„Die Impfung allein macht nicht glückselig“ – Ludwigsburg24 im Gespräch mit OB Matthias Knecht

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Der Lockdown trifft auch den Ludwigsburger Einzelhandel hart. Oberbürgermeister Matthias Knecht hofft nicht nur daher auf eine baldige Rückkehr zur Normalität. Auch weil er seine Pläne, mit denen er im September 2019 hoffnungsvoll sein neues Amt angetreten hat, endlich in die Tat umsetzen kann. Im Gespräch mit Ludwigsburg24 verrät das Stadtoberhaupt der Barockstadt, wie er beruflich und privat durch die Corona-Zeit gekommen ist, was er an der Corona-Politik von Bund und Ländern hält und mit welchen Maßnahmen die Stadtverwaltung den lokalen Einzelhandel unterstützt.

Ein Interview von Patricia Leßnerkraus und Ayhan Güneş

Herr Oberbürgermeister, zwei Tage vor Silvester haben Sie Ihren 45. Geburtstag gefeiert. Mit welchen Vorsätzen sind Sie sowohl ins neue Jahr als auch ins neue Lebensjahr gestartet?
Der dienstliche Vorsatz ist, dass wir den Strategieprozess, denn wir bereits im März 2020 beginnen wollten, wegen Corona nun mit einem Jahr Verspätung starten und konsequent durch- und umsetzen. Ich möchte auch unbedingt wieder stärker erlebbar und erreichbar sein für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt, was während des Lockdowns leider stark zurückgefahren werden musste und weitestgehend nur über die sozialen Medien, übers Telefon oder sonstige Kommunikationsmittel möglich war.

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Privat habe ich mir fest vorgenommen, wieder mehr Sport zu treiben. Eigentlich habe ich in der Vergangenheit regelmäßig pro Woche dreimal Sport gemacht. Das ist natürlich einerseits mit dem neuen Amt eine zeitliche Herausforderung, andererseits konnte ich wegen der Corona-Maßnahmen meine beiden Lieblingssportarten Tennis und Basketball auch gar nicht ausüben.

Heißt das, dass Sie derzeit nicht fit sind?
Doch, selbstverständlich fühle ich mich fit, aber ich würde gerne mehr tun. Das ist für mich nicht nur eine Frage der Fitness, sondern auch der Freude und des Spaßes am Sport.

Fehlt Ihnen der Sport als Ausgleich zum Job?
Was die Work-Live-Balance während Corona anbelangt: Ich hatte viel weniger Veranstaltungstermine Zwar habe ich viel und intensiv Zeit im Rathaus verbracht, aber tatsächlich auch gelegentlich mal die Möglichkeit gehabt, abends um 19.00 Uhr mit meinem Sohn Lego zu spielen, zu malen oder ein Buch vorzulesen. Das war dann auch Ausgleich, weniger in körperlicher Betätigung, dafür im familiären Miteinander, was ich sehr genossen habe.

Sie können Corona also etwas Positives abgewinnen…
Auf mich persönlich trifft das tatsächlich zu. Für die Gesellschaft an sich ist der Corona-Lockdown eine dramatische Veränderung mit großen Einschränkungen, die für viele Menschen bedrohlich waren oder noch sind. Dabei denke ich beispielsweise an den Einzelhandel, die Gastronomie oder an alle Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Aber für uns als Familie hatte der Lockdown durchaus auch positive Seiten.

Was vermissen Sie als Mensch denn am meisten durch die Pandemie?
Im Wahlkampf und während des ersten halben Jahres meiner Amtszeit habe ich über Bürgergespräche am Marktplatz, bei Besuchen von unglaublich vielen Veranstaltungen von Vereinen, von Kunst, Kultur und Sport wirken können als Person Matthias Knecht. Und diesen persönlichen Kontakt vermisse ich definitiv am meisten.

Als Belastung empfinde ich, dass uns als Stadtverwaltung oftmals die Hände gebunden sind. Nehmen wir nur mal als Beispiel die Themen Kreisimpfzentren, Impfstoff, Informationen über Impfkampanien. Da erleben wir vor Ort einen unglaublichen Handlungsbedarf, doch wir sind selbst oft nur Zuschauer. Zwar können wir über den Städtetag an Land und Bund unser Missfallen bekunden oder konstruktive Vorschläge machen, aber mehr können wir als Stadt leider nicht tun. Das ist deshalb belastend, weil man sich natürlich als OB verantwortlich fühlt für seine Stadt, seine Wirtschaft, seine Mitmenschen.

Haben Sie selbst belastende Einschnitte im persönlichen Bereich erlebt?
Direkt zu Beginn der Pandemie und des ersten Lockdowns ist die Mutter meiner Frau verstorben, allerdings nicht an Covid 19. Sie wurde mit einer Schultersprengung ins Krankenhaus eingeliefert und operiert. Im Anschluss mussten wir sie aufgrund ihres Krankheitsbildes in Pflege geben, was sehr schwierig für uns war, weil wir gezwungen waren, den direkten persönlichen Kontakt zu ihr aufzugeben. Das hatte zur Folge, dass sie an der Verletzung, den Schmerzen und dem Alleingelassensein innerhalb von wenigen Wochen verstorben ist. Das war ein schwerer familiärer Schlag. Und auch jetzt beim zweiten Lockdown fällt es uns sehr schwer, auf den persönlichen Kontakt zu Eltern und Großeltern zu verzichten, obwohl ich weiß, dass gewisse Maßnahmen notwendig sind, um die Welle der Pandemie zu brechen.

Es sind also die Menschen, die Ihnen fehlen. Sie klagen weniger über die fehlenden Friseur- und Restaurantbesuche oder vermissen sonstigen Lifestyle?
Wenn Sie jetzt auf meine Haarpracht anspielen, dann vermisse ich den Friseur wie alle anderen auch. Gestern sagte ein sehr enger Mitarbeiter im Scherz: “Herr Knecht, wenn das jetzt nochmal vier Wochen dauert, dann schneiden wir Ihnen notfalls die Haare.“ Natürlich würde ich gerne die Friseure unterstützen oder wieder mal essen gehen. Aber wenn man abwägt zwischen Todesfällen und familiären Schicksalsschlägen, dann kommen Bedürfnisse wie Friseur oder Restaurant erst im dritten Glied, selbst wenn eine Unterstützung aus der Sicht dieser Betroffenen existentiell wichtig wäre.

Die Corona-Anordnungen kommen aus Berlin bzw. von der Landesregierung, Sie setzen sie lediglich um. Was erwidern Sie wütenden BürgerInnen, die Ihnen vorwerfen, ihnen die Freiheit zu nehmen?
Egal ob Bund, Land, Kreis oder Stadt, wir alle haben die Notwendigkeit der Maßnahmen erkannt. Also Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht, Abstand halten, das alles haben wir mitgetragen und halten es für sinnvoll. Ich entgegne diesem Vorwurf, dass beispielsweise das Tragen der Maske oder der Verzicht auf persönliche Kontakte und vertrauliche Gesten wie Umarmungen zur Begrüßung für einen relativ kurzen Zeitraum eine geringe Einschränkung sind, verglichen damit, dass an anderer Stelle Menschen in Krankenhäusern um ihr Leben kämpfen, oder dass die Mitarbeiter im Gesundheitswesen täglich gefährlichen Ansteckungen ausgesetzt sind. Ich finde, eine Gesellschaft muss dies für einen begrenzten Zeitraum aushalten können, zumal es uns selbst mit den Einschränkungen noch deutlich besser geht als vielen anderen Ländern. Wobei ich selbstverständlich nicht ausschließe, dass diese Einschränkungen im Einzelfall schlimme Auswirkungen haben können.

Rechnen Sie denn mit einer weiteren Spaltung unserer Gesellschaft durch die erneuten Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung?
Als Corona letztes Jahr bei uns angekommen war und wir Mitte März das erste Mal in den Lockdown gingen, gab es ein großes Einvernehmen im ganzen Land für diesen Schritt. Fast jeder hatte Angst und fühlte sich in seiner Gesundheit bedroht. Ab dem 4. Mai sind wir dann wochenweise in die Aufweichung dieser Einschränkungen gegangen. Im Juli/August gab es sogar eine Phase von zehn Tagen ohne neue Fälle und die Hoffnung, Corona im Griff zu haben. Seit wir im Herbst in den immer härteren Lockdown gehen, merken wir mit jeder Verschärfung und Verlängerung, dass der soziale Frieden und Zusammenhalt immer mehr gefährdet wird. Es gibt immer mehr Menschen, die beklagen diese Schere zwischen den verständlichen Maßnahmen zugunsten der Gesundheit aller und den massiven Auswirkungen im öffentlichen Leben wie Insolvenzen in der freien Wirtschaft, in der Gastronomie, im Einzelhandel oder den Einschränkungen im persönlichen Bereich zum Beispiel durch Homeschooling unter mittelmäßig guten Bedingungen in einer halbwegs digitalisierten Schulwelt. Bis 14. Februar kann man den Lockdown jetzt noch durchhalten, aber dann müssen wir übers Impfen, Maskenpflicht und disziplinierte Hygiene mit einer Exitstrategie wieder Stück für Stück in ein normales Leben zurückkommen, vorausgesetzt, es kommt, insbesondere wegen der Mutationen, keine neue Welle.

Was haben Sie selbst gefühlt, als Sie von der Lockdown-Verlängerung gehört haben und was bedeutet das für die Stadt Ludwigsburg, vor allem wenn dann der eigene Ministerpräsident zeitgleich zu der Verkündung der Bundeskanzlerin andeutet, eventuell eigene Wege zu gehen?
Wenn die Bundeskanzlerin einen gemeinsamen Beschluss für die Bevölkerung verkündet und zeitgleich einzelne Bundesländer wieder ausscheren, wird immer wieder die Glaubwürdigkeit solcher Entscheidungen infrage gestellt. Wir in Ludwigsburg hätten uns schon während der ganzen Pandemie gewünscht, dass bundesweit eine einheitliche Linie verfolgt wird. Ich bin ein großer Freund des Föderalismus. Aber in solchen Ausnahmesituationen, in denen wir als Gesellschaft in ganz besonderem Maße herausgefordert sind und wir in der Glaubwürdigkeit und Wirkung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern unbedingt Einheitlichkeit brauchen, sollten Entscheidungen vom Bund über das Land, über die Kreise bis zu den Kommunen gemeinsam getragen werden. Und so war auch mein Empfinden bei der Verkündung der Kanzlerin. Ja, wir brauchen diese zwei Wochen nochmal, um die Inzidenzwerte zu senken, um dann in kleinen Schritten wieder eine Lockerung einzuführen. Gleichzeitig habe ich mich dann aber beim Ausscheren der ersten Bundesländer gefragt, ob wirklich eine einheitliche Linie gefunden wurde und wir sie durchhalten. Und natürlich ist jede weitere Woche Lockdown nicht nur eine gesellschaftliche Herausforderung, sondern auch eine für uns als Stadt. Wir wollen wieder mit den Bürgern, den Unternehmen, den Mitarbeitern zusammenkommen, wir wollen Projekte auf den Weg bringen, diskutieren und im positiven Sinne streiten, was über die digitalen Wege weitaus schwieriger ist als in der persönlichen Begegnung.

Was würde passieren, wenn in Ludwigsburg der Inzidenzwert unter 50 fallen würde? Müssen Sie sich dann trotzdem an die Vorgaben halten oder haben Sie als Stadt bzw. Kreis die Möglichkeiten zur Lockerung der Auflagen?
Das ist ja der Hoffnungsschimmer, dass wir bei besseren Werten die Auflagen langsam lockern können. Im Kreis liegen wir bei ca. 90, als Stadt bei rund 110 (Anm. der Redaktion – Stand: 20.01). Seit mehreren Tagen sinken die Zahlen kontinuierlich. Bleibt dieser Trend stabil und die Zahlen verbessern sich weiter, muss damit einhergehen, dass die Verantwortlichen in der Politik den Menschen ein Licht am Ende des Tunnels zeigen. Doch auch hier müssen wir gemeinsam an einem Strang ziehen. Jedes Ausscheren, egal von wem, führt erneut zu sozialem Unfrieden und Ungleichheit.

Glauben Sie, dass die Impfung die Lösung sein wird in dieser Pandemie?
Zunächst herrscht große Frustration, dass wir gar nicht genügend Impfstoff zur Verfügung haben. Der Landrat und das Gesundheitsamt haben gute Arbeit geleistet und ein technisch absolut gut funktionierendes Kreisimpfzentrum in der Weststadt geschaffen. Wir hoffen, dass dort bald ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht, damit wir wirklich 1.600 bis 2.500 Menschen am Tag impfen können. Trotzdem glaube ich, dass der Impfstoff allein nicht glückselig macht. Es wird eine Kombination sein aus Impfung und weiterer Zurückhaltung bei den Begegnungen im privaten wie öffentlichen Bereich. Aber auch die weitere Erforschung sowie die Weiterentwicklung der medizinischen Therapie gehören unabdingbar dazu.

Würden Sie sich selbst impfen lassen?
Ja, ich würde mich impfen lassen.

Wie würden Sie die Covid-19-Impfung für Ihren Sohn Jakob, der in die erste Klasse der Grundschule geht, entscheiden?
Die Impfung von Kindern ist ja noch nicht möglich. Wenn sie es wäre, würden wir einer Covid-19-Impfung aber zustimmen. Meine Frau und ich sind mit Impfen generell sehr vorsichtig und Jakob hat bislang nur die aus medizinischer Sicht notwendigen Impfungen bekommen.

Aus der Politik kommen immer wieder Stimmen, die sagen, dass geimpfte Menschen schneller wieder ins normale Leben zurückkehren sollten, sei es bei Restaurantbesuchen oder auch Reisen. Was halten Sie davon?
Diese Bevorzugung lehne ich ab, weil ich sicher bin, dass solche Unterscheidungen den sozialen Frieden und Zusammenhalt gefährden. Natürlich würde ich verstehen, wenn der Einzelhandel, die Gastronomie oder Friseure diese geimpften Menschen gerne als Kundschaft hätten, um endlich wieder Geld zu verdienen. Trotzdem glaube ich, dass wir bei einem solchen Zugeständnis auch in eine Diskussion geraten, die wir dann auch bei anderen Krankheiten führen müssten. Ich kann mir aus verfassungsrechtlichen Gründen auch nur in sehr eingeschränkten Bereichen einen Zwang vorstellen Die Arbeit im Gesundheits- und Schulwesen könnte z.B. an eine Impflicht gekoppelt werden. Vergleichbares haben wir beispielsweise für Kitas und Schulen mit einer Verpflichtung zur Masern-Impfung . Nur das halte ich rechtlich und moralisch für haltbar.

Der Einzelhandel tut sich sehr schwer, viele Geschäfte kämpfen um ihre Existenz. Wie kann die Stadt den Geschäften in Ludwigsburg konkret helfen?
Mit unserer Wirtschaftsförderung und dem Einzelhandelsverein LUIS haben wir zwei Akteure, die sich sehr um diese Problematik kümmern. Schon im letzten Jahr haben wir beispielsweise der Gastronomie ohne Gebührenerhöhung im Außenbereich mehr Fläche zur Verfügung gestellt. Wir haben im ersten Schritt unseren städtischen Mietern und Pächtern ihre monatlichen Zahlungen gestundet und im zweiten Schritt auf Beschluss des Wirtschaftsausschusses bei dramatischen Fällen Mieten und Pachten sogar erlassen. Im Einzelhandel haben wir im Herbst über vier Wochen die Parkgebühren zwischen 15.00 und 19.00 Uhr in unseren städtischen Parkhäusern erlassen. Gleichzeitig haben wir im Wert von 12.000 Euro LUIS-Einkaufsgutscheine verteilt. Wir haben jetzt versucht, die Aktionen ‚Call and Collect‘ sowie ‚Click and Collect‘ zu unterstützen. Außerdem überlegen wir gemeinsam mit den Stadtwerken, ob wir bei der Versorgung zusätzlich Reduzierungen anbieten können. Wir werden uns auf jeden Fall weitere Aktionen für die Geschäfte einfallen lassen. Auch das Märzklopfen soll nicht ersatzlos ausfallen, falls wir bis dahin noch nicht so weit sein sollten. Wir haben mit dem Gemeinderat beschlossen, dieses Event notfalls auf den Termin des Pferdemarktes zu verschieben.

Helfen Sie auch als Privatmann dem Ludwigsburger Einzelhandel?
Ja, gerade in den letzten Wochen haben wir als Familie darauf geachtet, ausschließlich über den Ludwigsburger Einzelhandel einzukaufen. Ich habe drei Paar Schuhe erstanden über ‚Call and Collect‘. Ich habe dort angerufen, der Einzelhändler hat mir dann über WhatsApp Bilder geschickt und ich habe dann drei verschiedene Modelle in Größe 11 bestellt und abgeholt. Wir haben auf diese Weise für Jakob Spielzeug gekauft, ein Wellholz für die Küche und Bücher. Ich kann das jedem nur empfehlen, das funktioniert wunderbar.

Bleibt es auch bei der Aussetzung der Kita-Gebühren während der Lockdown-Verlängerung?
Ja, da sind wir sehr konsequent, auch wenn wir vor Weihnachten im Gemeinderat beschlossen haben, grundsätzlich die Gebühren um drei bzw. fünf Prozent zu erhöhen, weil wir andererseits enorm in diesem Bereich investieren müssen. Dafür erstatten wir konsequent in dem Moment, in dem wir keine Leistungen erbringen können und das Kind nicht in der Notbetreuung ist. Das sind erhebliche Beträge. So ein monatlicher Ausfall kostet uns rund 700.000 Euro. Aber wir machen das jetzt wirklich jeden Monat und hoffen wieder sehr auf eine Gebührenrückerstattung von Bund oder Land. Im ersten Lockdown haben wir vom Land rund 2 Millionen Euro zurückbekommen für erlassene Kita-Gebühren. Doch momentan gehen wir für unsere Familien in Vorleistung, die noch nicht abgesichert ist.

Nach Gabriele Nießen verlassen nun weitere wichtige Mitarbeiter den Bürgermeisterstab wie Konrad Seigfried und Michael Ilk. Macht Ihnen das Sorge oder nehmen Sie es, wie es ist?
Als ich mich 2019 zur Wahl gestellt habe, wusste ich bereits, dass Konrad Seigfried aufgrund seines Alters und dem Gesetz nach bald in Ruhestand gehen würde. Das ist jetzt im April 2021 der Fall. Ich habe die gemeinsame Zeit mit ihm als Mentor und erfahrenem Ersten Bürgermeister sehr genossen. Ich habe immer gesagt, dass ich ein Jahr brauche, um mich in alles einarbeiten zu können. Dieses Jahr hatte ich und nun bin ich absolut in der Lage, meinen eigenen Weg mit der Stadt und der Stadtverwaltung zu gehen und darauf freue ich mich auch. Mit Frau Schwarz als Nachfolgerin von Frau Nießen habe ich eine tolle Kollegin dazubekommen. Die einzige Überraschung war, dass Michael Ilk, nicht wieder kandidiert. Ich bedauere dies sehr. Kann aber seine Entscheidung, die er nach reiflicher Überlegung getroffen hat, als Mediator in die Privatwirtschaft zu gehen, gut verstehen. Jetzt werden wir zunächst einen Nachfolger für Konrad Seigfried finden, danach einen für Michael Ilk. Für den Posten des Ersten Bürgermeisters liegen uns 33 Bewerbungen vor, davon zehn sehr gute – das zeigt, dass die Stadt interessant ist und etwas zu bieten hat. In zwei Schritten werden wir die Auswahl so reduzieren, dass sich am 24. März die besten Bewerber dem Gemeinderat vorstellen werden.

Würden Sie sagen, Sie gehen aus dem Krisenjahr 2020 gestärkt hervor und sind gewappnet für alles, was noch kommt?
Ja, definitiv würde ich sagen, dass nicht nur ich als Person, sondern wir als Stadt gestärkt hervorgehen, weil wir einiges gelernt haben in der Krise. Wir müssen uns im Bereich Digitalisierung noch verbessern. Wir haben gelernt, wie wir uns im Bereich Notfallstrukturen richtig aufstellen müssen. Wir gehen also gestärkt als Stadt insgesamt hervor, wenn wir – und das ist die Bedingung – auch für die Innenstadtentwicklung, also für Einzelhandel, Gastronomie etc. die richtigen Weichen stellen. Unabhängig von Corona müssen wir jetzt wieder an die Zukunft denken und geplante Projekte endlich in die Hand nehmen.

Herr Dr. Knecht, wir danken Ihnen für das Gespräch.