Kreis Ludwigsburg ruft zur Organspende auf – „Viel zu oft scheitert es an fehlender Zustimmung“

Ludwigsburg. Es war ein starkes Zeichen vor der Kreistagssitzung: Kreisrätinnen und Kreisräte im Landkreis Ludwigsburg präsentierten überdimensionale Organspendeausweise. Gemeinsam mit Landrat Dietmar Allgaier und dem Gesundheitsamt appellieren sie an die Bevölkerung, endlich klare Entscheidungen zu treffen – und sie festzuhalten. „Informieren Sie sich über Organspende, treffen Sie eine Entscheidung – und sprechen Sie mit Ihren Angehörigen darüber“, lautet der gemeinsame Appell.

Denn die Zahlen sprechen für sich: Nur 15,4 Prozent der Menschen in Deutschland haben ihren Willen schriftlich dokumentiert. In über 63 Prozent der Fälle müssen Angehörige nach dem mutmaßlichen Willen entscheiden – oft ohne Klarheit. Das Ergebnis: Organspenden scheitern.

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„Viel zu oft scheitern Organspenden an einer fehlenden Zustimmung. Dies gilt insbesondere für die Fälle, in denen Angehörige eine Entscheidung treffen müssen, ohne den Willen ihres Verstorbenen zu kennen“, sagt Landrat Allgaier. „Die Angehörigen stehen unter einer enormen Belastung, wenn sie in der Notsituation entscheiden müssen.“

Reformen dringend nötig

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Dr. Karlin Stark, Gesundheitsdezernentin des Landkreises, fordert politische Reformen. „Viele Themen müssen diskutiert werden, wie etwa die Widerspruchslösung, anonyme Lebendspenden, Über-Kreuz-Spenden oder die verbesserte Organisation der Organspende. Nur so kann sich Deutschland aus den hinteren Rängen der Organspende in Europa verbessern und nicht mehr Organ-Importland bei Eurotransplant bleiben.“

Aktuell warten laut Gesundheitsamt bundesweit rund 8.300 Menschen auf ein Organ – davon rund 1.000 allein in Baden-Württemberg. Jeden Tag sterben drei Menschen, weil kein passendes Organ gefunden wird. Für viele Patienten heißt es: Jahre des Wartens. Wer etwa auf eine Niere wartet, braucht im Schnitt neun Jahre Geduld – ein Risiko, das nicht alle überleben.

Ein Ausweis, der Leben retten kann

Der Landkreis Ludwigsburg will die Menschen nun gezielt sensibilisieren – mit Öffentlichkeitsarbeit, Informationsmaterial und klaren Worten. Denn eines ist sicher: Wer seinen Willen frühzeitig dokumentiert, entlastet nicht nur Angehörige, sondern kann Leben retten.

red