Corona – Schule – Wir: Ein Gastbeitrag von Manuela Afolabi

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Am 14. September begann das neue Schuljahr für alle Schülerinnen und Schüler (SuS) in voller Klassenstärke und festen Gruppen mit Präsenzunterricht unter Pandemiebedingungen: eine Mammut-Aufgabe für alle Beteiligten, so auch für den Landeselternbeirat! Relativ zügig erreichten uns etliche Anfragen bezüglich des Mund-Nase-Schutzes (MNS); in der Folge, ab Mitte Oktober, auch beträchtlich viele Fragen wegen des neuen Lüftungskonzeptes. Schnell wurde allen bewusst, es kann kein Konzept geben, mit dem man allen gerecht werden könne: Man erntete bitterböse Worte zum MNS, entweder aufgrund der Tragezeit oder infolge gesundheitlicher Bedenken, sowie zum Lüften – zu kalt, zu feucht, zu zugig etc.!

In der Schülerschaft hat die Inzidenz während der vergangenen Wochen in allen Altersgruppen deutlich zugenommen. Der Schwellenwert von 50 Infektionen pro 100.000 Einwohnern in den letzten sieben Tagen ist deutlich überschritten, besonders deutlich bei den 10- bis 19-Jährigen. Selbst die Inzidenz der Grundschülerinnen und -schüler ist mit einem Wert von 88,8 in Kalenderwoche 45 überaus hoch. Dabei ist eine hohe Dunkelziffer (bspw. durch asymptomatische Fälle insbesondere in dieser Altersgruppe) zu beachten. D.h., de facto dürften die Inzidenzen weit höher sein. Somit sollte aber das Gesamtkonzept definitiv überarbeitet werden. Warum dann Grundschullehrkräfte keine Masken zur Verfügung gestellt bekommen, zum Eigenschutz UND dem ihrer SuS, entzieht sich meinem Verständnis.

Selbstverständlich versuchen wir, die Meinung der Elternmehrheit zu vertreten, so auch im folgenden Kritikpunkt – der Digitalisierung. Hier hat sich in den vergangenen Monaten einiges getan, man muss fast sagen dank Corona, denn nachdem bereits im Februar 2018 das Projekt Ella kläglich scheiterte, war das Thema erst einmal in der Versenkung verschwunden.

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Erleichtert waren wir, als nach dem Wirrwarr der ersten Corona-Welle das Land zügig Gelder freigab, um benötige Hardware (zumindest für die Lehrerschaft) zu beschaffen. Das Chaos um die Bildungsplattform blieb jedoch bestehen: So arbeiten nun alle mit einem bunten Blumenstrauß von Software; die einen mit Webex – Schulcloud – Microsoft Office, andere mit Jitsi – E-Mail – Nextcloud. Warum gibt es nach wie vor keine vernünftigen Bildungsplattformen mit Schnittstellen zu diversen Anbietern, um bedarfsgerecht Module andocken zu können?

Ich selbst habe 2 Kinder an Stuttgarter Schulen, wobei meine Tochter das Glück hatte, in diesen Zeiten ihren Realschulabschluss zu absolvieren. Nachdem noch nicht einmal schulintern eine einheitliche Regelung getroffen wurde, haben wir nun alle BBB, Jitsi, Teams, Skype, Webex, und Zoom sowie diverse Cloudanbieter auf dem Laptop.

Es gilt, umgehend eine einheitliche, verbindliche Variante zu schaffen, damit SuS und deren Elternhäuser nicht mehr diesem Chaos ausgesetzt sind.

„Der Grundsatz der Chancengleichheit gebietet, alle SchülerInnen mit entsprechenden Leihgeräten inklusive einer zentral definierten Software auszustatten. Jede Schule wird verpflichtet, den entsprechenden Bedarf ihrer SchülerInnen selbst zu ermitteln. Die Schulträger müssen dafür Sorge tragen, dass die Schulen entsprechend ausgestattet werden, während das KM einen Rahmenvertrag zur Versicherung aller Leihgeräte in Baden- Württemberg abschließt“ Quelle: Positionspapier vom 11.08.2020

Ferner hilft es nicht im Geringsten, Diskussionen um verlängerte Weihnachtsferien zu führen! Haben unsere SuS nicht bereits genügend Fehlzeiten aufgrund von Schulschließungen, Quarantäne oder sonstigen Ausfällen? Schlussendlich bleibt es einmal mehr den Schulen selbst überlassen, wie sie reagieren wollen, ob Präsenz-, verbindlicher Fernlernunterricht oder eben doch bewegliche Ferientage. Wie und wann sollen daraus entstehende Lerndefizite überhaupt noch aufgeholt werden?
Eltern wünschen sich zwingend wieder Beständigkeit im Schulalltag – keine wöchentlichen Änderungen!

Hätten wir 3 Wünsche frei – so wären diese:
1. Glaubwürdigkeit, Verlass und Planbarkeit
2. Verpflichtende Mindeststandards an Sachmitteln, welche der Schule zur Verfügung gestellt werden – dazu gehört auch die räumliche Ausstattung
3. Konsequente Aufstockung der Lehrkräfte, wir sprechen hier nicht von 10-20 % sondern mehr!

Der Landeselternbeirat wünscht allen eine besinnliche Vorweihnachtszeit!

Manuela Afolabi seit März 2017 Mitglied im Landeselternbeirat BW für die Realschulen