Große Hilfsbereitschaft in Ludwigsburg: Flüchtlinge aus der Ukraine kommen privat unter

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Von Uwe Roth

So viel Hilfebereitschaft von privater Seite hat es selten gegeben: Stand Freitagnachmittag waren in Ludwigsburg etwa 50 aus der Ukraine geflüchtete Menschen untergekommen. Für etwa weitere 150 Personen waren zu diesem Zeitpunkt noch Betten in privaten Unterkünften frei. Die Stadtverwaltung hilft bei der Vermittlung von Wohnraum. Städtischer Wohnraum wurde bislang nicht benötigt. Laut einer Rathaussprecherin lebten bis Kriegsbeginn 130 Menschen mit ukrainischen Wurzeln in der Stadt. Nun dürfte sich die Zahl bald verdoppelt haben.

Am Donnerstagabend versammelten sich erneut etwa 500 Menschen auf dem Ludwigsburger Marktplatz, um dort für den Frieden zu demonstrieren. Wie nah der Krieg in der Ukraine den Ludwigsburgern inzwischen geht, zeigten die Reaktionen auf zwei laute Knalle am Freitag gegen 14 Uhr. Passanten schauten verängstigt zum Himmel und machten sich Gedanken, wo der nächste Bunker zu finden wäre. Die Polizei teilte mit, dass es sich um den Überschall-Knall zweier Flugzeuge gehandelt habe. „Es bestand keine Gefahrensituation“, so ein Polizeisprecher.

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Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht kommentierte die Hilfsbereitschaft so: „Die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine ist überwältigend. Alle melden sich, um das Leid zu lindern, Trost zu spenden und zu helfen, wo immer es möglich ist. Das ist sehr berührend und macht Mut.“ Die Stadtverwaltung hat einen Koordinierungsstab Ukraine mit den betroffenen Fachbereichen, den Stadtwerken Ludwigsburg Kornwestheim GmbH und der Feuerwehr unter Leitung des Oberbürgermeisters eingerichtet. Dieser soll die Lage laufend bewerten und entsprechend reagieren.

Eigentlich ist die Landkreisverwaltung die erste Anlaufstelle für flüchtende Menschen. Bislang gab es dort noch nicht so viel zu tun. Doch die Mitarbeitenden im Landratsamt sind vorbereitet. Schließlich haben sie seit 2015, als die ersten Flüchtlinge aus Syrien angekommen waren, viel Erfahrung mit der Registrierung und der Unterbringung gesammelt. Landrat Dietmar Allgaier stellte dazu fest: „Dass wir die Geflüchteten aufnehmen, ist nicht nur eine Selbstverständlichkeit, sondern ein starkes Zeichen für Solidarität, Freiheit und Demokratie und gegen Unmenschlichkeit, Willkür und Gewalt.“

Bisher ist aber nicht bekannt, wie viele Geflüchtete insgesamt aus der Ukraine im Kreis angekommen sind. „Allerdings erreichten uns in den vergangenen Tagen bereits einige Hinweise, dass Geflüchtete bei ihren Familien und Freunden untergebracht wurden“, sagte ein Sprecher der Kreisbehörde. In den nächsten Tagen werden Abfragen bei den Landkreiskommunen erfolgen, um einen Überblick zu erhalten. „Der enge Schulterschluss mit den Städten und Gemeinden wie auch den Trägern der Flüchtlingssozialarbeit ist mir sehr wichtig“, betonte Landrat Allgaier. „Wir wollen gemeinsam alles dafür tun, um den Menschen, die vor dem abscheulichen Krieg in der Ukraine geflüchtet sind, eine sichere Zuflucht im Landkreis Ludwigsburg zu bieten.“

Dem Landkreis stehen aktuell noch etwa 150 freie Plätze zur Verfügung, allerdings werden weiterhin durch das Land Asylbewerber, Kontingentflüchtlinge etc. zugewiesen. Geflüchtete aus der Ukraine sollen zuerst bei Verwandten und Bekannten unterkommen oder in den Städten und Gemeinden, zu denen bereits Verbindungen bestehen. Ebenso wie der Landkreis werden die 39 Landkreiskommunen ihre Unterkunftskapazitäten der Zugangssituation anpassen. „Hier stehen alle Beteiligte in einem regelmäßigen Austausch“, teilte der Sprecher am Freitag mit. Aufgrund der dynamischen Lage stünden der Kreisverwaltung keine Prognosen zur Verfügung, wie viele Geflüchtete aus der Ukraine zukünftig im Landkreis untergebracht werden.

Wenn Geflüchtete durch das Land Baden-Württemberg dem Landkreis Ludwigsburg zugewiesen werden, sollen diese maximal sechs Monate in der vorläufigen Unterbringung des Landkreises untergebracht werden.

Wie man in Ludwigsburg Flüchtlingen aus der Ukraine helfen kann, hat die Stadtverwaltung auf ihrer Internetseite www.ludwigsburg.de/ukraine zusammengefasst. Wer zum Beispiel Wohnraum anbieten möchte, kann dies über die Mailadresse fluechtlingsarbeit@ludwigsburg.de mitteilen oder unter der Telefonnummer 07141 910-4514.