Neckarwestheim II wird abgeschaltet: Das Ende einer Ära und die ungelöste Atommüll-Frage

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Am 15. April wird das Atomkraftwerk Neckarwestheim II endgültig abgeschaltet und markiert somit das Ende einer Ära der Atomenergie in Baden-Württemberg. Die Entscheidung zur Abschaltung des Meilers wurde bereits 2011 beschlossen und wird nun von der Betreiberin EnBW Kernkraft GmbH (EnKK) in enger Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium umgesetzt. Während einige die Abschaltung als längst überfällig erachten, betonen andere die Herausforderungen, die der Rückbau des Kraftwerks mit sich bringt und die noch lange Zeit nachwirken werden.

Umweltministerin Thekla Walker betont, dass Atomkraft keine nachhaltige Technologie ist und die Produktion von Atomstrom enorme Kosten und Entsorgungsprobleme in der Zukunft verursacht. Die Herausforderung, wie riesige Mengen von Atommüll sicher endlagert werden können, wird uns längere Zeit beschäftigen als die deutschen Atomkraftwerke in Betrieb waren. Der Atomausstieg, der 2011 beschlossen wurde, wird nun endgültig vollzogen. Investitionen sollen in erneuerbare Technologien fließen, die klimaneutral und generationengerecht sind.

Das Umweltministerium wird als Aufsichtsbehörde nach eigenen Angaben den Rückbau des Kraftwerks Neckarwestheim II durch die Betreiberin EnBW Kernkraft GmbH (EnKK) intensiv überwachen. Die mehr als 700 eingebrachten Einwendungen zur Stilllegungs- und Abbaugenehmigung wurden sorgfältig geprüft und abgearbeitet, so das Ministerium. Die rege Beteiligung der Öffentlichkeit sieht das Umweltministerium als Auftrag, den Rückbau ebenso engmaschig zu begleiten wie den Leistungsbetrieb.

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Nach dem Abfahren der Anlage wird der Reaktor geöffnet und die Reaktorgrube geflutet. Die Brennelemente des Reaktorkerns werden in das Abklingbecken entladen und müssen dort noch einige Jahre abkühlen. Anschließend werden sie in Castorbehälter im Zwischenlager am Standort umgebettet. Sie bleiben in Neckarwestheim, bis ein sicheres Endlager für Deutschland gefunden und gebaut ist.

Dekontaminierung und Demontage beginnen im Sommer 2023

Im Sommer dieses Jahres soll dann die Dekontaminierung und Demontage der Bauteile des Primärkreises beginnen. Diese Bauteile sind – nach den Brennelementen – die am höchsten radioaktiv belasteten Teile des Kraftwerks. Die Komponenten des Primärkreislaufs werden als erstes demontiert, um die Strahlenbelastung des Personals bei den weiteren Abbauarbeiten zu minimieren. Die für den Abbau nötigen Aufsichtsverfahren beginnen ebenfalls im Sommer. Das Umweltministerium prüft die Vorlagen mit Hilfe von Sachverständigen und kontrolliert die Maßnahmen vor Ort. Die Sortierung, Behandlung und sichere Entsorgung der unterschiedlichen Abfälle wird ebenfalls vom Umweltministerium überwacht.

Die EnKK rechnet mit einem Zeitraum von circa 15 Jahren für den Rückbau des Atomkraftwerks Neckarwestheim II.

Allerdings gibt es auch Kritiker, die gegen die Abschaltung des Atomkraftwerks Neckarwestheim II sind. Sie argumentieren, dass die Atomkraft eine wichtige Rolle bei der Energieversorgung spielt und dass der Atomausstieg zu einem Verlust von Arbeitsplätzen und einem Anstieg der Strompreise führen wird. Andere befürchten, dass Deutschland ohne Atomkraft nicht in der Lage sein wird, seine Klimaziele zu erreichen, da erneuerbare Energien nicht schnell genug ausgebaut werden können, um die Lücke zu füllen.

red