Bluthochdruck: Wo beginnt der rote Bereich?

Viele Menschen haben einen zu hohen Blutdruck. Das erhöht nicht nur die Gefahr eines Schlaganfalls oder einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, sondern es verstärkt mitunter auch Depressionen. Die wichtigste Frage für Betroffene lautet daher: Ab wann ist der Blutdruck wirklich erhöht und geht in den roten Bereich?

Seit 2017 gibt es in den Leitlinien des American College of Cardiology eine zusätzliche Kategorie für Bluthochdruck: “Stage 1 Hypertension”. Patientinnen und Patienten mit den entsprechenden Werten (130-139 mmHg / 80-89 mmHg) müssen demnach behandelt werden. Die European Society of Cardiology sieht bei diesen Werten noch einen “erhöht normalen Blutdruck” und keinen zwingenden Handlungsbedarf.

“Die Idee hinter den US-Leitlinien ist, Bluthochdruck möglichst früh zu senken und durch die Diagnose einer Erkrankung Patienten zu motivieren, gesünder zu leben”, erläutert Prof. Karl-Heinz Ladwig, Forscher an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des TUM-Universitätsklinikums rechts der Isar und am Helmholtz Zentrum München.

Wichtige Erkenntnis: In der neugeschaffenen Kategorie “Stage 1 Hypertension” ist das Risiko an einer Herz-Kreislauferkrankung zu sterben nicht signifikant höher als bei normalem Blutdruck. “Auch der Motivations-Effekt ist fraglich”, sagt Karl-Heinz Ladwig. Bei Patienten mit gefährlichem Bluthochdruck, die sowohl nach US- als auch nach europäischen Leitlinien mit Medikamenten behandelt werden sollen (“Stage 2 Hypertension”), sei das Risiko, an einer Herz-Kreislauferkrankung zu sterben, deutlich erhöht.

Während Menschen mit gefährlichem Bluthochdruck grundsätzlich seltener depressiv waren als andere, lag der Wert bei einer Teilmenge deutlich höher: Bei rund der Hälfte derjenigen, die wegen des gefährlichen Bluthochdrucks Medikamente nahmen, wurden depressive Stimmungslagen festgestellt. Das war nur bei etwa einem Drittel der Nicht-Behandelten der Fall.

“Das American College of Cardiology hat errechnet, dass der Anteil der Erwachsenen mit der Diagnose Bluthochdruck durch die neue Leitlinie von 32 auf 46 Prozent steigt”, so Karl-Heinz Ladwig. “14 Prozent werden also zusätzlich psychischem Druck ausgeliefert, ohne dass für sie eine höhere Gefahr bestehen würde, eine tödliche Herz-Kreislauferkrankung zu entwickeln.” Eine Übernahme der US-Leitlinien wäre deshalb aus Ladwigs Sicht grundsätzlich falsch. mp/rlo

So feiert auch die Leber fröhliche Weihnachten

Nicht nur Alkohol macht die Leber fett. Erwachsenen und Kindern rät die Deutsche Leberstiftung deshalb zum bewussten Genuss in der Weihnachtszeit, bei dem auch die Leber “fröhlich” bleibt.

Apfel, Nuss und Mandelkern werden in einem adventlichen Kinderlied als besonderer Genuss für die Weihnachtszeit besungen. Damit werden heutzutage keine Kinderaugen mehr zum Leuchten gebracht. Auch der klassische Schokoladen-Adventskalender mit 80 Gramm Inhalt ist ein Auslaufmodell. Der Trend bei Adventskalendern für Kinder und Erwachsene heißt: größer, voller, teurer. Und die “Kalorien-Kalender” sind nur der tägliche Auftakt zum weihnachtlichen Schlemmer-Finale.

“Die alarmierenden Zahlen bei der Erkrankung nicht-alkoholische Fettleberhepatitis zeigen, dass offensichtlich Aufklärungsbedarf besteht”, warnt Professor Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung. Die Deutsche Leberstiftung nutzt die bevorstehende Advents- und Weihnachtszeit, um auf die Gesundheitsthematik aufmerksam zu machen.

“Speziell in den Wochen vor Weihnachten und an den Festtagen kombinieren viele Erwachsene und Kinder ein überreiches, ungesundes Nahrungsangebot mit wenig körperlicher Bewegung”, sagt Professor Manns. Diese Kombination könne über einen längeren Zeitraum zu dem sogenannten metabolischen Syndrom führen, einer Kombination verschiedenster risikobehafteter Aspekte wie Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes, die auch auf die Leber einen sehr negativen Effekt hätten. “Selbstverständlich ist nicht der gelegentliche Verzehr eines Dominosteins oder eines Lebkuchens ursächlich für eine Erkrankung”, räumt der Wissenschaftler ein. Es sei der westliche bewegungsarme Lebensstil mit falscher Ernährung, nach dem viele Menschen ganzjährig den Alltag ausrichten.

Durch vermehrte Fettablagerung in den Leberzellen kann eine Fettleber entstehen, die sich entzünden kann. Aus der chronischen Leberentzündung kann sich eine Leberfibrose entwickeln, die eine Leberzirrhose und Leberzellkrebs zur Folge haben kann.

Damit eine geschädigte Leber noch in einem frühen Stadium der Erkrankung entdeckt und durch einen veränderten Lebensstil geheilt werden kann, ist der Test der Leber-Blutwerte wichtig. Dieser gehört in der Regel nicht zu den Routine-Untersuchungen. Speziell übergewichtige Menschen und Patienten mit einem Diabetes mellitus sollten beim Arztbesuch eine mögliche Lebererkrankung thematisieren und abklären.

Für die bevorstehende Advents- und Weihnachtszeit rät Professor Manns: “Bei fettigen Speisen wie Gänsebraten unbedingt Maß halten, kleine Portionen langsam und bewusst genießen.” Als Vorspeisen seien leichte Suppen und frische Salate empfehlenswert. “Und zwischen den Mahlzeiten unbedingt bewegen – am besten an der frischen Luft.” Gerade die Zeit mit der Familie oder Freunden an Weihnachten könne man wunderbar für gemeinsame Aktivitäten wie beispielsweise einen ausgedehnten Spaziergang nutzen. mp/wal