Das Ende einer Ära: Cheftrainer John Patrick verlässt die MHP-Riesen nach 9 Jahren

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Bei den MHP-Riesen Ludwigsburg geht eine erfolgreiche Ära zu Ende: Headcoach John Patrick geht im Sommer nach neun Jahren. Der US-Amerikaner verlässt den Verein auf eigenen Wunsch. Patricks Vertrag sollte ursprünglich bis zum Sommer 2023 laufen.

Die Würfel bezüglich der ersten Weichenstellung für die kommende Spielzeit im Ludwigsburger Basketball sind gefallen: Neben Assistant Coach Lars Masell, der sich wie bereits bekannt gegeben mit seiner Arbeit in der Barockstadt für ein Engagement als Cheftrainer in Bayreuth empfahl, widmet sich auch der gelb-schwarze Headcoach John Patrick ab der nächsten Saison einer neuen Herausforderung. In guten Gesprächen trafen alle Verantwortlichen eine gemeinsame Entscheidung zur Zukunft des Trainers, der den Verein zum 30. Juni 2022 auf eigenen Wunsch verlässt, gab der Verein am Mittwoch bekannt.

„Es waren sehr intensive fast 10 Jahre hier in Ludwigsburg. Ich denke, dass ein Tapetenwechsel und eine Pause sehr wichtig für mich sind – für weniger Verantwortung abseits des Basketballfeldes. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es für das Team das Beste wäre, wenn ich die Möglichkeit habe, meine Batterien aufzuladen“, sagt der scheidende Cheftrainer selbst.

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Alexander Reil, 1. Vorsitzender der MHP RIESEN Ludwigsburg, äußert sich ebenfalls im Namen des Vereins: „Wir bedauern den Weggang von John, der bei uns nicht nur herausragende Arbeit geleistet, sondern dem Club mit seiner Handschrift auch eine sportlich klar erkennbare Identität verpasst hat. In seine Zeit bei den MHP RIESEN fallen die größten sportlichen Erfolge des Vereins. Eine intensive, zielorientierte und erfolgreiche Zusammenarbeit geht damit nach neun Jahren zu Ende. Wir wünschen ihm bei seiner neuen Aufgabe alles Gute und bleiben untereinander getreu dem Motto ‚never say never again‘ verbunden.“

Seit Januar 2013 an der Seitenlinie der Barockstädter tätig, leitete der 54-Jährige nach dem per Wildcard abgewiesenen Abstieg zunächst eine Phase des Umbruchs ein und schrieb bis dato die erfolgreichste Ära der bisherigen Vereinsgeschichte: Seit der Saison 2013/2014 verpassten die MHP RIESEN Ludwigsburg nur ein einziges Mal die Playoffs, verzeichneten in diesem Jahr den dritten easyCredit BBL Halbfinaleinzug in Folge. Nach der Vize- und Hauptrundenmeisterschaft auf nationaler Ebene in den vergangenen beiden Spielzeiten, erreichten die Gelb-Schwarzen unter John Patrick nach 2018 in diesem Jahr zum zweiten Mal das Final Four der Basketball Champions League und feierten in Bilbao mit dem dritten Platz am Ende den größten internationalen Erfolg der Klubhistorie. Neben dem mannschaftsübergreifenden Erfolg trug der Ludwigsburger Cheftrainer auch maßgeblich zur Entwicklung und Etablierung vieler Gesichter des Vereins und des europäischen Basketballs bei: Unter anderem Michael Stockton, Adam Waleskowski, Coby Karl und Jon Brockman wurden zu Fanlieblingen und mittlerweile gestandene EuroLeague-Spieler wie Thomas Walkup, Marcos Knight (BBL-Turnier MVP 2020) und Nick Weiler-Babb nahmen unter Patrick am Neckar wichtige Schritte. Zuletzt machten sich Jaleen Smith (easyCredit BBL MVP 2021) und Jonah Radebaugh in ihrer Entwicklung am Standort Ludwigsburg über mehrere Jahre einen Namen. Auch deutsche Akteure wie die Nationalspieler Johannes Thiemann und Karim Jallow konnten sich unter dem RIESEN Headcoach auf der Basketball-Landkarte etablieren, wie auch der aktuelle Kapitän Jonas Wohlfarth-Bottermann, der bereits seit drei Jahren mit dem Cheftrainer am gleichen Standort zusammenarbeitet.
Einer dieser Spieler war auch David McCray, der insgesamt 4 Spielzeiten unter John Patrick auf dem Feld stand und seit 2019 als Jugend- und Assistenztrainer des Profikaders bei der BG Ludwigsburg neben seinem ehemaligen Headcoach arbeitet und unter dessen Ägide studiert: „Was John in den letzten 10 Jahren hier geleistet und aufgebaut hat ist bemerkenswert und verdient den allerhöchsten Respekt. Er hat die Ludwigsburger Basketballkultur geprägt und berüchtigt gemacht. Ich bin sehr dankbar, ein Teil dieser Entwicklung gewesen zu sein und konnte in dieser Zeit unheimlich viel von ihm lernen. John gilt ein großer Dank für seine Arbeit für den Standort – aber vor allem auch für das, was er mir persönlich ermöglicht hat.“

„Wir wissen, wie hart es ist, gegen Ludwigsburg zu spielen“ – Keinen Satz hörte man in den vergangenen Jahren im Vorfeld oder Nachgang eines Spiels gegen die MHP RIESEN Ludwigsburg häufiger. 40 Minuten Hölle auf dem Spielfeld bereitete John Patrick den Gegnern bereits als Cheftrainer in Göttingen, etablierte seine Spielweise in Ludwigsburg – und prägte in den vergangenen knapp 10 Jahren am Neckar sowie in der easyCredit Basketball Bundesliga eine gelb-schwarze Basketballära. Die Ludwigsburger machten sich unter dem gebürtigen US-Amerikaner mit deutscher Staatsbürgerschaft einen Namen als eines der unangenehmsten Teams der Liga und in Europa, das mit pedantischer und akribisch geplanter Defensive selbst haushohe Favoriten auf nationalem und internationalem Parkett zu Fall brachte. „Gefürchtet und stolz drauf“ wurde zur Identität auf dem Spielfeld, sowie innerhalb des Teams und der Organisation.

John Patrick: „Ich habe jetzt einen freien Sommer – etwas, das ich seit sehr langer Zeit nicht mehr hatte. Es ist nicht möglich für mich, in diesem Tempo und Umfang weiterzumachen. Das ist für mich persönlich wie auch für den Verein ein wichtiger und auch positiver Schritt. Wir arbeiten weiterhin eng zusammen, um den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten und die Dinge am Laufen zu halten. Das gibt mir auch die Möglichkeit, hier anderen den nächsten Schritt zu ermöglichen.“ Die Trennung findet deshalb mehr als nur im Guten statt: Die große Wertschätzung, die beide Seiten aufgrund des gemeinsam Erreichten füreinander haben, führt zum gemeinsamen Ziel, diese positive Entwicklung der Organisation beizubehalten und weiter voranzutreiben.

Der RIESEN Headcoach wendet sich zum Schluss noch einmal an die Fans des Barockstädter Basketballs: „Nicht nur für uns waren die letzten zweieinhalb Jahre wirklich hart und die Pandemie hat das mit Sicherheit noch einmal intensiviert – nicht reisen zu können, vollgepackte Spielpläne. Ich weiß die Unterstützung und die gezeigte Solidarität der gesamten Stadt Ludwigsburg für die Mannschaft während dieser und meiner Zeit hier sehr zu schätzen.
Ludwigsburg wird weiterhin das Zuhause meiner Familie und meine Heimat bleiben – das wird sich auch nicht ändern. Ich freue mich deshalb auf den kommenden Sommer in Deutschland, in dem ich nicht mehr verantwortlich bin, die Weichen für die kommende Saison zu stellen.“

red