Das Wort des Jahres 2020, wie vielfach erwartet, ist “Corona-Pandemie”. Diese Entscheidung traf eine Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden, wie aus einer Pressemitteilung am Donnerstag zu entnehmen ist. Auch die weiteren Wörter stehen im Zusammenhang mit Corona.
Die Zusammensetzung benennt das beherrschende Thema nahezu des gesamten Jahres. Bereits Ende 2019 war in der chinesischen Stadt Wuhan das neuartige Virus SARS-CoV-2 entdeckt worden. Das Kurzwort bedeutet Severe Acute Respiratory Syndrome Corona-Virus 2, zu deutsch »Schweres akutes Atemnotsyndrom«-Coronavirus 2 – ein Erreger, der die lebensgefährliche Atemwegserkrankung COVID-19 (Corona virus disease 2019 ›Coronavirus-Erkrankung 2019‹) verursachen kann. Rasch wurde aus der Epidemie eine Pandemie, die bis Ende November 2020 zu weltweit fast 1,5 Millionen Todesfällen führte. Wirtschaft und Kultur und auch das private Leben wurden und werden durch Corona tiefgreifend beeinträchtigt.
Als Wort des Jahres steht Corona-Pandemie nicht nur für die nach Einschätzung der Bundeskanzlerin ebenso wie vieler Fachleute schwerste Krise seit dem 2. Weltkrieg, sondern sprachlich auch für eine Vielzahl neuer Wortbildungen (Coronavirus, -krise, -zahlen, -jahr, Corona-Demo, -Hotspot, -Warn-App, coronabedingt, -geplagt …).
Lockdown (Platz 2) oder auch Shutdown verweist auf die politisch beschlossenen Maßnahmen zur Beschränkung sozialer Kontakte, die im März und seit Ende Oktober weite Teile des öffentlichen Lebens lahmlegten. Gaststätten, Hotels, Geschäfte, öffentliche Einrichtungen mussten schließen, Kinder konnten nicht zur Schule, Existenzen waren bedroht, was durch ein großes staatliches Corona-Hilfspaket aufgefangen werden sollte. Die sozialen und nicht selten auch psychischen Folgen, die sich nicht finanziell beheben lassen, sind Ende 2020 noch nicht abzusehen.
Mit der Zusammensetzung Verschwörungserzählung (Platz 3) reagierte die Jury nicht nur auf die Propaganda von Coronaleugnern, sondern auch auf Behauptungen wie die des scheidenden US-Präsidenten Trump, er sei Opfer eines großangelegten Wahlbetrugs geworden, auf Verschwörungsideologien wie QAnon oder auf rechtspopulistische Überfremdungsphantasien. Verschwörungserzählung findet sich neuerdings öfter anstelle des älteren und häufiger belegten Wortes Verschwörungstheorie. Es legt nahe, dass ein unbeweisbares Konstrukt nicht gut als Theorie – laut Wörterbuch ein ›System wissenschaftlich begründeter Aussagen‹ – zu bezeichnen ist.
Black Lives Matter (Platz 4), kurz BLM, steht für eine internationale Bewegung, die schon 2013 in den USA ihren Anfang nahm und 2020 durch den Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einer Festnahme und die daran anschließenden ausgedehnten Proteste gegen rassistische Polizeigewalt neuen Auftrieb erhielt. Auch in Deutschland wurde das Problem eines systemischen Rassismus diskutiert. Umstritten war die sogenannte Rassismusstudie, die nach der Aufdeckung rechtsextremer Polizei-Chatgruppen in mehreren Bundesländern gefordert wurde.
Die weiteren Platzierungen:
AHA (Platz 5)
Systemrelevant (Platz 6)
Triage (Platz 7)
Geisterspiele (Platz 8)
Gendersternchen (Platz 9)
Bleiben Sie gesund! (Platz 10)
red