50 Jahre Landkreis Ludwigsburg: 500 Gäste beim Neujahrsempfang

“Neben den wenigen Pflichten brauche es in einer Demokratie „Haltungen, zu denen sich jeder verpflichtet fühlen sollte“, so Landrat Landrat Dietmar Allgaier in seiner Begrüßungsrede beim Neujahrsempfang am vergangenen Donnerstag in Ludwigsburg.

LUDWIGSBURG. „50 Jahre Kreisreform” zum Jahresauftakt im Ludwigsburger Kreishaus: Beim ersten Neujahrsempfang des Landkreises am Donnerstag nach zwei Jahren Corona-Pause stand die 50-jährige-Kreisreform im Mittelpunkt. Umrahmt von musikalischen Beiträgen des Kreisjugend-Orchesters Ludwigsburg erlebten die Gäste den Rück- und Ausblick von Landrat Allgaier sowie einer Podiumsdiskussion an der CDU-Innenminister Thomas Strobl, Karlsruhes Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup und der Hauptgeschäftsführer des Landkreistages Baden-Württemberg, Alexis von Komorowski teilnahmen. Moderiert wurde der Abend von Stephanie Haiber.

Rund 500 Gäste aus Wirtschaft und Politik folgten der Einladung zum Neujahrsempfang ins Kreishaus und nutzten die Gelegenheit zu guten Gesprächen und zwanglosem Netzwerken. Unter den Gästen waren neben zahlreichen Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitikern auch viele Unternehmer: Kornwestheims OB Ursula Keck, die Erste Bürgermeisterin von Ludwigsburg Renate Schmetz, Alt- Landrat Rainer Haas, die Landtagsabgeordneten, Silke Gericke, Tayfun Tok, Tobias Vogt, Ludwigsburgs neuer Polizeipräsident Thomas Wild, KSK-Vorstandschef Dr. Heinz-Werner Schulte, seine Vorstandskollegen Thomas Raab und Dieter Wizemann, Schlossfestspiel-Intendant Jochen Sandig sowie viele Stadträtinnen und Stadträte und reichlich andere Persönlichkeiten des Landkreises.

Info:

Die Kreisreform in Baden-Württemberg im Jahr 1973 hat dazu geführt, dass die Anzahl der Landkreise im Bundesland von 113 auf 35 reduziert wurde. Diese Reform hatte das Ziel, die Verwaltungsstrukturen zu vereinfachen und zu modernisieren sowie die Kosten zu senken.

Die Umstrukturierung erfolgte unter anderem durch Zusammenlegungen von Landkreisen und kreisfreien Städten. Es wurden neue Landkreise geschaffen und bestehende Landkreise erweitert.

Ein Beispiel hierfür ist der Landkreis Ludwigsburg, der im Zuge der Reform aus den Landkreisen Ludwigsburg, Bietigheim und Vaihingen gebildet wurde. Mit über 550.000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist der Landkreis Ludwigsburg heute der zweitgrößte in Baden-Württemberg.

Die Reform hatte auch Auswirkungen auf die Kommunen. Viele kleinere Gemeinden und Ortschaften wurden in größere Einheiten eingegliedert. Dies hatte sowohl Vorteile, wie eine höhere Lebensqualität und bessere Dienstleistungen, als auch Nachteile, wie eine gewisse Entfremdung der Bürger von den politischen Entscheidungen.

Insgesamt hat die Kreisreform in Baden-Württemberg zu einer stärkeren Zentralisierung der Verwaltung geführt und dazu beigetragen, die Verwaltungsstrukturen zu vereinfachen und die Kosten zu senken. Sie hat jedoch auch zu Veränderungen der lokalen Identität und der politischen Partizipation der Bürger geführt.

red

Verwaltung des Kreises reformiert sich und treibt Digitalisierung voran – neuer Dezernent gewählt

Das Landratsamt ist wegen des Corona-Lockdowns wochenlang geschlossen geblieben. Die Kreisverwaltung hat die ruhige Zeit ohne Laufkundschaft genutzt, um mit den auf allen Dienststellen verteilten 2000 Mitarbeitenden in über 40 Gesprächskreisen und weiteren Befragungen einen internen Umbau der Organisation vorzubereiten. Vor ziemlich genau einem Jahr hatte sich Landrat Dietmar Allgaier (CDU) mit einer Videobotschaft an die Beschäftigten in seinem Haus gerichtet. Das war der Startschuss zu einem Organisationsentwicklungsprozess „Gemeinsam. Modern. Gestalten.“ Die Einbindung der Mitarbeitenden in diesen Prozess sei ihm ein wichtiges Anliegen, hat er in seiner Botschaft zum Ausdruck gebracht.

Am Freitag hat Landrat Allgaier das Ergebnis der einjährigen Findungsphase in der Sitzung des Kreistags in Erdmannhausen präsentiert. Eine Veränderung betrifft ihn unmittelbar: Der Landrat überträgt sein eigenes Dezernat I an Andreas Eschbach. Der hatte als erfahrener Verwaltungsfachmann erst im Januar vergangenen Jahres den Fachbereich Zentrale Steuerung und Verwaltung übernommen.

Als neuer Dezernatsleiter wird der 58-Jährige neben Organisations- und Personalfragen für die kreiseigenen Schulen zuständig sein. Ein seiner weiteren Arbeitsschwerpunkte ist, die Digitalisierung voranzutreiben. Darin sieht die Verwaltungsspitze den größten Nachholbedarf. So fordert das neue Onlinezugangsgesetz des Bundes auch von den Kommunen, über das Internet für die Bürger zugänglicher zu werden. Dafür soll die IT-Abteilung personell aufgestockt werden. Bisher seien viele Aufgaben von externen Dienstleistern erledigt worden. Einen ersten Erfolg sieht Allgaier in den zusätzlichen Online-Angeboten der Kfz-Zulassung und Führerscheinstelle, die zum spürbaren Abbau der Wartezeiten geführt hätten.

In einem Treffen mit Vertretern der Medien hatte der Landrat zuvor gefordert, „die Landkreisverwaltung muss Dienstleistungsorientierter, entbürokratisierter und moderner werden.“ Mit der Idee einer Verwaltungsreform war Allgaier bereits vor zwei Jahren in sein neues Amt gestartet. Auf dem Weg zu „einer zukunftsorientieren Landkreisverwaltung“, so der Projekttitel, liegen nun 315 gemeinsam mit einer Leonberger Unternehmensberatung ausgearbeiteten Einzelempfehlungen. Spätestens im zweiten Quartal nächsten Jahres sollen diese in die Tat umgesetzt sein.

Zur Reform gehöre, auf die Personaldecke zu schauen, sagte der Landrat. Wo diese sehr dünn sei wie im IT-Bereich, müsse Personal aufgestockt werden. Als Allgaier in sein Amt kam, gab es lediglich zwei IT-Mitarbeiter. Inzwischen sind es vier. Für die künftigen Aufgaben müssen es mehr werden. „Wir müssen die Kompetenzen intern bündeln“, so die Begründing. Umgekehrt könnten in anderen Bereichen der Verwaltung, wo dies vertretbar sei, zum Ausgleich Stellen abgebaut werden. Die Umstellung auf die elektronische Akte bedeute für die Mitarbeitenden zum Teil eine gewaltige Umstellung, die manchen „Ängste und Sorgen“ bereiteten. Sie müssten in die Reform mitgenommen werden. Der Ausgleich von Familie und Beruf bleibe im Fokus der Arbeitsorganisation. „Er darf aber nicht zu Lasten der Servicequalität gehen“, stellte der Landrat abschließend fest.

“Meine Chancen stehen 50:50” – Ludwigsburg24 im Gespräch mit Gerd Maisch

Sein Arbeitsplatz in Vaihingen an der Enz ist ein kleines Schmuckkästchen, das Gerd Maisch jetzt nach 13 Jahren verlassen will. Denn er möchte das alte Rathaus, das 1693 abbrannte und 1720 wieder neu aufgebaut wurde, gegen das viel modernere Landratsamt in Ludwigsburg tauschen. Wie groß der 55-jährige Oberbürgermeister von Vaihingen an der Enz (Freie Wähler) seine Chancen für diesen Wechsel einschätzt und warum er glaubt, der richtige Kandidat zu sein, erzählt er in einem ausführlichen Gespräch mit Ludwigsburg24.

 

Ludwigsburg24: Sie haben sich knapp vor Ablauf der Bewerbungsfrist entschieden, für die Landratswahlen am 15. November zu kandidieren. Warum kam Ihre Entscheidung erst in der letzten Minute?

Ich bin vielleicht ein Last-Minute-Kandidat was die Abgabefrist für die Bewerbung betrifft, aber mein Entscheidungsprozess ging natürlich schon viel länger. Dabei haben viele Überlegungen eine Rolle gespielt, zum Beispiel, dass ich hier als Oberbürgermeister eine schöne Aufgabe habe. Wir haben den Zuschlag für eine Gartenschau bekommen, die die Stadt im Jahr 2029 ausrichten wird. Die ersten Planungsvorbereitungen dafür beginnen schon jetzt. Eine Gartenschau zu gestalten ist eine Aufgabe, die nicht jeder meiner Amtskollegen und -kolleginnen bekommt.

Auch gefällt mir der gute und ständige Kontakt zu den Bürgern meiner Stadt, der natürlich intensiver ist als der eines Landrates. Außerdem sehe ich die geleistete Arbeit auf kommunaler Ebene sehr konkret. Ich laufe durch die Stadt und kann sagen: Hier haben wir was gemacht, dort haben wir etwas umgesetzt. Das macht natürlich Spaß. Mit jeder höheren beruflichen Ebene werden die Ergebnisse zwangsläufig abstrakter.

Warum haben Sie sich am Ende doch für eine Kandidatur entschieden?

Mit 55 Jahren möchte ich jetzt gerne nochmal neue Herausforderungen annehmen. Diese Kandidatur bietet mir eine gute Möglichkeit, zumal ich im Kreis Ludwigsburg fest verankert und gut vernetzt bin. Der Landkreis bietet viele spannende Themen und anspruchsvolle Aufgaben, denen ich mich gerne stellen möchte. Ich sehe dabei vor allem die Chancen, die man im gemeinsamen Erreichen von Zielen als Kommune, Kreis und Region hat, um das Beste für die Bürger zu erreichen. Hierfür möchte ich meine Erfahrung einbringen als Oberbürgermeister, als Kreisrat und auch als Mitglied der Regionalversammlung vom Regionalverband Stuttgart, der ich seit fünf Jahren angehöre.

Ihre Wahl zum Oberbürgermeister haben sie 2006 im ersten Wahlgang überraschend gewonnen, Ihre Wiederwahl war mit 97 Prozent noch fulminanter Wie hoch schätzen Sie Ihre Chancen ein, zum neuen Landrat gewählt zu werden?

Sie können eine Volkswahl natürlich nicht mit einer Gremienwahl vergleichen. Bei der nun anstehenden Gremienwahl spielt beispielsweise die Parteizugehörigkeit zumindest in den beiden ersten Wahlgängen eine gewisse Rolle. Meine Chancen schätze ich 50:50 ein. Die Gespräche, die ich bisher mit den Fraktionen geführt habe, waren sehr positiv, und ich habe den Eindruck gewonnen, dass man mich als kompetenten Bewerber wahrnimmt, der diese Aufgabe erfüllen könnte.

Bei der OB-Wahl in Ludwigsburg wurden parteipolitische Koalitionen geschmiedet, um eine Ablösung des den Freien Wählern angehörenden Werner Spec an der Rathausspitze herbeizuführen. Fürchten Sie, dass sich gegen Sie auch etwas zusammenbraut?

Nein, das fürchte ich nicht. Bei der OB-Wahl entscheidet allein die Bevölkerung und wählt den Kandidaten, den sie für das Amt am besten hält. Die Parteien positionieren sich zwar zugunsten des einen oder anderen Kandidaten, aber das geht auch gar nicht anders. Eine OB-Wahl in einer Stadt wie Ludwigsburg erfordert einen beachtlichen finanziellen Aufwand des Kandidaten, aber es gibt anders als bei Bund und Land keine Wahlkampfkostenerstattung. Ohne Unterstützung von irgendwelchen Gruppierungen, die sich hinter den Kandidaten stellen und ihn auch finanziell unterstützen, ist so ein Wahlkampf allein kaum durchzuführen. Aber das hat mit der Landratswahl aus meiner Sicht sehr wenig zu tun. Eine Abrechnung in irgendeiner Form kann ich mir nicht vorstellen. Dafür besteht weder ein Bedarf noch ein Wunsch noch eine Strömung in diese Richtung.

Sie wollen wechseln von einer Stadt mit rund 29.000 Einwohnern und einer Verwaltung mit 650 Mitarbeitern in einen Landkreis mit 39 Gemeinden, über 500.000 Einwohnern und 2.000 Mitarbeitern. Wie groß ist Ihr Respekt vor diesem gewaltigen Sprung?

Die Organisationsstruktur einer Stadt und eines Landkreises ist ähnlich und doch wieder ganz anders. Ein Oberbürgermeister hat mindestens so viel direkten Kontakt mit seinen Mitarbeitern wie ein Landrat, das ist durch die Organisationsstruktur einfach gegeben. Und ich behaupte, dass jeder OB mehr Bürgerkontakt hat als ein Landrat. Und ob sie jetzt im Kontakt sind mit viel oder wenig Mitarbeitern, ob mit 29.000 Bürgern oder über 500.000, das ist egal. Den Umgang mit Menschen habe ich in 25 Jahren als Bürgermeister und Oberbürgermeister gelernt und bin somit gut aufgestellt und erfahren genug, um einen Landkreis führen zu können.

Sagen Sie uns doch bitte, warum Sie Ihrer Meinung nach der beste Kandidat von den vier Bewerbern sind.

Wenn man eben diese 25 Jahre Erfahrung als Bürgermeister und Oberbürgermeister hat, seit 20 Jahren im Kreistag sitzt, dann hat man den wichtigen Blick von beiden Seiten. Den Blick auf den Kreis durch den Kreisrat, den auf die kommunale Seite als OB. Ich glaube, dass ich die beiden Sichtweisen und Erwartungen gut zusammenbringen und zu einem Miteinander führen kann, um letztlich das Ziehen an einem gemeinsamen Strang von allen Beteiligten zu erreichen.

Beschreiben Sie sich doch bitte mal selbst. Wie sind Sie als Mensch, als Politiker?

Ich bin sicherlich sehr zielstrebig, arbeite gerne für die Allgemeinheit, ich glaube, dass ich mich verständlich ausdrücke und den Menschen alle Verwaltungsentscheidungen nachvollziehbar erklären kann. Ich bin sehr ehrlich und damit auch verlässlich. Mir kann man nicht vorwerfen, dass ich jemals etwas gesagt habe, was ich hinterher anders gemacht habe.

Und welcher Typ Chef sind Sie, welche Führungsqualitäten zeichnen Sie aus?

Ich weiß, dass der Kopf einer Organisation sehr wichtig ist. Ich weiß aber auch, dass es ohne das Team nicht geht. Ich bin nicht beratungsresistent und pflege schon immer mit meinen Mitarbeitern eine gute sowie vertrauensvolle Zusammenarbeit, suche ihren Rat, da sie naturgemäß in der Detailarbeit viel stärker drin sind als ich. Wir tauschen uns intensiv aus und versuchen gemeinsam, gute Vorschläge zu erarbeiten. Klappt das mal nicht, dann ist klar, am Ende entscheidet der Chef – mit allen Konsequenzen. Das heißt, ich ertrage dann im schlimmsten Fall auch die Kritik von außen und ducke mich nicht etwa weg, sondern ich stehe vor meinen Mitarbeitern und übernehme die volle Verantwortung.

Jeder von uns hat neben Stärken auch die eine oder andere Schwäche. Woran würden Sie gerne noch an sich arbeiten?

In der Regel habe ich mich im Griff, aber dennoch werde ich manchmal ungeduldig, zum Beispiel dann, wenn man ein Thema schon mehrfach durch- und ausdiskutiert und auch Entscheidungen getroffen hat und dann fängt irgendwer alles wieder von vorn an. Es gehört zum politischen Geschäft, dass getroffene Entscheidungen auch schlussendlich akzeptiert werden müssen.

Wie äußert sich Ihre Ungeduld, werden Sie laut, hauen Sie auf den Tisch?

Nein, weder noch, ich habe meine Emotionen gut im Griff. Ich äußere sachlich, aber sehr bestimmt, dass ich nicht bereit bin, erneut zu diskutieren. Allerdings gibt es ein paar langjährige Gemeinderäte, die behaupten, meine Ungeduld an meinem Blick erkennen zu können.

Was die eigene Karriere betrifft, sind Sie sehr erfolgsverwöhnt. Haben Sie auch gelernt mit Niederlagen umzugehen?

Seit über 30 Jahren arbeite ich nun in der öffentlichen Verwaltung, davon 25 Jahre in einer Führungsfunktion. Das ist zwar eine gerade Linie im Lebenslauf, dennoch gibt es im politischen Geschäft immer wieder Situationen oder Erlebnisse, von denen man überrascht, enttäuscht ist. Das habe ich natürlich auch erlebt. Das tut im ersten Moment weh, aber man lernt damit umzugehen.

Sind Sie ein nachtragender Mensch?

Wenn mich jemand persönlich verletzt, verändert sich mein Verhalten. Diesen Menschen gehe ich außerhalb meines Amtes aus dem Weg, weil ich privat nicht meine Zeit mit ihnen verbringen will. Das würde ich nicht als nachtragend bezeichnen, sondern als konsequent.

Würden Sie als Landrat mit allen Parteien zusammenarbeiten oder gibt es Ausnahmen?

Prinzipiell sind alle im Kreisrat sitzenden Vertreter demokratisch gewählt und somit darf jede Partei jederzeit ihre Vorschläge einbringen, die in den Gremien beraten werden. Aber natürlich habe ich eine Position und Meinung, die ich offen vertrete, weshalb nicht jede Idee bei mir auf Gegenliebe stößt. Aber ich schließe auch niemanden aus. Sie spielen wahrscheinlich auf den Umgang mit der AFD an. Einen sachlich guten Vorschlag eines AFD-Vertreters nehme ich genauso an wie den von allen anderen Parteien, auch wenn ich mit meinen eigenen politischen Ansichten von dieser Partei sehr, sehr weit weg bin.

Mit welcher Partei sehen Sie die größten Überschneidungen?

Der Kreistag ist mit seinen sieben Gruppierungen ein Querschnitt der Bevölkerung, die komplexer, heterogener geworden ist. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es für die Sachthemen immer große Mehrheiten über die Parteigrenzen hinweg gab, deshalb bin ich auch zuversichtlich für die Zukunft. Es gibt kein linkes oder rechtes, kein grünes, schwarzes oder rotes Krankenhaus, sondern nur eine gute medizinische Versorgung für die Bevölkerung. Deshalb ist die Parteistruktur in einem Kreistag nicht ganz so deutlich wahrnehmbar wie in einem Parlament. Das ist auch gut so und macht das kommunale Geschäft so angenehm.

In der Vergangenheit gab es häufig große Differenzen zwischen dem ausscheidenden Landrat Rainer Haas und dem jetzt abgewählten OB von Ludwigsburg, Werner Spec. Wie stehen Sie zu der beschlossenen Doppelstrategie im ÖPNV von Schnellbussen und Niederflurbahnen? Bleibt es dabei oder werden Sie das Kapitel als neuer Landrat nochmals neu aufmachen?

Die Diskussion dazu ist geführt, die Beschlüsse sind gefasst. Dabei bleibt es jetzt auch. Der Bürger hat das Recht darauf, dass die Beschlüsse endlich umgesetzt und abgearbeitet werden.

Welche Themen stehen als möglicher neuer Landrat noch ganz oben auf Ihrer Agenda?

Ein wichtiges Thema ist die Verbesserung des ÖPNV im gesamten Landkreis. Es geht um den S-Bahn-Ausbau beispielsweise der S5 oder die Ausdehnung der Strohgäubahn. Das ganze Krankenhauswesen bleibt wichtig. Das Akut-Krankenhaus in Vaihingen an der Enz wurde geschlossen, gerade wird über den Krankenhausstandort Marbach diskutiert. Hier brauchen wir bei allen Beschlüssen eine gute Transparenz für die Bürger, um die nötige Akzeptanz zu erzielen. Beim Thema Abfall geht es um die freigemessenen Abfälle aus Neckarwest und die damit verbundenen langfristigen Entsorgungsmöglichkeiten. Die Deponien sind irgendwann voll, dann brauchen wir neue. Einen neuen Standort kann man heute aber nur noch umsetzen, wenn man die Bevölkerung hinter sich hat.

Haben Sie auch ein Herzensprojekt, das Sie gerne vorantreiben würden?

Die Pflege ist mir ein Herzensanliegen. Neben dem allgemeinen Problem der fehlenden Pflegekräfte, haben wir im Landkreis auch zu wenig Kurzzeit-Pflegeplätze. Hier muss der Landkreis mit ins Boot, um die Kurzzeitpflege wieder interessanter zu machen für die Pflegeheimbetreiber und um die pflegenden Angehörigen besser zu unterstützen und zu entlasten.

Auf welches Projekt sind Sie als OB von Vaihingen an der Enz besonders stolz?

Er gibt durchaus mehrere Projekte, über die ich glücklich sein kann. So haben wir für unsere Mitarbeiter bessere strukturelle Arbeitsbedingungen oder für den Bauhof eine neue Einrichtung schaffen können. Richtig stolz bin ich jedoch auf den Umstand, dass es uns seit Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz im Jahr 2013 irgendwie immer gelungen ist, allen Eltern mit dringendem Betreuungsbedarf ein entsprechendes Angebot zu unterbreiten. Wir haben einen bunten Strauß an Maßnahmen dafür ergriffen, haben u.a. neue Kindergärten gebaut, bestehende erweitert, so dass wir einen wichtigen Beitrag zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie geleistet haben. Es gab bislang keine einzige Klage gegen die Stadt.

Sie sind Vater von vier Kindern, diskutieren Sie daheim über Politik? Und was halten Sie von der Bewegung „Fridays for Future“?

Als Vater und als Politiker habe ich Verantwortung für die kommenden Generationen und natürlich habe ich für die nachwachsende Generation und ihre berechtigten Sorgen großes Verständnis. Ich denke zwar, dass es in der Emotionalität manchmal ein bisschen zu weit geht, aber die Sorgen als solche kann ich nachvollziehen. Wir müssen deutlich machen, was schon passiert ist und was künftig passieren muss und soll. Es ist zwar das Privileg der Jugend zu fordern, dass alles noch schneller gehen sollte, aber die Lebenswirklichkeit in einer sehr heterogen gewordenen Gesellschaft bedingt nun mal, dass es nicht immer sofort und schnell gehen kann. Darüber diskutiere ich selbstverständlich auch mit meinen Kindern.

Welchen Beitrag leisten Sie zum Klimaschutz?

Schon seit vielen Jahren haben wir die Dächer unserer kommunalen Einrichtungen mit Photovoltaik ausgestattet. Vor 15 Jahre haben wir bereits unsere Stadthalle und auch unsere Innenstadtschulen jeweils auf eine Holzhackschnitzel-Heizungsanlage umgestellt. Dieses System verlängern wir gerade in die Innenstadt. Wir haben im Stadtteil Gündelbach ein Fernwärmenetz aufgebaut und vieles mehr. Es ist also schon viel passiert auf unserer kommunalen Ebene. Aber jedem muss klar sein, dass der Klimaschutz ein gesamtgesellschaftliches Thema ist, zu dem jeder Einzelne seinen Beitrag leisten muss und das wird eine spannende Herausforderung, denn das heißt für jeden Einzelnen auch persönlicher Verzicht, beispielsweise schon bei der nächsten Urlaubsreise. Die Umsetzung zum Schutz des Klimas ist für viele Menschen in Bezug auf ihr eigenes Leben leider noch sehr abstrakt.

Warum hat es Sie bislang nicht in den Landtag oder in den Bundestag gezogen?

Politisch gehöre ich den Freien Wählern Baden-Württemberg an, die sich auch ganz bewusst nur in Stadt, Kreis und Region engagieren. Damit habe ich von Beginn an ganz bewusst deutlich gemacht, dass ich meine berufliche Zukunft ausschließlich auf der kommunalen Ebene sehe. Hier ist die Welt durch Bürger- und Projektnähe konkret, hier setze ich gefasste Beschlüsse auch selbst um, das macht mir Spaß.

Haben Sie auch nie darüber nachgedacht, in einer anderen Region beruflich Fuß zu fassen?

Nein, warum hätte ich dies tun sollen? Ich bin im Raum Böblingen aufgewachsen, habe hier in der Region meine ganz persönlichen Beziehungen wie Verwandtschaft, Freundeskreis. Alle sind in der Region, ich fühle mich hier wohl, warum sollte ich dann woanders hingehen. Ich hatte durchaus berufliche Anfragen aus anderen Regionen, mit denen ich mich auch beschäftigt habe, aber letztlich habe ich mich immer für meine hiesige Heimat entschieden, weil mir die Verwurzelung wichtig ist.

Sollten Sie gewählt werden, wollen Sie dann Richtung Ludwigsburg umziehen?

Nein, dafür besteht keine Notwendigkeit, denn man kann hier sehr schön wohnen und leben. Ich fühle mich privat sehr wohl in dieser Stadt.

Interview: Patricia Leßnerkraus und Ayhan Günes

Sportkreis Ludwigsburg feiert Jubiläum

Gleich zwei Anlässe gab es für den Besuch des Zeltlagers auf der Freizeitanlage Untersteinbach im Hohenlohekreis für Landrat Dr. Rainer Haas am Donnerstag (22. August): Die Anlage, die der Sportkreis Ludwigsburg betreibt, feiert in diesem Jahr nicht nur ihr 60-jähriges Bestehen, sondern auch einen neuen Anbau, der den Küchentrakt und den Speiseraum erweitert. „Künftig können auch Wetterkapriolen den Essensbetrieb nicht mehr beeinträchtigen. Der Anbau stellt zudem sicher, dass gut 220 Jugendliche mit den Betreuern zugleich essen können – in einem ungleich schöneren Ambiente als das Zelt es bisher bot“, sagte Haas. Eine Vertragsunterzeichnung, eine Scheckübergabe, eine Eisspende, eine Ehrung und ein Zapfenstreich waren die weiteren Programmpunkte des Besuchs.

 Der Neubau kostet rund 550.000 Euro, der Zuschuss des Landkreises  beträgt 150.000 Euro. Den Rest finanzieren der Sportkreis Ludwigsburg und der Verein zur Förderung der Sportkreisjugend. Der Chef der Kreisverwaltung betonte, dass eine Freiwilligkeitsleistung in dieser Größenordnung für den Kreistag nicht alltäglich sei. Wenn man jedoch bedenke, dass die Nutzung auf 30 bis 40 Jahre ausgelegt sei und dabei allein in der Sommerfreizeit rund 400 Jugendliche plus Betreuer davon profitieren würden,  relativiere sich diese Summe. Weil man aber mit dem Erstellen von Erweiterungs- und Neubauten allein die Einrichtung im Steinbacher Tal nicht erhalten könne, dankte er den zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, „die die Ferienaufenthalte überhaupt erst möglich gemacht haben“. Auch bei der Gemeinde Untersteinbach, den Familien Rebmann und Schaller sowie beim Sportkreis-Team und bei der Sportkreis-Jugend bedankte er sich.

„Es gibt hier erlebnisorientierte Freizeitaktivitäten, die bei den Teilnehmenden eine nachhaltige Wirkung hinterlassen und das Gemeinschaftsgefühl und den Zusammenhalt stärken. Teamfähigkeit und Verlässlichkeit werden gefördert und stärken das Selbstbewusstsein jedes Teilnehmers. Hinzu kommt, dass Menschen aus allen Bevölkerungsschichten und verschiedenste Nationalitäten zusammenfinden – deshalb ist die Freizeitanlage Untersteinbach so wichtig“, stellte der Chef der Kreisverwaltung fest. „60 Jahre Untersteinbach – das heißt mehr als 23.000 Kinder und Jugendliche, die als Freizeit-Teilnehmer hier zu Gast waren und naturnahe, erlebnisreiche und spannende Tage erleben durften. Dabei waren rund 620 Helferinnen und Helfer im Einsatz, die Jahr für Jahr aufs Neue eine unvergleichliche Atmosphäre für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schaffen.“ Abschließend gratulierte Landrat Haas dem Sportkreis zum 60-Jahr-Jubiläum der Freizeitanlage mit einem 500-Euro-Scheck aus seinen persönlichen Verfügungsmitteln, gab Eis für alle Teilnehmenden aus und sagte: „Der Landkreis Ludwigsburg ist stolz auf dieses Schmuckstück.“

Zum Schluss unterzeichneten Landrat Haas und Matthias Müller, Präsident des Sportkreises Ludwigsburg, einen Vertrag, der die künftige Zusammenarbeit zwischen Sportkreis und Landkreis sichert. Danach zeichnete Präsident Müller Landrat Haas mit dem Sportkreisehrenbrief aus und der ungarische Betreuer András Riegler spielte auf der Trompete den Zapfenstreich für den Landrat, der zum letzten Mal in dieser Funktion in Untersteinbach war.

Landrat verabschiedet ausscheidende Kreisräte

 LUDWIGSBURG. Im Anschluss an die letzte Sitzung des 2014 für fünf Jahre gewählten Kreistags hat Landrat Dr. Rainer Haas ausscheidende und wiedergewählte Kreisräte gewürdigt und geehrt. „Danke für eine gute Zusammenarbeit und ein vertrauensvolles und konstruktives Miteinander im Kreistag, danke für die vielen guten Projekte und Vorhaben, die wir zum Wohle der Menschen im Landkreis auf den Weg gebracht haben“, sagte der Chef der Kreisverwaltung.

Insgesamt 16 Kreisräte, die mindestens 15 Jahre im Kreistag waren, zeichnete er mit der Verdienstmedaille des Landkreises aus – der höchsten Auszeichnung, die der Landkreis zu vergeben hat: Ulrich Bahmer (Ditzingen), Kornelius Bamberger (Bönnigheim),  Gero Dorda (Asperg), Albrecht Fischer (Vaihingen an der Enz), Rainer Fröbel (Murr), Hans-Jürgen Kemmerle (Ludwigsburg), Bernd Kirnbauer (Ludwigsburg), Claus Langbein (Kornwestheim), Manfred List (Bietigheim-Bissingen), Herbert Pötzsch (Marbach am Neckar), Werner Rohloff (Vaihingen an der Enz), Reinhard Rosner (Oberstenfeld), Claus Schmiedel (Ludwigsburg), Ewald Wildermuth (Bietigheim-Bissingen), Joachim Wirth (Möglingen), Erich Zucker (Löchgau).

Für 20-jährige Mitgliedschaft im Kreistag überreichte Landrat Haas die Verdienstmedaille des Landkreistags in Bronze an: Karl-Heinz Balzer (Remseck am Neckar), Konrad Epple (Ditzingen), Rainer Fröbel (Murr), Armin Haller (Ludwigsburg), Klaus Herrmann (Ludwigsburg), Claus Langbein (Kornwestheim), Gerd Maisch (Vaihingen an der Enz), Herbert Pötzsch (Marbach am Neckar), Reinhard Rosner (Oberstenfeld), Claus Schmiedel (Ludwigsburg), Rudolf Sickinger (Gerlingen), Horst Stegmaier (Erdmannhausen), Ewald Wildermuth (Bietigheim-Bissingen) und Erich Zucker (Löchgau).

Landrat Haas ehrte Johann Heer (Ludwigsburg) und Werner Nafz (Hemmingen) für 30-jährige Mitgliedschaft im Kreistag mit der Verdienstmedaille des Landkreistags in Silber. Mit der Verdienstmedaille des Landkreistags in Gold für 40-jährige Mitgliedschaft im Kreistag zeichnete Landrat Haas Manfred List (Bietigheim-Bissingen) aus.

Der Chef der Kreisverwaltung schloss in seinen Dank und seine Würdigung auch die anderen Kreisrätinnen und Kreisräte ein.

 

Paukenschlag in Ludwigsburg: Landrat Dr. Rainer Haas kündigt seinen Rückzug an

Der dienstälteste Landrat in Baden-Württemberg hat am heutigen Freitag im Kreishaus seinen Rückzug als Landrat verkündet. Im Januar 2020 endet seine Amtszeit. Der seit dem 5. Januar 1996, mit 40,6% erst im dritten Wahlgang, gewählte Oberste Kommunalbeamte des Landkreises Ludwigsburg sagte, “24 Jahre seien genug”, es ist nach einer so langen Amtsperiode Zeit für ein neues Gesicht. Der in Gerlingen lebende Haas werde zu einer weiteren Amtszeit nicht mehr antreten. Der 62-jährige gelernte Jurist und ehemaliger Verwaltungsrichter will sich jedoch keineswegs zur Ruhe setzen. Vielmehr freue er sich auf die Zeit danach und lies die die Zuhörer im Kreishaus wissen, dass ihm sicherlich nicht langweilig werde.

red

Neujahrsempfang des Landkreises im Kreishaus – Mehr als 600 Gäste

Wir sind fit für die Zukunft – die Weichen sind richtig gestellt, so Landrat Dr. Rainer Haas in seiner Begrüßungsrede am gestrigen Freitag in Ludwigsburg.

LUDWIGSBURG. „Serata Italiana“, italienischer Abend, zum Jahresauftakt im Ludwigsburger Kreishaus:
Beim Neujahrsempfang des Landkreises am Freitagabend standen die italienisch-deutsche Freundschaft, der europäische Gedanke und die überragende Bedeutung des friedlichen und freundschaftlichen Zusammenlebens in Europa im Mittelpunkt. Umrahmt von musikalischen Beiträgen des Kreisjugend-Orchesters Ludwigsburg erlebten die erneut mehr als 600 Gäste den Rück- und Ausblick von Landrat Dr. Rainer Haas sowie den Vortrag des Gastredners Prof. Dr. Alberto Barzanò von der Mailänder Unversità Cattolica del Sacro Cuore, den Haas als „einen durch seine Familien-Geschichte in besonderer Weise europäischen Netzwerker aus Überzeugung“ ankündigte. „Das Jahr 2018 war aus Sicht des Landkreises
ein sehr gutes, weil der Kreistag die richtigen Weichenstellungen vorgenommen hat“, zeigte sich Landrat Haas zufrieden. Der Neujahrsempfang klang mit einer Partnerschaftsausstellung, italienischen Spezialitäten und Gesprächen aus. „Die Finanzen des Landkreises sind im Lot – der Haushalt 2019 zeigt eine sehr erfreuliche Entwicklung: Zum vierten Mal in Folge konnte der Landkreis Ludwigsburg einen erheblichen Zuwachs der Steuerkraftsumme verbuchen“, fuhr der Chef der Kreisverwaltung fort. Der Kreistag habe als Kreisumlage 27,5 Prozentpunkte beschlossen.
Dies gehe in Ordnung, zumal der Kreistag dem Verwaltungsvorschlag von 28 Prozentpunkten auf andere Weise gefolgt sei, indem er die Zusage gegeben habe, zur Finanzierung der Investitionen unserer Kliniken Überschüsse aus den Vorjahren zu verwenden. „Hervorzuheben ist, dass der Landkreis trotz des Abbaus der Kreditmarktdarlehen erhebliche Investitionen in den vergangenen Jahren gestemmt hat, zum Beispiel die Kreishauserweiterung oder die Investitionen in den Straßen- und Radwegebau sowie in den ÖPNV.“ Gerade auch bei den Kliniken sei der Landkreis gut aufgestellt. Dank mutiger und richtungsweisender Entscheidungen des Aufsichtsrats und des Kreistags würden unsere Kliniken fit für die Zukunft werden. Sehr erfreulich sei auch, dass es wieder neun Mediziner und zwei Häuser der Regionalen Kliniken Holding RKH – das Klinikum Ludwigsburg
und die Orthopädische Klinik Markgröningen – in die Bestenliste des Nachrichtenmagazins „Focus“ geschafft haben. Für die Beruflichen Schulen des Landkreises sei 2018 ebenfalls positiv verlaufen: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe mit seiner Frau die Oscar-Walcker-Schule mit ihrem in den Rang des UNESCOWeltkulturerbes erhobenen Orgelbau-Handwerk, die Mathilde-Planck-Schule und die Lernfabrik 4.0 im Beruflichen
Schulzentrum Bietigheim-Bissingen (BSZ) besucht, zudem habe man das 60-jährige Bestehen der Carl-Schaefer-Schule (CSS) feiern können und beabsichtige die Einrichtung einer Lernfabrik 4.0 in der CSS für Handwerksberufe. Auch dem Ziel, eine flächendeckende, glasfaserbasierte Breitbandversorgung bis 2030 sicherzustellen, sei der Landkreis im vergangenen Jahr näher gekommen durch den Abschluss eines Letters of Intent mit der Telekom und durch die Unterzeichnung der Satzung des Zweckverbands. Nun stünden die Unterzeichnung einer  operationsrahmenvereinbarung mit der Telekom sowie die Gründung eines Zweckverbands unmittelbar bevor. Voraussichtlich
ab Februar werde der Zweckverband „Kreisbreitband Ludwigsburg“ die zentrale und gemeinsame Plattform für alle Kommunen im Landkreis und deren Partner im Breitbandausbau sein. Schließlich: Bei der Stadtbahn und den Schnellbussen sei man, so der Chef der Kreisverwaltung, mit der Einigung auf einen gemeinsamen Beschlussvorschlag für die zuständigen Gremien einen wichtigen Schritt vorangekommen. „Nun können
wir – die Zustimmung der zuständigen Gremien vorausgesetzt – in die Planung einsteigen“, stellte Landrat Haas fest. Die Verwirklichung des Projekts werde die dringend nötige Verbesserung der Verkehrssituation in Stadt und Kreis Ludwigsburg bringen.
„Die Weichenstellungen 2018 für den Landkreis waren richtig und um wichtige Weichenstellungen geht es nicht zuletzt auch in Europa in diesem Jahr“, sagte Landrat Haas. „Die Europawahl am 26. Mai hat historische Bedeutung, weil sich Europa am Scheideweg befindet. Ich appelliere daher an die Bürgerinnen und Bürger zur Wahl zu gehen: Europa entsteht hier, vor Ort, auf der kommunalen Ebene. Dazu gehören das Einmischen auf
europäischer Ebene, aber auch gelebte Städtepartnerschaften, wie wir sie zahlreich im Landkreis Ludwigsburg haben.“ In diesem Zusammenhang dankte Haas dem Hemminger Bürgermeister Thomas Schäfer für dessen Engagement für den Freundschaftsvertrag mit Almenno San Bartolomeo, der am Sonntag in Hemmingen unterzeichnet wird. Der gegenwärtige Zustand Europas, so der Landrat weiter, hänge auch damit zusammen, dass Europa zunehmend als Institution wahrgenommen wird, in der viel geredet, aber wenig gemacht werde. Weil mehr Europa mehr Handlungsfähigkeit bedeute, müsse Europa gestärkt werden. Europa brauche mehr Leben durch mehr Einfluss der Kommunen und Regionen auf die Politik der EU. Erst durch die kommunale Ebene werde die Politik der EU erlebbar. „Nur mit viel kommunalem Sachverstand und Pragmatismus hat Europa eine Zukunft“, stellte Haas fest. Das werde freilich nicht mit allen 28 oder 27 Mitgliedsstaaten gehen: „Deshalb brauchen wir ein Europa der zwei Geschwindigkeiten, bei dem einige Staaten mutig vorangehen und andere später nachfolgen können – dieses Europa der zwei Geschwindigkeiten gibt es schon, es muss aber vertieft werden.“ Die Idee des französischen Präsidenten Emmanuel Macron aufgreifend, „Consultations“ (Beratungen) in den EU-Mitgliedstaaten zu veranstalten, werde es schon am 7. Februar eine Europa-Veranstaltung im Kreishaus mit der französischen Botschafterin in Deutschland, Anne-Marie Descôtes, und EU-Kommissar Günther Oettinger geben, kündigte Haas an.
Vor allem junge Menschen seien die Hoffnung für eine gelingende europäische Einigung. Ihnen müsse der Sinn eines geeinten Europas und der europäischen Werte vermittelt werden. Deshalb veranstalte der Landkreis jedes Jahr unter anderem den Europawettbewerb und das Europaquiz. „Wir dürfen nicht müde werden, für Europa zu werben und seine Vorteile als eines der größten und erfolgreichsten Friedensprojekte der Geschichte immer wieder vor Augen zu führen. Wir müssen aber auch deutlich machen, dass wir in einer immer globalisierteren Welt nur als ein vereintes Europa wahrgenommen und international Gewicht haben werden. Europa war und ist das zentrale Instrument für die Entwicklung des Friedens, des Wohlstands und der Zusammenarbeit – Europa ist unsere Zukunft!“ Zum Schluss ging Landrat Haas auf die italienisch-deutsche Freundschaft ein: „Italien gehörte 1957 ebenso wie Deutschland zu den sechs Gründungsmitgliedern der Europäischen Union. Der Landkreis Ludwigsburg pflegt
schon seit fast 20 Jahren seine Freundschaft mit der Provinz Bergamo und Oberstenfeld, Remseck, Sersheim und Hemmingen unterhalten – teilweise seit Jahrzehnten – Partnerschaften mit, Verbicaro, Sèn Jan di Fassa, Canale und Almenno San Bartolomeo.“ Er dankte der Provinz Bergamo und den genannten Städten und Gemeinden für ihre tatkräftige Mitwirkung am Neujahrsempfang und wünschte allen Gästen „ein gutes, gesundes, erfolgreiches und glückliches Jahr 2019, in dem Ihnen die persönlichen Weichenstellungen gelingen mögen!“

red