Rund 1500 Menschen nehmen Abschied von Ece – Mitbewohner des Tatverdächtigen nimmt sich das Leben

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Am vergangenen Montag wurde die 14-Jährige Ece Sarıgül aus Illerkirchberg bei Ulm umgebracht. Ihre 13-jährige Freundin schwer verletzt. Das Motiv der brutalen Tat ist weiterhin unklar. Der mutmaßliche Täter, ein 27-Jähriger Asylbewerber aus Eritrea, wurde festgenommen und liegt mittlerweile im Justizvollzugskrankenhaus in Hohenasperg bei Ludwigsburg. Er schweigt.

Der Schock sitzt tief: Unter großer Anteilnahme wurde die getötete Schülerin Ece Sarıgül am Mittwoch auf dem Friedhof in Oberkirchberg nach alevitischen Ritus bestattet. Rund 1.500 Menschen nahmen an der Trauerfeier teil. Viele gehören zur alevitischen Gemeinde Ulm und dem Bekanntenkreis der Familie. An der Trauerfeier nahmen auch der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) und die SPD-Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier teil, die selbst in Oberkirchberg, einem Ortsteil von Illerkirchberg, auf­gewachsen ist. Auch Baden-Württembergs Innenminister Strobel und der türkische Botschafter in Berlin sind eigens angereist um der Ermordeten die letzte Ehre zu erweisen.

Gegen den dringend Tatverdächtigen wurde ein Haftbefehl erlassen. Dem 27-Jährigen Asylbewerber aus Eritrea wird nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft Mord sowie versuchter Mord vorgeworfen. Wie die Ermittler am Dienstag mitteilten, äußerte sich der Mann bei der Vorführung im Haftkrankenhaus Hohenasperg, in der er sich wegen mutmaßlich selbst zugefügter Verletzungen befindet, nicht zu den Vorwürfen. Ein Polizeisprecher hatte zuvor gesagt, er habe sich vermutlich mit dem Messer verletzt. Der Mann war zuvor mit erheblichen Verletzungen unter polizeilicher Bewachung im Krankenhaus stundenlang notoperiert worden.

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Was war zuvor passiert?

In der Gemeinde Illerkirchberg im baden-württembergischen Alb-Donau-Kreis hat ein Mann am Montagmorgen zwei Mädchen auf dem Weg zur Schule mit einem Messer angegriffen. Die beiden Mädchen waren dabei schwer verletzt worden, teilte die Polizei mit. Eines der Opfer, die 14-jährige Ece Sarıgül, starb später in der Klinik. Die Obduktion ergab, dass die Schülerin nach Stichverletzungen verblutete.

Der mutmaßliche Täter war im Anschluss an die Tat in eine benachbarte Asylbewerberunterkunft geflüchtet. Dort nahmen SEK-Beamte zunächst insgesamt drei Personen fest. Während sich der Verdacht gegen zwei der Drei nicht erhärtete, steht der 27-Jährige, der verletzt in der Unterkunft angetroffen wurde, im dringenden Verdacht, die Mädchen in Tötungsabsicht angegriffen zu haben. Bei ihm fand die Polizei auch ein Messer, welches als Tatwaffe in Betracht kommt, teilte die Polizei mit.

Unterdessen teilte der baden-württembergische Innenminister und Vizeregierungschef Thomas Strobl (CDU) an: „Wir werden diese schlimme Tat restlos aufklären“, „Diese Tat rührt uns zutiefst, wenn das Leben eines unschuldigen Kindes so brutal ausgelöscht wird“.

Der türkische Botschafter Ahmet Basar Sen forderte bei seinem Besuch des Tatorts am Dienstag eine lückenlose Aufklärung des Angriffs. Die Tat habe die türkische Gemeinschaft stark verunsichert, so der Botschafter.

Einer der zuvor in Verdacht geratenen Männern springt vor einen fahrenden Zug

Die Staatsanwaltschaften Memmingen und Ulm und der Polizeipräsidien Schwaben Süd/West und Ulm berichten unterdessen in einer gemeinsamen Pressemitteilung am Donnerstagmorgen, dass ein 25-Jähriger am Mittwoch gegen 13 Uhr unmittelbar vor einem Güterzug, der in diesem Moment in den Bahnhof Senden fuhr, auf die Schienen gesprungen sei. Der Lokführer konnte trotz langsamer Fahrt im Bahnhofsbereich offenbar nicht mehr rechtzeitig halten. Der Zug erfasste den 25-Jährigen. Die Staatsanwaltschaften gehen davon aus, dass der 25-Jährige sich aus eigener Entscheidung und ohne fremdes Zutun vor den Zug begeben hat.

Das brisante an diesem mutmaßlichen Suizid ist, dass es sich bei dem 25-Jährigen um einen der drei Männer handelt, die zwei Tage zuvor im Zusammenhang mit dem Angriff auf die zwei Mädchen in Illerkirchberg vorübergehend in Verdacht einer Tatbeteiligung geraten war.

Er hatte sich in einer Wohnung befunden, in die der später dringend Verdächtige dieser Tat geflüchtet war. In dieser Wohnung hatte die Polizei im Zuge der ersten Ermittlungen drei Männer angetroffen und vorläufig festgenommen. Ein 27-Jähriger befindet sich wegen des dringendes Verdachts des Mordes an einer 14-Jährigen und des versuchten Mordes an einer 13-Jährigen in Untersuchungshaft in einem Justizvollzugskrankenhaus. In Bezug auf die beiden anderen Festgenommenen hatte sich der Verdacht nicht erhärtet. Sie wurden noch am Montagabend auf freien Fuß gesetzt. Darunter auch der 25-Jährige, der nun im Bahnhof Senden zu Tode kam. Warum sich der 25-Jährige, gegen den auch weiterhin kein Tatverdacht hinsichtlich einer Beteiligung am Angriff auf die beiden Mädchen in Oberkirchberg besteht, suizidierte, ist nun Gegenstand weiterer Ermittlungen.

red

 

 

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