
Ludwigsburg – Die Kreissparkasse Ludwigsburg wächst weiter, doch das wirtschaftliche und regulatorische Umfeld bereitet Sorgen. Trotz einer steigenden Bilanzsumme und neuer Rekordwerte bei Kundeneinlagen warnt das Finanzinstitut vor einer Zukunft, in der Bürokratie und Regulierungen Investitionen zunehmend erschweren. Vorstandschef Dr. Heinz-Werner Schulte machte in der traditionellen Bilanz-Pressekonferenz deutlich, dass die Bankenbranche von der Politik klare Signale erwartet.
Von Ayhan Güneş
Die Kreissparkasse Ludwigsburg konnte im Jahr 2024 weiter wachsen und ihre Position als führendes Finanzinstitut im Landkreis stärken. Die Bilanzsumme stieg um 525 Millionen Euro auf 12,8 Milliarden Euro – ein Plus von 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Kundeneinlagen erreichten mit 9,4 Milliarden Euro einen neuen Höchststand, was einem Anstieg um 405 Millionen Euro oder 4,5 Prozent entspricht. Trotz dieser erfreulichen Zahlen sieht die Bank weiterhin Herausforderungen – insbesondere durch eine zunehmend komplexe Regulierung und wirtschaftliche Unsicherheiten.
Ein weiteres Zeichen für das Vertrauen der Kunden sei laut Schulte die wachsende Zahl an Privat-Girokonten: Diese stieg von rund 246.300 im Jahr 2023 auf knapp 248.900 in 2024. „Diese Entwicklung zeigt, dass wir für viele Menschen die erste Anlaufstelle in Finanzfragen bleiben“, betonte der Vorstandschef.
Auch im Wertpapier- und Anlagegeschäft legte die Bank zu: Das betreute Investmentfonds-Volumen überschritt erstmals die Marke von zwei Milliarden Euro. „Diese Zahlen zeigen, dass wir das Vertrauen unserer Kunden genießen – und das ist unser wichtigstes Kapital“, betonte Schulte. Gleichzeitig investierte die Kreissparkasse weiter in ihre Standorte, darunter die Sanierung des Schiller-Areals und die Modernisierung mehrerer Beratungszentren.
Wachsende Bürokratie als Bremsklotz
Trotz der positiven Geschäftszahlen sieht die Kreissparkasse Ludwigsburg erhebliche Herausforderungen – insbesondere durch eine zunehmende Regulierungsdichte. Vorstandschef Dr. Heinz-Werner Schulte kritisierte in der Pressekonferenz die ausufernde Bürokratie, die Banken und Unternehmen immer stärker belaste: „Hinzu komme die geradezu narkotisierende Wirkung wachsender Bürokratie und Regulierungswut hierzulande.“
Besonders kritisch sieht die Kreissparkasse die neuen Eigenkapitalvorgaben im Zuge der Basel-IV-Regulierungen. Diese erfordern für Infrastrukturinvestitionen eine deutlich höhere Eigenkapitalhinterlegung. „Ja, wir sprechen von einer Verdoppelung des Volumens“, betonte Schulte und fügte hinzu: „Das ist nicht mehr nachvollziehbar.“
Auch das Investitionsklima werde durch überzogene gesetzliche Rahmenbedingungen ausgebremst. „Das Investitionsklima lässt sehr zu wünschen übrig“, sagte Schulte und verwies darauf, dass es „in Teilen völlig absurde Überregulierung“ gebe.
Mittelstand unter Druck
Besonders der Mittelstand, traditionell das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, leidet laut der Kreissparkasse unter hohen Belastungen. Vorstandsmitglied Thomas Raab machte deutlich, dass steigende Energiepreise, der anhaltende Fachkräftemangel und eine überbordende Bürokratie Investitionen zunehmend erschweren. „Ohne wirtschaftliche Prosperität geht die Zukunft verloren. Investitionsbereitschaft braucht verlässliche Rahmenbedingungen“, betonte Raab.
Ein weiteres Problem sei die Steuer- und Abgabenlast für Unternehmen, die im internationalen Vergleich besonders hoch sei. Zudem wachse die Unsicherheit durch geopolitische Krisen, den Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie die protektionistischen Tendenzen in einigen Ländern. „Handelskriege helfen niemandem“, so Raab weiter.
Dennoch sieht die Sparkasse positive Entwicklungen: Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen blieb das Kreditvolumen für Unternehmen mit 3,6 Milliarden Euro stabil. Auch das Neukreditgeschäft wuchs 2024 um 7,5 Prozent auf rund 1,01 Milliarden Euro. Raab machte deutlich, dass die Kreissparkasse als Finanzierungspartner des Mittelstands weiter fest an dessen Seite stehe: „Wir sind nicht zufällig erste Wahl als Partner für den Mittelstand.“
Immobilienmarkt erholt sich: Nachfrage zieht wieder an
Nach Jahren der Unsicherheit zeigt der Immobilienmarkt im Landkreis Ludwigsburg wieder positive Signale. Die Kreissparkasse Ludwigsburg konnte 2024 insgesamt 291 Objekte vermitteln – 37 mehr als im Vorjahr. Das Umsatzvolumen stieg um über 11 Prozent auf knapp 108 Millionen Euro.
„Die Talsohle scheint durchschritten, der Markt hellt sich auf“, erklärte Vorstandsmitglied Thomas Raab. Steigende Kaufkraft und höhere Mieten würden wieder mehr Menschen zum Immobilienkauf bewegen. Besonders die Energieeffizienz gewinne bei Kaufentscheidungen an Bedeutung. Der Bestand an privaten Baufinanzierungen blieb mit 3,2 Milliarden Euro stabil.
Mitarbeitende als Erfolgsfaktor: Wachstum und Digitalisierung im Einklang
Zum zweiten Mal in Folge ist die Zahl der Mitarbeitenden gestiegen: 1.454 Beschäftigte zählte das Finanzinstitut Ende 2024 – ein Zuwachs von 57 Personen im Vergleich zum Vorjahr. Besonders die Ausbildung nimmt einen hohen Stellenwert ein. 152 junge Menschen wurden im vergangenen Jahr ausgebildet, 23 mehr als 2023. Die Ausbildungsquote liegt mit 10,5 Prozent auf einem überdurchschnittlichen Niveau.
„Unsere Mitarbeitenden sind die Unterschieds-Mannschaft“, betonte Vorstandsmitglied Thomas Geiger und hob hervor, dass die Kreissparkasse als sicherer Arbeitgeber weiterhin hohe Bewerberzahlen verzeichne. Allein im Jahr 2024 gingen über 400 Bewerbungen ein. Für das kommende Ausbildungsjahr plant das Institut, zwischen 70 und 80 neue Nachwuchskräfte einzustellen.
Parallel dazu verändert sich das Kundenverhalten rasant. Immer mehr Menschen erledigen ihre Bankgeschäfte online – die Zahl der Online-Banking-Nutzer stieg 2024 auf rund 187.000. Auch die Nutzung digitaler Dienstleistungen nimmt stetig zu. Trotz dieser Entwicklung hält die Kreissparkasse an ihrem dichten Filialnetz fest: 90 Standorte gibt es im gesamten Landkreis, davon 50 mit persönlicher Beratung. „Unsere Strategie setzt auf beides – digitale Angebote für die, die sie wollen, und persönliche Beratung für diejenigen, die sie brauchen“, so Geiger.