Steigende Hautkrebsfälle: Deutsche Krebshilfe fordert Maßnahmen zur Risikominimierung

Vor dem Hintergrund steigender Hautkrebsfälle in Deutschland fordert die Deutsche Krebshilfe mehr Prävention und strengere Regeln zur Risikominimierung. Die Bundesregierung müsse bei “notwendigen Klimaanpassungsmaßnahmen den Schutz vor UV-Strahlung ebenso in den Blick nehmen wie den vor Hitze”, sagte Vorstandsvorsitzender Gerd Nettekoven dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland”. “Zudem fordert die Deutsche Krebshilfe gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention zum Schutz vor Hautkrebs ein Solariennutzungsverbot zu rein kosmetischen Zwecken”, sagte er weiter.

Nettekoven wies auch auf die Verantwortung der Kultusministerien hin. Demnach müsse “die Aufklärung über richtiges Verhalten in der Sonne ein fester Bestandteil des Lehrplans und somit des Unterrichts” sein, fordert er. Ziel sei es dabei, dass gesunde Verhaltensweisen selbstverständlich und alltäglich würden.

“Dies bedeutet beispielsweise für die Hautkrebsprävention, dass UV-Schutz verständlich und altersgerecht vermittelt wird und auch Spaß macht.”

red

Hautkrebsbehandlungen in Krankenhäusern steigt um 81 Prozent

Die Zahl der Hautkrebsbehandlungen in Deutschland hat in den vergangenen 20 Jahren fast stetig zugenommen. Im Jahr 2020 wurden 81 Prozent mehr Menschen mit Hautkrebs im Krankenhaus stationär behandelt als im Jahr 2000, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mit. An Hautkrebs starben im Jahr 2020 etwa 4.000 Menschen.

Das waren 53 Prozent mehr als im Jahr 2000 mit 2.600 solcher Todesfälle. Neben Krankheiten der Haut ist auch der sogenannte Volumenmangel immer häufiger die Ursache für Krankenhausaufenthalte und Todesfälle – vor allem für ältere Menschen. Unter Volumenmangel versteht man Austrocknung infolge von unzureichender Flüssigkeitsaufnahme oder erhöhtem Flüssigkeitsverlust.

Etwa 108.000 Menschen wurden im Jahr 2020 deswegen im Krankenhaus behandelt – ein Anstieg um 177 Prozent gegenüber dem Jahr 2000. Noch stärker stieg die Zahl der Todesfälle durch Flüssigkeitsmangel: Sie hat sich innerhalb von 20 Jahren mehr als verachtfacht (+708 Prozent) und lag bei knapp 3.300 im Jahr 2020. Von Flüssigkeitsmangel und Hautkrebs sind ältere Menschen besonders häufig betroffen.

Deren Zahl hat in den vergangenen 20 Jahren zugenommen. Der Anstieg der Krankenhausbehandlungen und Todesfälle bei diesen Diagnosen ist somit teilweise auch altersbedingt, so die Statistiker. Schäden durch Hitze und Sonnenlicht führten im Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2020 zu 1.519 Krankenhausbehandlungen und zu 19 Todesfällen jährlich.

53 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2020 lag die Zahl der im Krankenhaus behandelten Schäden durch Hitze und Sonnenlicht im Jahr 2015 mit 2.322 Fällen. Im selben Jahr waren 60 Todesfälle auf die Hitze oder zu starkes Sonnenlicht zurückzuführen – mehr als dreimal so viele wie im Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2020. 2015 war ein Jahr mit vergleichsweise vielen Hitzetagen in Deutschland: Durchschnittlich 17,6 solche Tage mit einer Temperatur von 30 Grad Celsius oder mehr zählte der Deutsche Wetterdienst. Die meisten Krankenhausbehandlungen (2.600) und vergleichsweise viele Todesfälle (41) durch Hitze oder zu starkes Sonnenlicht gab es 2003 – ebenfalls ein Jahr mit vielen Hitzetagen in Deutschland (19,0).

Im Jahr 2019 mit 17,0 Hitzetagen wurden gut elf Prozent mehr hitzebedingte Behandlungen (1.692) und mehr als doppelt so viele Todesfälle (39) als im Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2020 gezählt.

red / dts

Die Angst vor Hautkrebs

Für viele Menschen gibt es im Sommer nichts schöneres als ein ausgiebiges Sonnenbad. Klar: Die nächsten trüben und nasskalten Tage kommen bestimmt. Doch schützen sich die Deutschen ausreichend vor der gefährlichen UV-Strahlung der Sonne? Wie gut ist die Bevölkerung über das Thema Sonnenschutz informiert? Und worauf achten die Deutschen beim Kauf von Sonnencreme? Diesen Fragen sind YouGov und das SINUS-Institut anlässlich des “Tag des Sonnenschutzes” am 21. Juni in einer repräsentativen Studie nachgegangen.

Die Deutschen sind sich der heißen Gefahr von oben bewusst. So versucht sich eine deutliche Mehrheit (80 Prozent) vor zu hoher Sonneneinstrahlung zu schützen. Aus gutem Grund: Jeder vierte (27 Prozent) gibt an, im Sommer regelmäßig Sonnenbrand zu bekommen. Zwei von fünf Befragten (43 Prozent) haben Angst, an Hautkrebs zu erkranken. Von dieser Angst sind eher Frauen (48 Prozent) als Männer (37 Prozent) betroffen. Die deutliche Mehrheit der Deutschen (63 Prozent) fühlt sich ausreichend über das Hautkrebsrisiko durch zu hohe Sonneneinstrahlung informiert.

Zur Vorbeugung geht jedoch nur jeder dritte (31 Prozent) mindestens alle zwei Jahre zur Hautkrebskontrolle. Hautkrebs ist aber nicht das Einzige, was die Deutschen durch die hohe Sonneneinstrahlung fürchten. 30 Prozent haben Angst, durch die UV-Strahlung vorzeitig Falten zu bekommen.

Gut jeder sechste Deutsche (18 Prozent) schützt sich nicht vor Sonneneinstrahlung. Doch warum? Die meist genannten Gründe sind das Ausbleiben von Sonnenbrand (24 Prozent der Ungeschützten), seltene Aufenthalte in der Sonne (22 Prozent) und der Umstand, das Gefühl von Sonnencreme auf der Haut nicht zu mögen (20 Prozent). Weitere 19 Prozent in dieser Gruppe finden es zu aufwendig, sich einzucremen. mp/rlo