Corona-Krise: Tierheim Ludwigsburg benötigt finanzielle Unterstützung

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Ruhig ist es geworden im Tierheim Ludwigsburg, das sich über fast zwei Hektar Fläche erstreckt. Vereinzelt hört man einen der 90 Hunde bellen, das Grunzen der drei Schweine oder ein herzhaftes I-Aah der beiden Esel. Der Coronavirus hat auch auf dem Kugelberg dafür gesorgt, dass die Eingangstüren des Tierheims derzeit für Fremde verschlossen bleiben. Weder die Hunde, Esel und Schweine noch die ca. 120 Katzen, die Ziegen, die unzähligen Kaninchen, Ratten, Mäuse, Chinchillas, Degus, Schlangen oder die Ziervögel dürfen momentan besichtigt werden. Auch wenn den einzelnen Tieren die ungewohnte Stille auf dem Gelände bestimmt guttut, bedeutet es für Tierheimleiterin Ursula Gericke und ihre Mitarbeiter viel Arbeit und wenig Verdienst, denn die Tiervermittlung kann nur noch unter erschwerten Bedingungen stattfinden. Im Gespräch mit Ludwigsburg24 erklärt Ursula Gericke, mit welchen Folgen das Tierheim durch den Covid-19-Virus zu kämpfen hat. 

Frau Gericke, ist Ihr Tierbestand durch Corona stark angestiegen?
Bislang sind wir noch nicht überfüllt, was wohl auch damit zusammenhängt, dass niemand in den Osterurlaub fahren kann und deswegen vielleicht sein Tier loswerden will. Seltsamerweise sind viele Wellensittiche gefunden worden. Manche Vogelbesitzer scheinen zu denken, dass ihre Wellensittiche Corona übertragen würden. Und wir haben auch ein paar Kleintiere dazubekommen. Aber seit Start der Corona-Problematik sind nur fünf oder sechs Hunde bei uns abgegeben worden.

Wie stark spüren Sie die Covid-19-Krise im täglichen Geschäft?
Eigentlich haben wir uns ganz gut abgeschirmt und unseren Betrieb ziemlich heruntergefahren. Das bedeutet, dass es weder Führungen durchs Tierheim gibt, noch dass Eltern mit ihren Kindern nur mal zum Tiere anschauen hierher kommen dürfen. Natürlich wirkt sich das auch auf die konkrete Tiervermittlung aus, die zwar weiterläuft, aber eben sehr eingeschränkt. Im Grunde ist die Nachfrage genauso groß wie vor dem Pandemieausbruch, jedoch müssen wir jetzt noch vorsichtiger sein, wem wir ein Tier geben.

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Warum müssen Sie noch vorsichtiger sein?
Na ja, mittlerweile sind viele Menschen im Home Office und melden sich, weil sie nun gerne einen Hund haben möchten. Ihre Begründung lautet meist: Wir sind ja jetzt daheim und hätten Zeit, den Hund in Ruhe einzugewöhnen. Das ist zwar richtig, aber was passiert mit dem Tier, wenn die Einschränkungen vorbei sind und der Alltag zurückkehrt? Wenn der Hundehalter dann vielleicht wieder acht Stunden täglich arbeitet, bleibt dann der Hund allein daheim? Das müssen wir natürlich im Vorfeld genau abklären.

Wenn jemand einen Hund will, möchte er doch vorher durch die Zwingeranlagen und Hundehäuser wandern, um das richtige Exemplar zu finden. Das ist aber doch derzeit gar nicht möglich, oder?
Richtig, deswegen sprechen wir mit möglichen Interessenten vorher detailliert über ihre Vorstellungen, verlangen auch bei Mietwohnungen oder gemieteten Häusern die Erlaubnis des Vermieters. Unsere Homepage ist immer sehr aktuell, so dass man dort eventuell schon eine Vorauswahl treffen kann über Hunde, die infrage kommen könnten. Kristallisiert sich ein Hund heraus, dann machen wir mit den Interessenten einen Einzeltermin für alles weitere aus.

Im Gegensatz zu den Katzen brauchen Hunde Auslauf. Normalerweise haben Sie dafür ehrenamtliche Gassigeher, die dürfen ja dann auch nicht kommen…
Doch, die dürfen noch kommen, aber sie dürfen nicht mehr in Gruppen, sondern maximal zu zweit mit den Hunden raus und müssen natürlich die Abstandsregeln einhalten. Auf dem Innenhof dürfen sich nur noch höchstens vier Personen gleichzeitig aufhalten, alle anderen Gassigeher müssen vorm Tor bleiben. Ins Büro darf momentan überhaupt niemand mehr rein, wir regeln alles soweit möglich über unsere zwei Fenster ins Freie. Wir sind sehr vorsichtig.

Wie schützen Sie Ihre Mitarbeiter?
Alle Praktikanten und Freiwilligen haben wir nach Hause geschickt. Ebenso haben wir die Kollegen und Kolleginnen mit Vorerkrankungen, wie z.B. Diabetes oder einer Nierentransplantation, gebeten, daheim zu bleiben. Wer bei uns für die Verwaltung zuständig ist, kann das auch aus dem Home Office erledigen. Wir wollen einfach nichts riskieren. Vorort sein müssen eigentlich nur die Tierpfleger und die sind fast alle jung und robust. Bislang sind die alle fit und gesund, deswegen kommen wir momentan noch halbwegs zurecht.

Sollte sich die Lage die nächsten Wochen nicht entspannen, was würde das für das Tierheim finanziell bedeuten?
Dann wird die Situation für alle Tierheime bedenklich werden. Unser Tierheim kostet im Jahr zwischen 1,1 und 1,3 Millionen Euro, davon schlagen allein die Kosten für den Tierarzt für Impfungen, Kastrationen oder Operationen mit rund 300.000 Euro zu Buche. Wir erhalten von allen Städten und Gemeinden des Landkreises zwar eine minimale Gebühr pro Einwohner, aber diese Summe deckt lediglich etwa 25 Prozent unserer Ausgaben. Ein weiterer Anteil wird gedeckt durch die Beiträge unserer rund 3.500 Mitglieder sowie über die Tiervermittlung. Die Vermittlungsgebühr für einen Hund beträgt je nach Alter und Kastrationsstatus zwischen 200 und 350 Euro. Aber das reicht alles noch lange nicht. Wir sind angewiesen auf Erbschaften und Spenden. Allein durch die Absage unseres jährlichen Ostermarktes fehlen uns zirka 5.000 Euro. Erfreulich war allerdings, dass viele unserer Mitglieder und Marktbesucher aus den letzten Jahren unserem Spendenaufruf gefolgt sind. Wenn wir Pech haben, muss unser Sommerfest auch ausfallen. 

Das heißt also, es wird finanziell eng für Sie? 
Ja, das ist leider so, zumal ich weiß, dass es für viele Menschen selbst finanziell schwierig wird, wenn die derzeitige Situation sich nicht bald ändern wird. Sie können dann nicht mehr zusätzlich an uns spenden. Außerdem rechne ich dann damit, dass viele Tierhalter ihre Tiere nicht mehr halten können, weil sie Steuer, Futter, Tierarztkosten nicht mehr finanzieren können. Andere können vielleicht nur zu veränderten Arbeitsbedingungen in den Beruf zurückkehren oder ihren Hund nicht mehr mit ins Büro nehmen, so dass ein Tier dann nicht mehr in ihr Leben passt. Es ist alles schwer abzuschätzen. Wir sind jedenfalls für jede noch so kleine finanzielle Spende ausgesprochen dankbar.

Interview: Patricia Leßnerkraus

Spendenkonto: 
KSK Ludwigsburg
IBAN: DE80 6045 0050 0000 0095 68
BIC :   SOLADES1LBG