Die Zwischenrufer im Bundestag

ANZEIGE

Im Parlament geht es oft hoch her – und auch die üblichen Umgangsformen bleiben zwischendurch auf der Strecke. Deshalb hat die Informationsplattform www.betrugstest.com einen aktuellen Bundestag-Verhaltensindex zusammengestellt. Dafür wurden insgesamt 9.365 Zwischenrufe aller 702 Abgeordneter zwischen Januar 2017 und Dezember 2020 erfasst und ausgewertet. Unterschieden wurde dabei zwischen Widersprüchen (1.289), in denen Abgeordnete gegensätzliche Meinungen äußerten, und Zurufen (8.076), die sowohl Zustimmungsbekundungen als auch unsachliche Spitzen sein können.

Insgesamt 28 Prozent aller gemessenen Zwischenrufe während der Bundestagsreden der letzten vier Jahre stammen von der AfD (2.649 Zwischenrufe), die im Bundestag zwölf Prozent der Sitze belegt. Im Durchschnitt unterbrachen die AfD-Politiker seit 2017 pro Person 30,1 Mal eine Bundestagsrede. Die restlichen MdBs kommen im Schnitt auf 16,6 Wortmeldungen.

Zum Vergleich: Der Anteil der Zwischenrufe von Politikern der Großen Koalition, die knapp 57 Prozent der Sitze im Bundestag belegen, liegt bei 31,7 Prozent – unwesentlich höher als bei der AfD. Die Politiker der CDU/CSU und der SPD meldeten sich in der letzten Amtszeit Merkels im Schnitt fünf beziehungsweise elf Mal zu Wort.

ANZEIGE

Die Mitglieder der FDP hielten sich mit ihrer Meinung zurück und störten die Redner am wenigsten durch Zwischenrufe. In den letzten vier Jahren kamen die 80 Liberalen im Bundestag auf 815 Zwischenrufe und sorgten so anteilig für 11,4 Prozent – im Schnitt kam jeder Politiker auf zehn verbale Einwürfe.

Von den 9.365 analysierten Zwischenrufen handelt es sich in 1.289 Fällen um Widersprüche. 265 davon kamen von den Abgeordneten der Linken. Pro Person widersprachen die 69 Politiker im Schnitt 3,8 Mal und sorgten so für 21 Prozent aller Einwände. Der Anteil der Grünen liegt bei 20 Prozent: Im Schnitt widersprachen sie ebenfalls 3,8 Mal pro Person. Die AfD folgt mit 2,7 Widersprüchen pro Person.

Zurufe machen das Gros der 9.395 Zwischenrufe aus: 8.076 Mal unterbrachen die Bundestagsabgeordneten seit 2017 mit Zustimmmungsbekundungen, sarkastischen Spitzen oder ähnlichen Einwänden. Jeder Delegierte äußerte sich in den letzten vier Jahren im Schnitt 14 Mal via Zuruf. Die Mitglieder der AfD waren hier deutlich vorn und verbalisierten ihre Meinung mit 27 Zurufen fast doppelt so häufig während Redebeiträgen wie andere Politiker.

Rudolf Huber / glp