Felsengartenkellerei Besigheim kommt bislang gut durch die Corona-Pandemie

Von Uwe Roth

Kälte, Trockenheit und Corona mit geschlossener Gastronomie – es gab in der Felsengartenkellerei eG Besigheim (FGK) kaum Gründe, auf einen guten Jahresabschluss 2020 zu hoffen. Dennoch ist die Weingärtnergenossenschaft in den vergangenen beiden Jahren „verhältnismäßig gut durch die Krise gekommen“, sagte Vorsitzender Joachim Kölz bei der Generalversammlung am Mittwoch. Kurzarbeit sei nicht nötig gewesen. Das zeigt, „dass wir bei der FGK im vergangenen Jahr ganz sicher nicht schlecht aufgestellt waren und es auch in diesem Jahr nicht sind“. Kölz und sein Geschäftsführer Hans-Georg Schiller zogen vor den Mitgliedern eine insgesamt beruhigende Bilanz.

Gründe für den positiven Ertrag sieht Kölz in „unserem breit gefächerten Vertriebssystem mit einer starken Präsenz beim Lebensmittel-Einzelhandel.“ Das habe ebenso geholfen wie „der durch die Pandemie verstärkte Trend der Verbraucher zur Regionalität“. Die Felsengartenkellerei Besigheim und Weinfactum Bad Cannstatt schafften es immer besser, sich gut am Markt zu positionieren. Die hohen Weinqualitäten kämen bei den Verbrauchern in den vergangenen Jahren „immer besser an“. Trotz solcher Erfolge sei es aber nicht möglich, den Mitgliedern die Auszahlungspreise zu bieten, die diese bräuchten, um gut wirtschaften zu können, so der Vorsitzende der Genossenschaft.

Im Lesejahr waren rund sieben Millionen Kilogramm Trauben abgeliefert worden. Das sei „ein historischer Tiefstand“ gewesen. Und dennoch: Gerade der Jahrgang 2020 brilliert nach seiner Überzeugung mit seinen kleinen Lesemengen und hohen Traubenqualitäten mit „wirklich hervorragenden Wein- und Sektqualitäten“. Das Team im Keller habe viel getan, um aus einem „hervorragenden Lesegut das Beste herauszuholen“. Das belegten die Auszeichnungen und Prämierungen, die die Besigheimer Genossenschaft in den vergangenen Monaten erhalten habe. 2020 und 2021 wurde die Felsengartenkellerei viermal beste deutsche Winzergenossenschaft. „Das ist schon etwas Einmaliges“, so Kölz. Der Ehrenpreis bei der Landesweinprämierung vor wenigen Wochen samt BWGV-Ehrenpreis spräche ebenfalls für sich. Die Weine selbst hätten ebenfalls „viele tolle Prämierungen“ erhalten.

All das sei ein Beleg dafür, „dass wir mit unseren Weinen und unseren Marken auf einem guten Weg sind“. Die Erfolge seien aber auch notwendig, um künftig am Markt bestehen zu können. Trotz kleiner Erntemenge sei festzuhalten: „Es gibt mehr Wein auf der Welt als Weintrinker. Auch in Württemberg wird es in den nächsten Jahren zu Marktbereinigungen kommen. Und wir müssen mit unserer Stärke darauf achten, dass wir hier nachhaltig weiterbestehen können.“ Die Erlöse für die eG.-Mitglieder seien leider weniger zufriedenstellend: Den Jahrgang 2017 hat die eG 2020 mit durchschnittlich 90 Cent je Kilogramm abgerechnet, den Jahrgang 2018 mit durchschnittlich 91 Cent je Kilogramm. „Das ist beides noch ein Stück weit weg von dem, was wir alle anstreben“, bedauerte Kölz.

Hinzu komme ein problematisches Jahr 2021 mit nur geringfügig gewachsenen Erntemengen. Das bedeutet: Die Genossenschaft müsse „weiter mit Macht schauen, dass wir zu vernünftigen Kosten außergewöhnlich gute Weine produzieren. Und diese dann zu guten Preisen vertreiben können.“

Zu den Steillagen sagte Kölz: Mitglied Reinhold Reuschle habe beantragt mitzuteilen, wie die FGK die Aktion „Weinbau in Zeiten des Klimawandels und die Erhaltung der Terrassenweinberge“ unterstützen könne. Die Erhaltung des terrassierten Steillagenweinbaus sei eine große Herausforderung für die nächsten Jahre, betonte Kölz. Hier werde die Anstrengung aller benötigt. „Wir allein werden die Steillagen nicht erhalten, das ist klar.“ Die FGK unterstütze den Steillagenweinbau mit dem Terroir-Zuschlag. Die Genossenschaft habe Weine aus Steillagen im Angebot. Sie sei am Weinbergwerk beteiligt und am Projekt „Steile Weine“. „Das werden wir gerne weiterführen. Aber keines dieser Projekte allein reicht aus.“

Kölz führte weiter aus: „Wir sind im Gespräch mit den Städten und Gemeinden und dem Landkreis Ludwigsburg. Wir versuchen, Allianzen zu schmieden.“ Viele Gemeinden hätten eigene Förderprogramme geschaffen. Das sei eine gute Entwicklung.

Die Genossenschaft sei zudem im Gespräch mit dem Land wegen des Pflanzenschutzes im Landschafts- und Naturschutzgebiet. Die Politik müsse hier viel mehr tun muss, „als nur die Aufgabe der Steillagen zu bedauern“. Auch die Zuschüsse des Landes für den Steillagenweinbau seien nicht ausreichend. Nächstes Jahr ende die Förderperiode. Da gelte es, für Verbesserungen zu streiten. Das Landwirtschaftsministerium habe signalisiert, dass der Wille da sei, in Zukunft mehr Geld zur Unterstützung des Steillagenweinbaus zur Verfügung zu stellen.