Stellenanzeigen: Duzen liegt im Trend

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Siezen oder duzen? Während die Etikette eine formelle Ansprache am Arbeitsplatz lange Zeit voraussetze, entscheiden sich heute immer mehr Unternehmen ganz bewusst für eine Ansprache per Du. Dieser Trend zeichnet sich 2021 auch im Recruiting ab, denn in Stellenanzeigen wird immer häufiger geduzt – und das nicht nur etwa bei Schülerjobs und Ausbildungsplätzen. So das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung der Jobseite Indeed.

Sie hat untersucht, in welcher Häufigkeit Unternehmen Jobsuchende in Stellenanzeigen duzen. In Deutschland hat sich der Anteil der Jobangebote mit einer Ansprache per Du in den letzten drei Jahren fast verdoppelt und ist von 12,8 auf 24,2 Prozent gestiegen. Ein Vergleich zum Nachbarland Schweiz etwa zeigt auf, dass es hierzulande überraschend leger zuzugehen scheint: Während in Deutschland in jeder vierten Stellenanzeige geduzt wird, sind Unternehmen bzw. Recruiter in der Schweiz in der Erstansprache von Jobsuchenden deutlich konservativer unterwegs: Im Jahr 2018 lag der Anteil informeller deutschsprachiger Jobgesuche dort nur bei 8,7 Prozent, 2021 bei 16,9 Prozent.

Wie die Untersuchung auch aufzeigt, werden Berufseinsteigerinnen und -einsteiger in Stellenausschreibungen besonders häufig per Du angesprochen. Ausbildungsplatzsuchende werden hierbei in 64 Prozent der Stellen geduzt. Bei Anwärtern für Praktikumsplätze beträgt der Du-Anteil 51 Prozent, bei Hochschulabsolventen 43 Prozent.

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Zudem hat Indeed untersucht, welche Titel die Jobinserate tragen, in denen besonders häufig auf eine Ansprache per Du gesetzt wird. Die mitunter überraschenden Ergebnisse: Neben Stellenanzeigen, die sich vor allem an Schüler und Verkäufer im Einzelhandel richten, werden auch angehende Finanzberater (99,4 Prozent), Berater für Informations- und Datenstrategie und Manager für Schifffahrt (jeweils 90,1 Prozent) in Stellenanzeigen nahezu ausschließlich geduzt.

“Der Umgang zwischen Berufstätigen und Arbeitgebern hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Eine Ansprache per Du wurde in der Vergangenheit oft als unhöflich oder gar respektlos interpretiert. Heute ist das anders: Je nach Branche, Zielgruppe und Position, ist die informelle Ansprache ein Teil der Unternehmenskultur”, so Frank Hensgens, Geschäftsführer Indeed DACH. “Sie kann sogar dabei helfen, Barrieren abzubauen und das ‘Wir-Gefühl’ stärken. Und das wiederum kommt vorwiegend bei jüngeren Arbeitnehmenden und Berufseinsteigern sehr gut an. Das Wichtigste ist aber, dass die Form der Ansprache auch zur Unternehmenskultur passt. Es macht keinen Sinn, Kandidaten zu duzen, wenn in einem Unternehmen das Sie der verbreitete Standard ist. Damit wecken Unternehmen nur falsche Erwartungen, die gegebenenfalls zu Enttäuschungen führen.”

Rudolf Huber / glp