Gerangel um Parkplätze entlang der Myliusstraße hält an – Optiker greift Grüne scharf an

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Von Uwe Roth

Auf der Myliusstraße, die in Ludwigsburg den Bahnhof mit der Innenstadt verbindet, ist meistens viel los. In jüngster Zeit ist das auch kommunalpolitisch so. Ende Juli scheiterten die Grünen im Gemeinderat mit ihrem Antrag, dort die Parkplätze abzuschaffen – um vor allem den täglich 1500 Bussen, die dort durchfahren, mehr Raum zu schaffen. Da dort ständig aus- und eingeparkt werde, müssten die Busse warten, bis ein Fahrer sein Auto in der Regel rückwärts eingeparkt habe, war einer der Antragsgründe. Das koste Zeit, die dem Busfahrer in dem eng getakteten Fahrplan genommen werde, so die Argumentation der größten Fraktion im Gemeinderat. Doch mit den Gegenstimmen von CDU, FDP und den Freien Wähler sowie einem Nein vom Oberbürgermeister Matthias Knecht unterlag der Grünen-Antrag mit einer fehlenden Stimme zur Mehrheit.

Markus Stammberger führt in der Myliusstraße ein Optikfachgeschäft und kämpft vehement für den Erhalt jedes einzelnen Parkplatzes. Er traut offensichtlich der Wirkung einer kommunalpolitischen Abstimmung nicht und hat jetzt eine Unterschriftenaktion gestartet: Die Bürger sollen sich mit ihm gemeinsam bei der Rathausspitze dafür einsetzen, dass sämtliche Parkplätze dauerhaft erhalten bleiben. Sein Argument sind Menschen, die nicht gut zu Fuß sind, sollten mit dem Auto vor seinem Laden parken dürfen.

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Anlass seines anhaltenden Einsatzes für die Stellplätze ist eine Aktion des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) vor ein paar Tagen, die ihn offensichtlich sehr aufgebracht hat. In einer Parkbucht demonstrierten die Mitglieder auf zwölf Quadratmeter, wieviel Platz jedes parkende Auto zur Verfügung hat und im Gegensatz dazu Passanten auf dem Gehweg bleibt. Initiator der Aktion war der Landesgeschäftsführer des VCD, Armin Haller. Er ist zugleich Fraktionsmitglied der Grünen in der Regionalversammlung sowie Kreisgeschäftsführer der Grünen. Er stellt aus Sicht des alternativen Verkehrsclubs fest: „Die Myliusstraße hat mit zwei Parkhäusern in der Nähe sowie dem Arsenal- und Zeughausplatz eine extrem gute Parkplatzversorgung.“ Nicht wenige Stellplätze seien zudem für Patienten reserviert. Was hingegen verbessert werden müsse, sei die Achse für Fußgänger, Radfahrer und Busse zum Bahnhof, den täglich 50000 Menschen nutzen, so Haller. Den Kampf des Einzelhändlers für den Erhalt der Arbeitsplätze könne er nicht nachvollziehen.

Die Abstimmung im Gemeinderat ist ein Punktsieg für die Stellplatzbefürworter, aber keine Entscheidung auf Dauer. Denn die Stadtverwaltung weiß, dass die 1869 angelegte Verbindungsstraße zwischen Schillerplatz und dem Bahnhofsvorplatz so nicht bleiben kann. Noch fehlt aber ein Verkehrskonzept. Außerdem ist die Myliusstraße als Trasse für die geplante Stadtbahn im Gespräch, die auch Platz braucht.

Stammberger setzt sich für ein Privileg ein, dass seine Optikerfachkollegen, aber auch Arztpraxen sowie Apotheken in den Fußgängerzonen der Stadt nicht haben: Parkplätze vor dem Gebäude. Sie kommen mit dem Umstand wohl gut zurecht. Erst jüngst hat in der Fußgängerzone wieder ein Optikerfachgeschäft eröffnet.

City-Manager Markus Fischer zeigt Verständnis für die Parkplatzbefürworter: „Die Erreichbarkeit sowie innerstädtische Parkmöglichkeiten sind ein wichtiges Thema für uns“, sagt der Geschäftsführer des Innenstadtvereins LUIS. Ludwigsburg habe eine Sondersituation, nur wenige Innenstädte in Deutschland hätten direkt vor der Haustüre ein großes Einkaufszentrum, das mit 3000 Gratis-Parkplätzen werbe. Gemeint ist das Beuningerland. „Für unsere Innenstadt ist es wichtig, dass wir auch eine Willkommenskultur für Gäste und Besucher haben, welche nicht direkt im Stadtgebiet wohnen und eine weitere Anreise haben.“ Fischer pendelt von Bietigheim-Bissingen nach Ludwigsburg. „Ich kann aus leidlicher Erfahrung berichten: Der ÖPNV ist schon bei dieser eigentlich kurzen Strecke meilenweit davon entfernt, eine Alternative zum mobilen Individualverkehr zu werden.

Aber der City-Manager sieht auch beim Innenstadthandel Verbesserungsbedarf. Es gebe Städte, in denen werde der Einkauf mit einem Lastenrad nach Hause geliefert – sowohl vom städtischen Einzelhandel als auch direkt vom Markt. „Dieses Angebot gibt es aber in Ludwigsburg noch nicht“, bedauert er. Grundsätzlich sei es wichtig, alternative Angebote und Konzepte zuerst einzuführen, bevor man an anderen Stellen Veränderungen herbeiführe, sagt er mit Blick auf die Myliusstraße.