Vier Pfoten für die Seele: Therapiehund Mate bringt neue Hoffnung auf der Intensivstation in Ludwigsburg

Ein tierischer Besuch mit großer Wirkung: Im Klinikum Ludwigsburg hilft ein Therapiehund Patienten auf der Intensivstation, Momente der Angst, Einsamkeit und Anspannung zu überwinden. Zwischen Maschinen und Medikamenten bringt Mate etwas zurück, das im Krankenhausalltag oft verloren geht – Menschlichkeit. Ein außergewöhnliches Pilotprojekt, das berührt – und Hoffnung macht.

Ludwigsburg – Er hat weiches Fell, treue Augen und eine Mission: Mate, ein ausgebildeter Therapiehund, sorgt seit Kurzem auf der interdisziplinären Intensivstation des RKH Klinikums Ludwigsburg für besondere Momente. Zwischen Monitorpiepsen, medizinischer Präzision und klinischer Routine bringt der freundliche Vierbeiner etwas, das in dieser Umgebung oft fehlt – Ruhe, Freude und ein Stück Menschlichkeit.

Der ungewöhnliche Mitarbeiter auf vier Pfoten ist Teil eines neuen Projekts, das auf Initiative eines engagierten Klinikteams ins Leben gerufen wurde. Jacqueline Widmaier (Fachkrankenschwester für Intensiv- und Anästhesiepflege), Dr. Monica Bürle (Sektionsleiterin und Oberärztin) sowie Gabriele Glaninger (pflegerische Bereichsleitung) entwickelten gemeinsam mit Hundetherapeutin Elke Recktenwald das Konzept für den tierischen Besuchsdienst.

„Der Einsatz von Mate als Therapiehund auf unserer Intensivstation ist etwas ganz Besonderes und ein bedeutender Schritt, um die Genesung unserer Patienten ganzheitlich zu fördern“, erklärt Dr. Bürle. Und die Reaktionen der Patientinnen und Patienten? Sprechen für sich. Berührte Blicke. Ein Lächeln. Manchmal Tränen. Aber vor allem: eine kleine Auszeit vom Kampf um die Gesundheit.

Begleitet von einem speziell entwickelten Hygienekonzept und umfangreicher Vorbereitung hat Mate im März seine Arbeit aufgenommen. Ziel ist es nicht nur, Freude zu schenken – sondern auch medizinisch messbare Effekte zu erzielen. Studien belegen, dass tiergestützte Therapien auf Intensivstationen den Blutdruck senken, das Stressniveau reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden verbessern können.

In Deutschland ist das Projekt bislang eine Rarität. Neben dem Ludwigsburger Klinikum ist aktuell nur eine weitere Klinik in Freiburg i. Br. für ein ähnliches Modell bekannt. Damit gehört das RKH zu den Vorreitern in der patientenzentrierten Versorgung.

„Es ist bewegend zu sehen, was ein Tier bewirken kann – manchmal mehr als Worte oder Medikamente“, sagt eine Pflegerin nach einem der Besuche. Mate bleibt dabei stets ruhig, lässt sich streicheln, legt sich neben das Bett. Kein Bellen, kein Stress – nur Nähe.

Und genau die ist es, die auf einer Intensivstation oft fehlt. Mit Mate zieht sie nun wieder ein – auf leisen Pfoten.

red

Warum immer mehr Menschen unter chronischem Schmerz leiden: Die Hintergründe

Die stundenlange Beschäftigung mit Fernsehen, Computer und Handy fordert ihren Tribut. Weil es an Bewegung und Kraftaufbau mangelt, drohen chronische Schmerzen des Bewegungsapparats. Aktuell leiden mehr als 23 Millionen Menschen in Deutschland darunter. Tendenz steigend.

“Das Nächste ist, dass die Bevölkerung immer älter wird. Und schwerwiegende Tumorerkrankungen oder Nervenschmerzen ganz klar einen Altersbezug haben”, erklärt Dr. Johannes Horlemann, Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin, im Gesundheitsmagazin “Apotheken Umschau”.

Die Fachleute reichen schon heute nicht mehr aus, um die Patienten mit andauernden Beschwerden zu behandeln. Zwischen 1200 bis 1300 Ärzte sind bisher schmerzmedizinisch weitergebildet und in der Lage, Personen mit sehr starken chronischen Schmerzen zu helfen – vor allem, wenn Haus- oder andere Fachärzte nicht mehr weiterkommen.

“Von solchen Schmerzen sind deutschlandweit etwa 3,4 Millionen Menschen betroffen. Pro Quartal ist vorgesehen, dass ein Schmerzmediziner oder eine Schmerzmedizinerin etwa 300 Patienten betreut. Wenn man nachrechnet, kann das nicht ausreichen”, gibt Horlemann zu bedenken.

Die chronisch schwergradig beeinträchtigten Menschen sind ein großes schmerzmedizinisches Problem – zum Beispiel Schmerzen von Tumorkranken oder auch der chronische Rückenschmerz. Wird früh genug erkannt, dass sich ein akuter Schmerz zu einem chronischen entwickelt, kann ein langer Leidensweg erspart werden – sofern der Arzt rechtzeitig zu einem spezialisierten Schmerzmediziner überweist.

Einen ausgewiesenen “Facharzt für Schmerzmedizin” gibt es bisher noch nicht. Ein solcher Facharzt, der mit neurologischen, orthopädischen, psychologischen und mit anderen Kenntnissen ausgerüstet ist, hat sich in Ländern wie Irland oder Israel schon bewährt.

mp/asg

 

Den Tremor im Griff

Mehr als eine Viertelmillion Menschen in Deutschland sind an Parkinson erkrankt. Oftmals leiden sie an einem Tremor, dem unkontrollierten Zittern der Hände. Ein Tübinger Forscherteam hat jetzt neue Erkenntnisse gewonnen.

Da Medikamente bei Tremor-Patienten oftmals keine Besserung bringen, bleibt in vielen Fällen nur ein gefährlicher operativer Eingriff am Gehirn. Der Bedarf an weiteren Therapien ist daher groß, zumal die Patientenzahlen steigen. An Parkinson, auch Schüttellähmung genannt, erkranken insbesondere ältere Menschen, die Krankheit tritt laut AOK-Bundesverband meist erst nach dem 50. Lebensjahr auf. Ab 65 Jahre seien etwa 18 von 1.000 Menschen betroffen. Männer erkrankten etwa 1,5 Mal häufiger als Frauen, so die Gesundheitsexperten der AOK. Doch die Behandlungsmethoden sind eingeschränkt, bisher jedenfalls.

Ein interdisziplinäres Tübinger Forschungsteam um den Neurochirurgen Professor Alireza Gharabaghi und den Neurologen Priv. Doz. Dr. Daniel Weiss konnte nun zeigen, dass der subthalamische Kern (STN) im Gehirn in einer Frequenz von 5-8 Hertz Signale an die Muskulatur sendet, die das Zittern auslösen. Sie haben aber auch herausgefunden, dass auch die Muskulatur während einer Bewegung hochfrequente Signale (30-40 Hz) an das Gehirn sendet und so auf natürliche Weise ebenfalls den Tremor unterdrückt.

Ihr Ansatz: Über ein spezielles Armband könnten diese Signale simuliert werden, die sonst bei Bewegungen auftreten – und so das Zittern unterdrückt werden. Die Ergebnisse wurden mit dem Preis der Deutschen Akademie für Neurochirurgie ausgezeichnet. mp/Mst

Der richtige Weg zur Therapie

Eine Therapie kann bei manchen Patienten wahre Wunder bewirken. Dabei sollte der behandelnden Arzt aber nicht alleine entscheiden. Eine Mitsprache bei der Therapie wünschen sich vor allem Frauen: 75 Prozent sind dafür, bei den Männern sind es etwa 65 Prozent.

Die Ärzte scheinen das verstanden zu haben: Denn nur zwölf Prozent derjenigen, die schon mal mit konkreten Wünschen an ihren Arzt herangetreten sind, geben an, bei der letzten Therapie-Entscheidung, bei der sie mitreden wollten, in keiner Weise einbezogen worden zu sein. Zu diesen Ergebnissen kommt der “Gesundheitsmonitor”, eine Meinungsumfrage des Marktforschungsunternehmens Nielsen.

Die Ärzte scheinen dem Wunsch der Patienten oft auch nachzukommen. Mehr als die Hälfte der Befragten mit konkreten Wünschen hinsichtlich der Therapie sagt: “Wir haben gemeinsam überlegt und entschieden.” Über ein Drittel gibt sogar an, die Wünsche seien vom Arzt “in vollem Umfang” berücksichtigt worden, als sie beim letzten Arztbesuch um Mitsprache nachsuchten.

Beim Einfordern einer gemeinsamen Entscheidung hapert es noch: Nur etwa jeder Dritte hat schon mehrfach einen konkreten Therapiewunsch geäußert, vier von zehn Befragten haben sich das noch nie getraut. Dabei zeigt sich ein deutliches Bildungsgefälle: Während 47 Prozent der Abiturienten mit anschließendem Studium schon mehrfach konkrete Wünsche geäußert haben, waren es bei den Hauptschülern nur 27 Prozent. mp/rlo