Knochen aus dem 3D-Drucker

Ob Tumor oder schwerer Knochenbruch – oftmals benötigen Patienten Implantate. Die künstlichen Knochen mussten bisher aufwändig gefertigt werden. Jetzt haben Fraunhofer-Forscher gemeinsam mit europäischen Partnern ein revolutionäres Verfahren entwickelt.

Knochenimplantate werden aus einem speziellen Kunststoff mittels 3D-Druck passgenau, stabil und variabel hergestellt. Die Behandlung der Implantate während der Herstellung mit einem kalten Plasmastrahl hilft später, das Anwachsen von knochenbildenden Zellen an der Oberfläche zu unterstützen.

Die Gerüststruktur des Implantats “Scaffold” ist dem natürlichen Knochen nachempfunden. “Unser Ziel ist, dass die Knochenzellen in die künstliche Struktur möglichst schnell hineinwachsen und das Implantat schließlich überflüssig machen. Es wird nach und nach durch körpereigene Enzyme abgebaut”, erklärt Dr. Jochen Borris, Geschäftsfeldleiter Life Science und Umwelt am Fraunhofer Institut. “Um die Entwicklung weiterzuführen und klinische Studien durchführen zu können, seien die Forscher auf der Suche nach Partnern aus der Industrie”, so Borris. mp/Mst

Studie: Elektroautos senken Strompreise

Elektroautos gelten vor allem als umweltfreundliche Alternative der Mobilität. Was vielleicht die wenigsten ahnen: Sie können Einfluss auf das Stromsystem und damit auch auf die Strompreise haben. Das Fraunhofer ISI hat errechnet, dass die Strompreise für Haushalte sinken können, wenn viele Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sind.

Ein wichtiger Faktor bei der Berechnung der künftigen Strompreise sind die Netznutzungsentgelte (NNE). Mehr als 90 Prozent der Kosten des Stromnetzes sind fixe Kosten, die den Verbrauchern über die NNE in Rechnung gestellt werden. Der höhere Stromabsatz durch Elektrofahrzeuge sorgt für eine bessere Auslastung des kapitalintensiven Stromnetzes. Dies könnte laut der Studie dazu führen, dass sich die spezifischen Entgelte reduzieren und dadurch die Strompreise für Haushalte deutlich sinken.

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass relevante zusätzliche Netzinvestitionen durch Elektrofahrzeuge nur dann anfallen, wenn eine höhere Ladeleistung von 11 Kilowatt (kW) und mehr mit einer ungesteuerten Beladung von Elektrofahrzeugen zusammenkommt. Bei geringerer Ladeleistung oder einer gesteuerten Ladung der Elektrofahrzeuge fallen in der Regel keine zusätzlichen Netzinvestitionen an.

Für 2030 geht das Forschungsteam bei seinen Berechnungen von vier Millionen Elektrofahrzeugen (etwa 10 Prozent des gesamten Pkw-Bestands) aus, die einen Nettostrombedarf von rund 11,6 Terawattstunden (TWh) haben werden. Die durch die Elektromobilität verursachte zusätzliche Nachfrage nach Strom führt dazu, dass Kraftwerke mit höheren variablen Kosten benötigt werden.

“Es hat sich gezeigt, dass in der Regel die entgeltsenkenden Effekte überwiegen und in Summe die Strompreise für deutsche Haushalte um bis zu vier Prozent gesenkt werden können”, sagt Prof. Dr. Martin Wietschel vom Fraunhofer ISI. Dafür sei es entscheidend, bei der Strompreisregulierung künftig die möglichen positiven Effekte der Elektromobilität zu berücksichtigen. Nur so könnten die durch die Elektromobilität potenziell sinkenden Strompreise auch wirklich bei den Haushalten in Deutschland ankommen. mid/rlo

Versicherungsbetrug mit “Kloppos” Brille

Kaum zu glauben: Die kaputte Brille von Fußballtrainer Jürgen “Kloppo” Klopp ist ein häufiger Anblick in den Schadensbüros von Versicherungen. Denn Betrüger schicken nicht nur manipulierte Bilder der Schäden an ihrem Auto ein – sondern sogar aus dem Internet geklaute Fotos, um die Schadenssumme in die Höhe zu treiben. Ein interdisziplinäres Projekt des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie (SIT) kommt ihnen dabei in die Quere. Und erste Versicherungsgesellschaften in Deutschland testen die Technologien bereits.

Rund zehn Prozent der Schadenszahlungen in der Unfallversicherung beruhen auf Betrug, so der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Mit drei vom SIT entwickelten Technologien können die Versicherungen jetzt automatisiert zweifelhafte Fälle aufspüren. Mit den neuen Verfahren lassen sich Bilder, Texte und Finanzdaten untersuchen.

Versicherungsbetrüger sind ziemlich erfinderisch und fingieren oft Beweise. Sie bearbeiten etwa Bilder, die mit der Unfallmeldung eingeschickt werden, damit der Schaden größer erscheint: Da ist die Beule am Auto plötzlich dreimal in der Seitentür zu sehen oder der Lackkratzer ist viel länger als in Echt. “Manche Bilder wurden bereits für andere Fälle eingereicht, oder sie werden einfach aus dem Internet gezogen und mit einer fingierten Schadensmeldung bei der Versicherung gemeldet”, so die Forscher. Und hier kommt dann “Kloppos” Brille ins Spiel. Aber nicht nur die erkennt die Software des Fraunhofer SIT dank bildforensischer Technologien automatisiert als Fake.

“Oft nutzen Versicherungsbetrüger verschiedene Identitäten, um viele fingierte Fälle einzureichen”, so die Experten. “Oder ein Außendienstmitarbeiter der Versicherung meldet selbst massenhaft Schäden und betrügt damit seinen Arbeitgeber.” Auch dieser Art des Betrugs können Versicherungen dank der SIT-Analyse auf die Spur kommen. Die Software vergleicht die einzelne Fallbeschreibung stilistisch mit Referenztexten und findet gegebenenfalls in Sekundenbruchteilen Übereinstimmungen in Bezug auf die Autorenschaft. Beeindruckend: Das Tool analysiert 500 Fallbeschreibungen innerhalb von sieben Sekunden.

Aber auch mit der Ziffernanalyse von Finanzdaten lassen sich ungewöhnliche Häufungen aufdecken. Und es lassen sich etwa betrügerische Werkstätten oder Gutachter identifizieren, die systematisch überhöhte Schäden berechnen. mid/rhu