Der scheidende Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, äußerte sich kritisch über die Schulschließungen während der Corona-Pandemie. In einem Interview mit der Wochenzeitung “Die Zeit” sagte Wieler, dass es “nie nur die Alternative: Entweder wenige Tote oder Schulen offen halten” gab und dass der vorhandene Spielraum während der Pandemie “nicht ausreichend mit der nötigen Sorgfalt, Ruhe und Sachlichkeit betrachtet worden” sei.
Wieler betonte, dass das RKI “immer Empfehlungen abgegeben” habe, “mit denen man den Betrieb in Schulen und Kitas hätte laufen lassen können, wenn auch unter Anstrengung.” Er forderte eine Aufarbeitung der Pandemie, um herauszufinden, welche Maßnahmen adäquat waren und welche Kosten-Nutzen-Effekte es gab.
Im Bezug auf Forderungen, das RKI künftig institutionell unabhängig vom Bundesgesundheitsministerium aufzustellen, erteilte Wieler eine klare Absage. Er betonte, dass dies die “entscheidende Funktion” des RKI als “gesetzlich legitimierte Schnittstelle von Wissenschaft zu Politikberatung” beeinträchtigen würde.
Wieler räumte ein, dass er “nicht optimal kommuniziert” habe und “mehr Gespräche” hätte führen sollen, um “diese komplexen Geschehnisse besser einzuordnen.” Er wird sein Amt als Präsident des RKI am 1. April 2023 niederlegen.
red