Ukraine-Krieg und die Formel 1: Russe Mazepin fliegt aus Team und Vettel mahnt

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Nikita Masepin wollte nicht viel sagen. Der Russe konnte es auch gar nicht, denn der Teamkollege von Mick Schumacher wusste nicht, wie es für ihn weitergeht. Er sei ein Freund von Sport ohne Politik, hatte der 22-Jährige im Rahmen der Testfahrten der Formel 1 in Barcelona zunächst erklärt, als Russland gerade in die Ukraine einmarschiert war. Da war aber schon längst klar, dass beides nicht wie so oft getrennt werden kann.

Für die Formel 1 nicht, die nicht das für den 25. September geplante Rennen in Sotschi, sondern auch die Russland-Rennen darüber hinaus absagte. Vor allem aber nicht bei Mazepins Team Haas, dessen größter Geldgeber das russische Bergbau-Unternehmen Uralkali ist, das Dmitry Mazepin gehört. Ein Milliardär. Der Papa von Nikita. Und ein guter Bekannter von Russlands Präsident Wladimir Putin.

Eine für das Team in diesen Zeiten untragbare Mischung. Und für Nikita Mazepin das kurzfristige K.o.-Kriterium für seine Formel-1-Karriere. Denn der Formel-1-Rennstall Haas hat den russischen Fahrer Nikita Mazepin entlassen. Außerdem werde die Zusammenarbeit mit dem russischen Sponsor Uralkali beendet, teilte das Management am Samstag mit. Das Team sei “geschockt und betrübt” von der Invasion in der Ukraine und hoffe auf eine friedliche Beilegung des Konfliktes.

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Von Masepin soll zuvor bereits vom Motorsport-Weltverband Fia eine Unterschrift unter eine Verpflichtungserklärung gefordert worden sein, wonach der russische Angriff auf die Ukraine verurteilt werde. Auch russische Symbole dürften “bis auf Weiteres” nicht verwendet werden. Masepin war erst 2021 in der Formel 1 gestartet, als Teamkollege von Mick Schumacher.

Keine Frage: Der Ukraine-Krieg hält auch die Formel 1 in Atem. Sebastian Vettel sorgte mal wieder für klare Kante, bezog wie schon früher bei gesellschaftlich kontroversen Themen Stellung. Hätte die Formel 1 das Rennen nicht abgesagt – er wäre dort nicht gefahren. So deutlich positionierte sich keiner seiner Fahrerkollegen.

“Auch wenn man als Sportler immer hört, man soll sich nicht einmischen, sondern raushalten: In der Hinsicht gibt es einfach wichtigere Themen. Und ich habe kein Problem damit, meine Position zu teilen”, erklärte Vettel. “Manchmal bewegen wir uns in unserer Blase und scheren uns nur um Grip und Reifen. Wir dürfen aber nicht vergessen: Wir alle sind Erdenbürger”, sagte Vettel. “Ob einer schnell fährt oder langsam, ob das Auto gut ist oder nicht, das ist alles sekundär.”

Und deshalb waren auch die ersten Testfahrten der neuen Formel 1 mit neuen Regeln und neuen Autos eher sekundär. Vor allem deshalb, weil es vor den zweiten Tests vom 10. bis 12. März in Bahrain kaum allgemeingültige Erkenntnisse gab. Red Bull Racing mit Weltmeister Max Verstappen und Mercedes sind schnell, aber sind die beiden Branchenführer aus 2021 auch 2022 wieder ganz vorne? Oder können tatsächlich Teams wie Ferrari und McLaren, die in Barcelona einen guten Eindruck hinterließen, den WM-Kampf aufnehmen?

Die Antworten darauf dürften vorerst noch in den Hintergrund rücken, auch wenn der Saisonstart am 20. März erfolgt. “Man kann sich diesen Themen nicht entziehen. Ich glaube, man muss ganz einfach anfangen, bei sich selbst. Was ist wichtiger?”, so Vettel. Und beantwortete diese Frage gleich selbst. “In der Hinsicht sollten die Werte und die Moral über allem anderen stehen. Das Business ist in dieser Sache überhaupt nicht wichtig”, sagte Vettel.

Deshalb hat der Deutsche mal wieder Haltung bewiesen, und wird das sicher auch weiter tun. Gleichzeitig forderte er seine Kollegen auf, es ihm gleich zu tun. “Ich glaube, jeder hat eine Haltung. Die Frage ist, ob sich jeder immer traut, die Haltung zu teilen. Ich habe da keine Scheu, ganz im Gegenteil. Ich glaube, es gibt gewisse Themen, zu denen kann man nicht schweigen”, sagte Vettel.

red / Andreas Reiners / mid