300 Jahre Friedrich–Schiller-Gymnasium Ludwigsburg: Eine Gastkolumne von Ulrich von Sanden

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300 Jahre ist eine stolze Zahl für ein Schuljubiläum, nur wenige Gymnasien im Mittleren Neckarraum – wie das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart – können auf eine ähnlich lange Geschichte zurückblicken. Am 23. November 2020 jährt sich zum 300sten Mal der Tag, an dem Herzog Eberhard Ludwig die Einrichtung einer Lateinschule in seiner neuen Residenzstadt verfügte. Eine direkte Linie der Tradition zieht sich von den bescheidenen Anfängen am Marktplatz, über Schillers Schulzeit bis hin zum Gymnasium der Gegenwart.

Dennoch hat sich die Schulgemeinschaft die Frage gestellt, ob – zumal in Zeiten von Corona – Feierlichkeiten angebracht und nötig sind. Das klare „Ja“ ergibt sich aus zwei Aspekten.
Das „Schiller“ fühlt sich als UR-Schule Ludwigsburgs der Stadt eng verbunden, die vor zwei Jahren ebenfalls dieses Jubiläum begehen durfte.

Ganz bewusst in Anlehnung an das 300jährige Jubiläum der Stadt Ludwigsburg im Jahr 2018 hat sich auch das FSG das Thema „Schule gestern – heute – morgen“ als Leitlinie für das Jubiläumsjahr gewählt. Es wird Gegenstand einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion am 23. November in der Karlskaserne Ludwigsburg sein. Moderiert von Schüler*innen eines Seminarkurses diskutieren Frau Kultusministerin Susanne Eisenmann, der Geschäftsführer der IHK und ehemalige Regierungspräsident Johannes Schmalzl sowie der Sportanwalt Professor Christoph Schickhardt, ehemaliger Schüler des FSG und stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins des FSG, im Rahmen der Reihe „Schiller debattiert“ über ihre Vorstellungen zur „Schule der Zukunft“.

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Damit sind wir beim zweiten, mindestens ebenso wichtigen Aspekt. Es tut uns als Schule gut, gerade in diesen Zeiten innezuhalten und uns darauf zu besinnen, woher wir kommen und besonders, wohin wir uns als Schule entwickeln möchten.

Das Thema Digitalisierung schwebt seit Jahren durch die Schulräume, wird allzu oft mit (teilweise unzureichender) technischer Ausstattung gleichgesetzt. Nun, und vor dem Hintergrund der im „Lockdown“ gemachten Erfahrungen, können wir uns inspirieren lassen durch „Makerspaces“, in denen Experten oder andere Schulen  für die gesamte Schulgemeinschaft von „barcamps“,  „gamification“,  „eduscrums“ oder einem „interfaith – day“ berichten werden. So wollen wir unsere Stärken als Kulturschule weiterentwickeln und die zentralen Werte des Weltethos, Partnerschaftlichkeit und Respekt, auch in Zeiten des „hybriden“ Unterrichts bewahren.

Und schließlich hat das Schiller auch einen Ruf als „Kult“ – Schule Ludwigsburgs zu verlieren. Unsere ehemaligen Schülerinnen und Schüler, die Alumni, leisten an vielen Stellen wichtige Beiträge zu unserer Gesellschaft, in Sport, Politik und Wirtschaft. Hier wollen wir Brücken bauen für unsere gegenwärtige Schülergeneration, die bei Interviews mit Zeitzeugen, bei Berufsinfoabenden und Veranstaltungen Kontakte zu den „Alumni“ knüpfen und so die Tradition des berühmtesten Schülers unserer Schule, Friedrich Schiller, fortführen sollen, als kritischer Kopf, der mit Kreativität und Mut die Welt bereichert hat.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich Schiller als Person und das Schiller als Schule in diesem Jubiläum immer wieder verbinden. Schiller liebte den Hexameter, die „Chillers“ der Gegenwart den Rap – die Liebe zum Rhythmus ist das Verbindende und hat auf diese Weise einen Schiller-Rap hervorgebracht, der die Schule durch das Schuljahr begleiten wird, ebenso wie die „Schiller-Wimpel“, die fast alle Schüler*innen und Lehrkräfte in den ersten Wochen gestaltet haben – eine Seite für die Schule, die andere als Ausdruck der ganz persönlichen Wünsche.

Solche Gemeinschaft tut einfach gut und könnte auch ohne ein Jubiläum hergestellt werden. Aber in der Schule ist es wie in der Familie – mit einem Anlass, einem so schönen noch dazu, lassen sich die Kräfte besser bündeln und die nötigen Anstrengungen fallen doch leichter. Denn auch das sei nicht verschwiegen – hinter einem Jubiläum steckt viel Einsatz und Arbeit, von Kolleginnen, Kollegen, Eltern, Schülerinnen und Schülern und einem rührigen Förderverein. Dass dies in diesen Tagen möglich ist, das macht dieses Jubiläum nun wirklich zu einer Sache des Stolzes.

Info:

Ulrich von Sanden ist seit 2017 Schulleiter des Friedrich-Schiller-Gymnasiums in Ludwigsburg.