Stuttgarter Konzern überrascht: Schlüsseltechnologie für autonomes Fahren gestrichen

Stuttgart – Bosch ist aus der Entwicklung von Lidar-Sensoren ausgestiegen, die als zentral für den Durchbruch des vollständig autonomen Fahrens gelten. “Unter Berücksichtigung der technischen Komplexität und der Markteinführungszeiten hat Bosch bereits vor einiger Zeit entschieden, keine weiteren Ressourcen in die Hardware-Entwicklung von Lidar-Sensoren zu investieren”, bestätigte eine Konzernsprecherin dem “Handelsblatt” (Donnerstagausgabe). Den genauen Zeitpunkt nennt der weltgrößte Autozulieferer nicht.

Lidar-Sensoren können die Umgebung eines Fahrzeugs erfassen und galten lange als unverzichtbare Schlüsseltechnologie für die höchsten Level des automatisierten Fahrens, bei denen der Fahrer kaum oder gar nicht mehr ins Geschehen eingreifen muss. Mercedes etwa nutzt Lidar in der Oberklasse für seine Autobahnassistenten. Bosch hatte erst vor drei Jahren mit der Entwicklung eigener Lidar-Sensoren begonnen – und damit später als internationale Konkurrenten.

Da die Investitionen hoch, die Nachfrage schwach und der Durchbruch des komplett automatisierten Fahrens wohl erst Jahre später kommen wird als erwartet, haben deutsche Autozulieferer an Zuversicht verloren.

red

CES 2019: ZF zeigt smarten Bus und Supercomputer

Autonomes Fahren ist einer der Schwerpunkte von ZF auf der Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas. Zu den Weltpremieren im Spielerparadies gehört der leistungsfähigste KI-fähige Supercomputer der Welt.

Wer Autos per Autopilot über die Straßen schicken möchte, braucht neben hochsensiblen, leistungsstarken Sensoren vor allem eines: Rechenleistung. Das soll für ZF der Supercomputer ProAI RoboThink übernehmen, der auf der CES Weltpremiere feiert. Die Maschine schafft 600 Billionen Rechenschritte pro Sekunde (600 Terra-OPS) und kann noch so komplexe Verkehrssituationen in Echtzeit analysieren – unumgänglich für autonom fahrende Fahrzeuge.

Natürlich stellt der Friedrichshafener Technologie-Riese auch die Systeme vor, die unter anderem Rahmenbedingungen für autonomes Fahren schaffen: Von den Sensoren bis zur Cloud-Lösung, in der Daten gesammelt und weitergegeben werden – auf der CES bekommen die Besucher einen Einblick in die Mobilität von morgen, made by ZF.

Eine ganz konkrete Zukunftsvision ist ein Roboter-Taxi, das in Kooperation mit dem Mobilitätsdienstleister Transdev zur Marktreife gebracht wird. Gemeinsam mit der e.GO Mobile AG, einem Hersteller von Elektrofahrzeugen, bringen die Partner die neue Shared-Mobility-Lösung an den Start, für die der selbstfahrende Kleinbus e.GO Mover mit dem Autonomous Transport System von Transdev ausgestattet wird. Der e.GO People Mover kommt bereits 2019 – die Produktionszahlen sollen noch 2019 den fünfstelligen Bereich erreichen. 2020 soll der selbstfahrende Bus dann voll funktionsfähig für den Alltagseinsatz sein. Die mobile Zukunft hat also längst begonnen. mid/Mst

Künstliche Intelligenz: Für viele Deutsche unsicheres Terrain

Alles spricht von künstlicher Intelligenz (KI), in einigen Teilen des Alltags wird sie auch bereits eingesetzt. Doch wie gut kennen sich die Deutschen damit eigentlich aus? Und was halten sie davon? Immerhin verfügen Smartphones zum Beispiel bereits heute über intelligente Sprachassistenten, in der Medizin wird KI zur Diagnose eingesetzt. Doch wie eine repräsentative Umfrage von Bosch und dem Marktforschungsinstitut Innofact anlässlich des KI-Symposiums “AI CON” in Renningen bei Stuttgart ergeben hat, hat die Mehrheit der Deutschen (85 Prozent) noch kein klares Bild davon, wo KI bereits heute eingesetzt wird.

Ähnlich sieht es beim Wissensstand aus: Zwar kennen die meisten Befragten (82 Prozent) den Begriff künstliche Intelligenz, mehr als die Hälfte (53 Prozent) weiß aber nur ungefähr, was damit gemeint ist. “Je stärker intelligente Systeme den Alltag prägen, desto wichtiger ist es, den Menschen den Nutzen aufzuzeigen und so für Akzeptanz dieser wichtigen Technologie zu sorgen”, sagte Dr. Michael Bolle, Geschäftsführer und zugleich Digital- und Technikchef von Bosch.

Ein Beispiel dafür, wie KI dem Menschen nutzen kann, ist das automatisierte Fahren. Bosch arbeitet daran, den Straßenverkehr emissionsfrei, unfall- und stressfrei zu machen. Gehen gegenwärtig neun von zehn Unfällen auf menschliche Fehler zurück, so könnte intelligente Technik durch die Nutzung von KI künftig eine Vielzahl dieser Unfälle vermeiden. Ein weiteres Feld ist die vernetzte Fertigung: In der smarten Fabrik werden Mensch und Maschine als intelligente Mannschaft zusammenarbeiten – der Roboter nimmt dem Menschen anstrengende oder gefährliche Aufgaben ab, lernt aus Erfahrungen und entlastet den Menschen auf diese Weise. Ein Ausblick, mit dem sich laut der Bosch-Umfrage viele Deutsche anfreunden können. Zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) sehen im Einsatz von künstlicher Intelligenz in den Bereichen Fertigung und Mobilität einen großen Nutzen.

Offen zeigen sie sich auch dafür, künftig mit einem Roboter zusammenzuarbeiten, wenn dieser ihnen Routineaufgaben abnimmt: Jeder Zweite (50 Prozent) könnte sich das gut vorstellen und würde die frei werdende Arbeitszeit vor allem dafür nutzen, um sich sozialen oder kreativen Tätigkeiten zu widmen. Unterschiede bezüglich des Nutzens von KI zeigen sich mit Blick auf das Alter: Vor allem in der Gruppe der 18-29-Jährigen werden auch das Smartphone und das eigene Zuhause als Bereiche gesehen, in denen die Befragten davon ausgehen, dass KI-Anwendungen nützlich sein könnten.

Um bestehende Kompetenzen im Bereich KI auszubauen, hat Bosch Anfang 2017 das Bosch Center for Artificial Intelligence (BCAI) gegründet. Ein Schwerpunkt des BCAI ist es zu erforschen, nach welchen Regeln Maschinen lernen und welche Schlüsse sie aus dem Gelernten ziehen. Um junge Forscher in diesem Bereich zu fördern, wird Bosch im kommenden Jahr erstmals den mit 50.000 Euro dotierten Bosch AI Young Researcher Award ausschreiben. cid/arei