
In vielen Teilen Deutschlands zeichnet sich ein drängendes Problem ab: Der Mangel an Grundschulleitern. Eine Umfrage des “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (RND) bei den Bildungs- und Kultusministerien der Bundesländer hat ergeben, dass in zwölf von 16 Bundesländern durchschnittlich 7,3 Prozent der Leitungspositionen an Grundschulen unbesetzt sind. Besonders besorgniserregend ist die Situation in Thüringen, wo die Vakanzrate bei 15,6 Prozent liegt. Dies bedeutet, dass von 12.734 Grundschulen in Deutschland im zweiten und dritten Quartal dieses Jahres in 924 Schulen keine Schulleiterin oder nur eine kommissarische Leitung vorhanden ist.
Ausgenommen von dieser Problematik sind Hamburg, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern, da für diese Länder keine oder unvollständige Daten vorliegen. Hessen meldet rund 100 unbesetzte Stellen an etwa 2,000 Schulen (circa 5 Prozent). Die höchsten Vakanzen bei Grundschulleitungen treten in Thüringen (15,6 Prozent), Sachsen-Anhalt (12,8 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (10,8 Prozent) auf. In Bayern hingegen ist die Vakanzrate äußerst niedrig, mit nur 19 unbesetzten Schulleitungsstellen an 2,411 Grundschulen (0,79 Prozent).
Warum sind potenzielle Kandidaten zögerlich, Schulleitungen zu übernehmen? Lehrergewerkschaften führen die Antwort auf einen klaren Grund zurück: Die Gehaltsaussichten stehen in keinem Verhältnis zur erheblichen Verantwortung. “Schulleiterinnen und Schulleiter unterrichten neben ihren Leitungsaufgaben nach wie vor in den Klassen. Obwohl sie in den meisten Bundesländern entlastet werden, reicht diese Entlastung nicht aus”, betont Maike Finnern, die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. “Die Arbeitsbelastung ist einfach zu groß. Viele riskieren dadurch, auf lange Sicht gesundheitliche Probleme zu bekommen. Viele Schulleiterinnen und Schulleiter berichten, dass sie im Laufe des Jahres eine Arbeitswoche von 50+X Stunden haben.” Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, ergänzt: “Der Gehaltsanstieg steht in keinem angemessenen Verhältnis zur zusätzlichen Arbeit, die mit einer Schulleitungsposition verbunden ist.” Es ist auch zu beachten, dass im Grundschulbereich überwiegend Frauen tätig sind, die oft in Teilzeit arbeiten. Für eine Schulleitungsposition ist jedoch eine Vollzeittätigkeit erforderlich, zusätzlich zur regulären Unterrichtsverpflichtung.
red