
Von Ayhan Güneş
Seit über 15 Jahren wird an der Stadtbahn LUCIE geplant – nun hat sich Landrat Allgaier erneut klar zum Großprojekt bekannt. Die Stadtbahn soll den Verkehr im Landkreis Ludwigsburg entlasten, ist aber wegen Streckenführung, Kosten und Nutzen weiter umstritten. Ein Baustart ist nicht in Sicht – frühester Betrieb ab 2031.
Ludwigsburg – Es ist das größte Infrastrukturprojekt im Landkreis – und zugleich eines der umstrittensten: Die geplante Stadtbahn LUCIE soll den Verkehr im Raum Ludwigsburg entlasten, klimafreundliche Alternativen schaffen und Städte besser verbinden. Doch seit über 15 Jahren wird geplant, gerungen, korrigiert – und immer noch gibt es keine endgültige Trasse.
Bei der jüngsten Verbandsversammlung des Zweckverbands Stadtbahn am 15. Juli im Kreishaus stellte Landrat Dietmar Allgaier (CDU) dennoch klar: „LUCIE ist das zentrale Zukunftsprojekt des Landkreises.“ Trotz wachsender Kritik bekräftigte er seine volle Unterstützung für das Vorhaben und rief dazu auf, die Debatte nicht kleinlich, sondern strategisch zu führen.
Überlastete Straßen – überfällige Lösung?
Die Argumente für LUCIE sind aus Sicht der Kreisverwaltung eindeutig: Die A81 ist chronisch überlastet, die B27 zählt zu den am stärksten befahrenen Straßen Baden-Württembergs, und selbst in der Ludwigsburger Innenstadt drohten zeitweise Fahrverbote wegen hoher Feinstaubwerte. Das Bussystem sei „am Limit“, so Allgaier – eng getaktete Linien und größere Fahrzeuge seien kaum noch möglich.
Die geplante Stadtbahn soll künftig von Markgröningen über Schwieberdingen bis Pattonville verlaufen – mit direkter Anbindung an das Netz der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) und Perspektiven Richtung Waiblingen. Die Idee: mehr Komfort, größere Kapazität, weniger Autos – und damit ein echter Beitrag zum Klimaschutz. Bereits heute rechnet der Zweckverband nach eigenen Angaben mit rund 10.000 täglichen Fahrgästen.
Kritik an Trasse, Kosten und Zeitplan
Trotz politischer Rückendeckung bleibt das Stadtbahnprojekt umstritten. Vor allem die geplante Streckenführung sorgt seit Jahren für Diskussionen. Besonders brisant: Ob die Innenstadt von Ludwigsburg überhaupt von der Stadtbahn angefahren wird, ist bislang ungeklärt – und genau das sorgt für massiven Unmut. Händlerinnen und Händler in der City warnen vor jahrelangen Baustellen, die Kundschaft fernhalten und Existenzen bedrohen könnten – noch bevor die erste Bahn fährt. Auch Bürgerinnen und Bürger beklagen mangelnde Transparenz und fehlende Beteiligung. Immer lauter wird zudem die Frage nach dem tatsächlichen Nutzen – vor allem im Verhältnis zu den hohen Investitionskosten.
Die Investitionen sind enorm: 103 Millionen Euro werden allein für die Reaktivierung der alten Bahnstrecke nach Markgröningen veranschlagt. Weitere 34 Millionen Euro sind für den Neubau der Trasse geplant. Hinzu kommen rund 25 Prozent Planungskosten. Der Großteil der Summe soll über Fördermittel gedeckt werden – bis zu 95,75 Prozent bei der Reaktivierung, 87,5 Prozent beim Neubau.
Kein klarer Zeitplan – frühester Start 2031
Seit rund 15 Jahren wird geplant – doch ein konkreter Baustart fehlt bis heute. Ursprünglich war die Eröffnung der Strecke zwischen Markgröningen und Ludwigsburg für 2028 geplant. Doch inzwischen wurde dieser auf 2031 verschoben.
Trotzdem warnt Landrat Allgaier vor politischer Lähmung: „Wir dürfen nicht die Hände in den Schoß legen, sondern müssen jetzt mutig und zukunftsorientiert handeln.“ Auch wirtschaftlich sei das Projekt tragfähig – dank der Förderkulisse, so Allgaier.
Einigung? Noch nicht in Sicht
Der Landkreis, allen voran der Landrat Allgaier, will LUCIE weiter vorantreiben – in Gesprächen mit dem Land, mit Kommunen und mit dem Zweckverband. Doch offene Personalstellen, unzureichende Planungsfortschritte und kommunale Widerstände bremsen das Projekt weiter aus.
LUCIE bleibt damit: Hoffnungsträger und Zankapfel zugleich.