Von Bier bis Märchen: Ludwigsburg begeistert mit neuen Stadtführungen und Rekordzahlen – Neue Highlights für 2025 angekündigt

LudwigsburgWas haben Bier, Schokolade, Märchen und Wein gemeinsam? Sie alle stehen im Mittelpunkt der beliebten Stadtführungen in Ludwigsburg – und die Nachfrage war 2024 so hoch wie nie. Ob historische Rundgänge, kulinarische Entdeckungsreisen oder spannende Themenführungen: Immer mehr Gäste lassen sich die Geschichten und Genüsse der Barockstadt näherbringen.

Ludwigsburg bleibt damit ein Magnet für Besucher, die sich für die beeindruckende Architektur, die bewegte Vergangenheit und die einzigartigen Geschichten der Stadt interessieren. Die Kombination aus historischem Flair und abwechslungsreichen Themenführungen macht die Stadt zu einem beliebten Ziel für Kultur- und Genussliebhaber.

Wie der städtische Eigenbetrieb Tourismus & Events Ludwigsburg bekannt gab, erreichten die Stadtführungen im vergangenen Jahr neue Rekordzahlen. 541 Führungen wurden durchgeführt – ein Anstieg um neun Prozent gegenüber 2023. Auch die Teilnehmerzahl stieg um 26 Prozent auf insgesamt 10.526 Gäste.

Mehr Teilnehmer, steigende Nachfrage

Besonders positiv entwickelte sich die Nachfrage nach den öffentlichen Stadtführungen. Während 2019 im Schnitt 10 Personen pro Führung teilnahmen, waren es 2024 bereits 16. „Die durchschnittliche Auslastung nahm damit von 50 bis 60 Prozent im Jahr 2019 auf 80 bis 90 Prozent im Jahr 2024 zu“, erläutert Elmar Kunz, stellvertretender Geschäftsführer von Tourismus & Events Ludwigsburg.

Neben der gestiegenen Attraktivität des Programms nennt Kunz einen weiteren Erfolgsfaktor: Die Digitalisierung der Buchungssysteme. Dank einfacher Online-Reservierungen und Zahlungsmöglichkeiten wie PayPal sowie regelmäßigen Social-Media-Updates seien viele Führungen kurzfristig ausgebucht.

Genussführungen besonders gefragt

Ein besonderer Publikumsmagnet waren 2024 erneut die Genussführungen. Themen wie „Angezapft in Ludwigsburg – Bier-Tradition und Bier-Geschichte(n)“ oder „Bella Italia in Ludwigsburg – Italienische Spuren, Persönlichkeiten und Spezialitäten“ stießen auf hohe Nachfrage. „Diese Touren verbinden spannende Geschichten mit kulinarischen Erlebnissen – das schafft Geselligkeit und spricht viele Gäste an“, erklärt Manuela Priber, die bei Tourismus & Events für die Stadtführungen verantwortlich ist.

Neue Führungen für 2025 – Vielfalt von Wein bis Märchen

Für 2025 hat sich das Team von Tourismus & Events Ludwigsburg wieder einiges einfallen lassen. Zu den neuen Angeboten zählen unter anderem:

„Lemberg trifft Lemberger“ – eine geologisch-kulinarische Weinreise

„Der Fluss – das Land – die Weinmacher“ – eine Kombination aus Wein und Häppchen

„Die süße Ludwigsburgerin“ – eine Tour rund um das berühmte Schokoladenmädchen

Auch Familien und Kinder kommen auf ihre Kosten: Mit der „Räuber-Märchen-Tour“ und der „Zwergen-Märchen-Tour“ können sich junge Gäste auf abenteuerliche Schatzsuchen begeben.

Ganz andere Akzente setzt das neue Friedhofs- und Erinnerungskultur-Programm, darunter die Führung „Memento mori – Bestattungsriten des Hauses Württemberg“ und der poetische Abendspaziergang „Von Abschied, Tod und gutem Leben“.

red

Postkartenausstellung im Stadtarchiv: Junger Archivar bringt Ludwigsburgs Geschichte ins digitale Zeitalter

Ludwigsburg – Nach einem Jahr intensiver Arbeit ist Fin Mundel ein Experte für alte Stadtansichten von Ludwigsburg geworden. Der junge Mann hat kürzlich sein Freiwilliges Kulturelles Jahr im Stadtarchiv Ludwigsburg abgeschlossen und dabei die beeindruckende Sammlung von über 1800 Postkarten bearbeitet, die hauptsächlich aus der Zeit des Kaiserreichs (1871 bis 1918) stammen.

Diese über mehrere Jahrzehnte von Armin Weckert akribisch gesammelten Ansichtskarten wurden dem Stadtarchiv Ludwigsburg als Schenkung überlassen und stellen einen wertvollen stadtgeschichtlichen Schatz dar. Mundel übernahm die Aufgabe, die Postkarten zu sortieren, fachgerecht zu verpacken und alle Exemplare in einer Datenbank zu erfassen. Dadurch können einzelne Motive in Zukunft schnell und einfach gefunden werden.

Seit Anfang des Jahres sind einige dieser historischen Postkarten regelmäßig auf den sozialen Medienkanälen der Stadt Ludwigsburg, wie Instagram und Facebook, zu sehen. Dr. Simon Karzel, der Leiter des Stadtarchivs, hebt die besondere Bedeutung dieses Medienwechsels hervor: „Postkarten sind in gewissem Sinne die Vorläufer von sozialen Medien. Daher erfüllen die online zu sehenden Karten unverhofft ein zweites Mal ihren Bestimmungszweck.“

Im kommenden Herbst wird eine Auswahl der alten Ludwigsburg-Ansichten im Foyer des Stadtarchivs ausgestellt. Zudem sollen die Postkarten im Wartebereich der städtischen Bürgerdienste präsentiert werden, um den Bürgern einen Einblick in die Vergangenheit ihrer Stadt zu geben.

red

Erinnerungsstück des jüdischen Ludwigsburgs kommt zurück in die Barockstadt

Büchlein mit getrockneten Blüten und Blättern: Stolperstein-Initiative übergibt Stadtarchiv das Herbarium Harry Grenvilles

Die Stolperstein-Initiative Ludwigsburg hat dem Stadtarchiv ein Herbarium des aus Ludwigsburg stammenden Harry Grenville (Heinz Greilsamer) überreicht. Unter einem Herbarium versteht man eine Sammlung meist getrockneter und gepresster Pflanzen. Das Büchlein mit dem Titel „Blumen des Heiligen Landes“ enthält getrocknete Blüten und Blätter, die kunstvoll arrangiert wurden.

Die jüdische Familie Greilsamer wurde während der Zeit des „Dritten Reichs“ auseinandergerissen. Heinz Greilsamer entkam dem nationalsozialistischen Terror im Sommer 1939 mittels eines Kindertransports nach England. Dort fanden er und seine Schwester Hannah im Haus der Familie Jago in Camelford/Cornwall Aufnahme. Die Eltern überlebten den Holocaust nicht und sahen ihre Kinder nie wieder. Heinz Greilsamer änderte seinen Namen in Harry Grenville.

Eines der wenigen Erinnerungsstücke, das Harry Grenville aus Deutschland mitnahm, war ein kleines Büchlein mit gepressten Pflanzen und einem schönen Nussbaumdeckel. Es gehörte ursprünglich seiner Tante Florina Ottenheimer, die im Rahmen des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms ermordet wurde. Solche Herbarien waren während der vorletzten Jahrhundertwende beliebt. Ziel war es aber nicht, Pflanzen unter botanischen Gesichtspunkten zu sammeln, sondern zu einzelnen Orten Palästinas getrocknete Blumen und Blätter zu kunstvollen Ornamenten zusammenzusetzen.

Als Harry Grenville das Erinnerungsstück zufällig beim Aufräumen wieder fand, schickte er es der Stolperstein-Initiative Ludwigsburg und schrieb dazu: „Auf alle Fälle gehört das Büchlein zu Ludwigsburg, vielleicht in das Stadtarchiv oder die Akten der Stolperstein-Initiative.”

Harry Grenville war einer der wenigen jüdischen Bürger Ludwigsburgs, die den Holocaust überlebt haben. Er ist am 6. November 2018 im Alter von 92 Jahren in England gestorben. Die Stolperstein-Initiative nimmt dies zum Anlass, dieses letzte Erinnerungsstück aus dem Besitz der Familie Greilsamer/Ottenheimer dem Stadtarchiv Ludwigsburg zu übergeben.

Stadtarchivar Dr. Simon Karzel zeigte sich hoch erfreut: „Dies ist auch vor dem Hintergrund bemerkenswert, da es kaum noch Erinnerungsstücke an das einst florierende jüdische Leben in Ludwigsburg gibt.“

 

Ludwigsburger Geschichtsblätter im Jubiläumsjahr

Der 72. Band der „Ludwigsburger Geschichtsblätter“ des Historischen Vereins für Stadt und Kreis Ludwigsburg ist erschienen.

Elfriede Krüger (Vorsitzende des Historischen Vereins), Kreisarchivar Dr. Thomas Schulz, Stadtarchivar Dr. Simon Karzel und Karl-Heinz Zimmerstädt (Produktion) haben vergangene Woche das 272 Seiten starke Werk im Rathaus an Oberbürgermeister Werner Spec übergeben.

Der Band beinhaltet wie jedes Jahr eine große Vielfalt an Themen. Im Jahr 2018 beging Ludwigsburg das 300. Jubiläum seiner Stadtrechtserhebung. Die drei Beiträge von Sigrid Hirbodian, Bas Böttcher und Annette Spellerberg wurden im Rahmen unterschiedlicher Jubiläumsveranstaltungen vorgetragen und haben nun in schriftlicher Form ihren Weg in die Ludwigsburger Geschichtsblätter gefunden. Sie werfen einen Blick auf die Anfänge der Stadt beziehungsweise thematisieren die Rolle Ludwigsburgs in der Gegenwart.

In den zwei Aufsätzen von Daniel Schulz und Eberhard Fritz wird das Schloss Freudental unter Wilhelmina von Würben (geborene von Grävenitz) und König Friedrich von Württemberg behandelt. Tobias Arand erzählt in seinem Beitrag die Geschichte eines jungen Ludwigsburger Soldaten im deutsch-französischen Krieg 1870/71.

Die Texte von Thomas Schulz, Petra Schad und Hermann Schick greifen historische Themen aus dem Landkreis Ludwigsburg auf. Petra Schad berichtet von der Pfarrgemeinde Markgrönigen und der dortigen Niederlassung des Heilig-Geist-Ordens im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts. Kreisarchivar Schulz stellt das Neckarrems der Kaiserzeit vor und Hermann Schick fokussiert sich auf die Novemberevolution 1918 in Marbach.

Weitere Beiträge mit Bezug zur Stadt Ludwigsburg sind die Aufsätze von Simon Karzel zum jüdischen Leben in Ludwigsburg unter besonderer Berücksichtigung der im Stadtarchiv Ludwigsburg vorliegenden Quellen sowie der Artikel des leitenden Oberstaatsanwalts Jens Rommel zur strafrechtlichen Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen durch die von ihm geleitete Zentrale Stelle.

Günther Bergan richtet sein Augenmerk auf öffentliche Toiletten und Kioske in Ludwigsburg, die in den meisten Fällen schon lange in Vergessenheit geraten sind. Fast ein Vierteljahrhundert nach Abzug der Bundeswehr setzt sich Wolfgang Läpple mit einer der längsten Konstanten der Ludwigsburger Geschichte auseinander: Er arbeitet die Geschichte des Ludwigsburger „Hausregiments“ Alt-Württemberg auf. Das Infanterie-Regiment Nr. 121 wurde 1716 gegründet und im Frühjahr 1919 im Zusammenhang mit dem Ende des Ersten Weltkriegs aufgelöst.

Die neueste Ausgabe der weit über den Landkreis hinaus bekannten Zeitschriftenreihe ist im örtlichen Buchhandel sowie im Stadtarchiv für 18 Euro erhältlich.

Vor 120 Jahren: Louis Renault auf Jungfernfahrt

Am Abend des 24. Dezember 1898 startete Louis Renault in Paris mit dem Prototyp seines ersten Automobils zur Testfahrt. Diese geriet für den 21 Jahre alten Autodidakten und sein Fahrzeug zum Triumphzug. Noch am selben Abend erhielt der technikbegeisterte Tüftler die ersten zwölf Aufträge für den Bau einer “Voiturette”. Diese Exemplare bildeten den Grundstein für den Automobilhersteller Renault.

Louis Renault hatte die “Voiturette” allein in einem Holzschuppen in Billancourt aufgebaut. Die Garage existiert noch heute und wird, in Erinnerung an die Anfänge des Unternehmens, sorgsam gehegt und gepflegt.

Mit gerade mal 1,9 Meter Länge war der Zweisitzer auch für damalige Verhältnisse ein ausgesprochener Winzling, wie bereits der Name andeutet: “Voiturette” heißt übersetzt nämlich “Autochen”. Technisch hatte es Renaults Schöpfung aber in sich: Sie war das weltweit erste Fahrzeug mit Kardanantrieb. Statt der damals üblichen Gliederketten übertrug ein 3-Gang-Getriebe mit Direktantrieb die Kraft an die Antriebsräder. Als Motor diente ein 1,75 PS starker luftgekühlter Einzylinder mit 270 Kubikzentimeter Hubraum. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 32 km/h.

Publikumswirksam steuerte Louis Renault für die erste Ausfahrt mit der “Voiturette” ein Restaurant im Zentrum von Paris an, wo er eine Wette abschloss, die für seine Zukunft von entscheidender Bedeutung sein sollte: Wenn es ihm gelingt, mit seiner Konstruktion die 13-prozentige Steigung der Rue Lepic zum Montmartre zu erklimmen, würde er 60 Goldmünzen gewinnen. Die Übung gelang – und Renault sicherte sich nicht nur den Wetteinsatz, sondern auch gleich besagte zwölf Aufträge. Als “Typ A” ging die Voiturette 1899 in Produktion. mid/wal