternehmen binnen eines Jahres um rund 117.000 gesunken. Nur noch jedes fünfte Unternehmen ist im Ausland aktiv – ein Tiefstand. Gründe sind geopolitische Spannungen, schwierige Standortbedingungen und zunehmende Konkurrenz aus China. KfW-Ökonom Dirk Schumacher warnt: Ohne politische Gegenmaßnahmen drohe der Mittelstand seine Rolle als Exportmotor zu verlieren.

Berlin (red) – Die Zahl der im Ausland aktiven deutschen Mittelständler ist deutlich gefallen: Zwischen 2022 und 2023 hat sie sich von rund 880.000 auf rund 763.000 reduziert. Das zeigt der neue Internationalisierungsbericht von KfW-Research, über den die “Welt am Sonntag” vorab berichtet.

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Demnach waren 2023 nur noch 20 Prozent der insgesamt rund 3,8 Millionen mittelständischen Unternehmen in Deutschland grenzüberschreitend tätig. Der Anteil liegt unter dem langjährigen Durchschnitt vor der Coronakrise. Für die Studie haben die Volkswirte der staatlichen Förderbank Daten von rund 9.500 Mittelständlern ausgewertet.

2024 hat sich die Schwäche fortgesetzt: In einer Sonderbefragung zum Bericht gaben 25 Prozent der Unternehmen an, dass ihre internationalen Umsätze gesunken seien. Bei 21 Prozent waren sie gestiegen.

“Die Rahmenbedingungen für den Außenhandel haben sich deutlich verschlechtert”, sagte KfW-Chefvolkswirt Dirk Schumacher. Geopolitische Spannungen, wachsende Exportkonkurrenz durch China und die protektionistische Handelspolitik der USA belasteten die Exportfähigkeit der Unternehmen. “Hinzu kommt, dass viele Mittelständler die Standortbedingungen in Deutschland als zunehmend schwierig für ihre Wettbewerbsfähigkeit ansehen”, sagte Schumacher. “Hier gilt es, durch politische Maßnahmen gegenzusteuern.”