Harald Glööckler: Der Designer krönt Ludwigsburg mit seiner Kunst

Der Meister ist zurück im Ländle. Genauer gesagt, kommt Multitalent Harald Glööckler in die herrliche Barockstadt Ludwigsburg. Doch der erfolgreichen Designer, dessen Label eine goldene Krone ziert, hält nicht etwa Hof im Schloss, wie man vermuten könnte. Den „Prince of Pompöös“ zieht es ins Kunsthaus Watzl, wo der 55-Jährige seine neuesten Werke ausstellt. Denn Harald Glööckler designt nicht nur Mode, Schmuck, Lampen oder Tapeten, er malt auch schon seit 1997, vorwiegend abstrakt. Seine Originalbilder werden verkauft zwischen 6.000 Euro bis zu 50.000 Euro. Für den Feinst- und Künstlerpapierspezialisten Römerturm hat der gebürtige Baden-Württemberger jetzt exklusiv 20 farbenfrohe Werke mit barocken Elementen kreiert, die alle von ihm handsigniert und jeweils auf 200 Stück limitiert sind. „Die Gemälde habe ich mit Römerturm im hochwertigen Printverfahren machen lassen. Sie sind so wunderschön geworden, so dass man den Eindruck hat, man schaut auf ein gemaltes Aquarell. Die Motive sind wild und leidenschaftlich, aber auch romantisch. Ich wollte Kunstdrucke machen, die bezahlbar und für jedermann erschwinglich sind“, begründet Glööckler die Entscheidung, seine Werke erstmals auf hochwertiges Echt Büttenpapier zu drucken. Die FineArtprints-Kunstwerke, die Römerturm jetzt in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Watzl präsentiert, können vom 23. bis 26. Juli bei den Kunsttagen im Kunsthaus Watzl bestaunt und auch gekauft werden. Zuvor sprach der kreative Modeschöpfer und Maler mit Ludwigsburg24 über Kunst, Corona und das Leben.

 

Herr Glööckler, werden Sie persönlich zu den Kunsttagen im Kunsthaus Watzl kommen?

Nein, ich werde nicht kommen, denn Corona ist noch nicht vorbei. Wir haben für den Herbst noch eine größere Veranstaltung in einer entsprechenden Location geplant, bei der ich dabei sein werde. Ich hatte für dieses Jahr fünfzehn Vernissagen geplant, die nun leider alle erst einmal verschoben sind. Im Kunsthaus Watzl kann man jetzt zum ersten Mal alle Drucke von mir sehen.

Wie haben Sie die Corona-Krise bislang überstanden?

Diese Zeit habe ich wunderbar überstanden. Wenn man so will, habe ich von klein auf Corona, immer eine andere Krise. Es fing schon in der Kindheit mit einem gewalttätigen Vater an. Das war wie Krieg. Deshalb habe ich auch während des Lockdowns mein Buch geschrieben: „Krise als Chance -Erfolgreich in die Zukunft!“, das übrigens gerade von Amazon zum Bestseller gekürt wurde. Dazu können Sie mich jetzt auch als Coach buchen. Alles hat etwas Gutes und ich denke, dank Corona hat man vieles klarer gesehen. Man hat plötzlich erkannt, was Fake und was echt ist. Man hat die Spreu vom Weizen getrennt.

Haben Sie während des Lockdowns nichts vermisst, etwa soziale Kontakte, Unternehmungen, Partys?

Ach, wissen Sie, viele Leute haben immer davon geträumt, von Zuhause aus zu arbeiten. Dann fiel allen nach einer Woche Lockdown schon die Decke auf den Kopf, weil sie nicht raus konnten. Wir waren schon sehr früh in Isolation und sind es eigentlich immer noch. Gelegentlich haben wir jetzt mal Besuch, allerdings immer nur im Garten. Ins Haus lassen wir noch niemanden. Ich könnte noch vier Jahre wie Buddha unterm Baum sitzen, ohne dass mir langweilig werden würde, denn ich habe so viel in mir und so viel mit mir zu tun, so viel nachzudenken über Gott und die Welt oder Bücher zu schreiben. Während des Lockdowns habe ich fünfzehn neue Lizenzen gemacht, u.a. für einen Corona-Song, eine Latex-, sowie eine Strickkollektion, für Hundehalsbänder, Hundefutter, Trolleys, Gin. Bald gibt es auch Pompöös-Maultaschen mit weißem Trüffel zu kaufen. Die werden Ihnen in der Dose geliefert und Sie müssen sie nur noch erwärmen.

Sie designen Mode und Häuser, Vasen und Tapten, Sie malen und schreiben Bücher – ein bunter Strauß an Kreativität. Stehen Sie morgens auf und lassen Ihrer Kreativität freien Lauf und machen je nach Stimmung das, was Ihnen gerade reinläuft oder haben Sie einen durchstrukturierten Tag?

Ich bin sehr diszipliniert und extrem strukturiert. Mich nervt es auch, wenn etwas nicht strukturiert ist, ich brauche Struktur. Egal; wann ich ins Bett gehe, ich stehe jeden Morgen um 6.00 Uhr auf. Zuerst gehe ich mit meinem kleinen Hund in den Garten und meditiere. Nach einer halben Stunde gehe ich wieder ins Haus, denn dann bekommt mein Hund sein Futter und ich trinke mit meinem Mann einen Kaffee. Danach gehe ich nochmal kurz zum Meditieren in den Garten, danach starte ich mit der Bearbeitung von Emails und Social Media in den Tag. Zwischendrin gehe ich mal ins Bad, mache mich fertig, klebe mir falsche Wimpern auf.

Die Wimpern kleben Sie sich aber doch nur auf, wenn Sie auswärts Termine haben oder Besuch kommt…

Was denken Sie, die klebe ich mir auch auf, wenn ich nur zuhause bin. Man darf sich schließlich nicht gehen lassen. Das habe ich auch beim Lockdown gemerkt. Wenn man sich gehen lässt, verliert man sich. Wenn man sich zurechtmacht, sitzt man gleich ganz anders am Frühstückstisch als im Schlafanzug und beginnt den Tag ganz anders, weil man weiß, dass man offiziell unterwegs ist. Natürlich habe ich auch mal Tage, an denen ich aufwache und der Rücken schmerzt oder ich habe einen Moralischen, aber dann lasse ich Musik laufen oder singe ein kleines Lied. Aber ich gebe mich weder dem Schmerz noch irgendeiner Stimmung hin. Das geht für mich gar nicht, denn zuerst kommt immer mein Programm.

Hat Kreativität nicht ein Eigenleben? Lässt sie sich disziplinieren?

Man muss sie disziplinieren, sonst gehört man zu den Künstlern, die nie fertig werden und unzuverlässig sind. Meiner Meinung nach schließen sich Disziplin und Kreativität nicht gegenseitig aus, die Behauptung ist nur eine Erfindung von faulen Leuten. Aber natürlich lege ich nicht in einem Plan fest, heute male ich, morgen designe ich, übermorgen schreibe ich ein Buch. Ich mache ständig irgendwas. Was, das ergibt sich von allein und geht fließend ineinander über. Da ich so viel mache, muss ich in der Lage sein, immer wieder zu switchen.

Beflügelt Sie das ständige Switchen?

Nein, es ist eine Notwendigkeit. Beflügelt werde ich durch besondere, schöne und großartige Dinge.

Was empfinden Sie beim Malen?

Wenn ich male, bin ich vollkommen in die Malerei vertieft. Ich male nicht, um mich zu entspannen, denn Malerei ist anstrengend, da es sich dabei um einen Schöpfungsprozess handelt, der mich durchaus erschöpft.

Ihr Haus in Kirchheim hängt voller Bilder, die allesamt von Ihnen geschaffen wurden? Warum hängen Sie sich keine anderen Künstler an die Wand. Gefällt Ihnen nichts?

Ein Bild bei mir daheim an der Wand wurde von einem anderen Künstler geschaffen. Das Motiv stammte von dem berühmten Maler Tizian aus der Renaissance und zeigt Tizians Tochter, wurde aber später von einem Maler aus dem Barock nachgemalt. Das Bild selbst ist gar nicht so wertvoll. Wertvoll dagegen ist der Original-Rahmen aus dem 17. Jahrhundert. Das Gemälde habe ich in einem Antiquitätengeschäft gesehen und es hat mich drei Jahre lang angeschaut und gerufen: Kauf mich! Also habe ich es letztlich gekauft. Andere Bilder brauche ich nicht, denn ich habe meine eigene Kunst, von der ich bald nicht mehr weiß, wo ich sie hinhängen soll.

Sie malen immer wieder Selbstporträts und stellen sich mal als König, als Kardinal oder auch als Zyklop dar. Wovon hängt das jeweilige Motiv ab?

Nur die modernen, abstrakten Selbstporträts habe ich gemalt. Die anderen sind meist eine Koproduktion. Ein Maler hat mich mal im Stil von Ludwig XIV porträtiert. Eigentlich wollte ich ihn alles allein machen lassen, aber er hatte wie viele andere ein Problem mit meinem Gesicht und den Händen. Er hat es nicht richtig getroffen. Ich habe ausgesehen wie der Mönch in ‚Im Namen der Rose“. Dann bin ich auf die Leiter gestiegen, habe seine Bleistiftskizze wegradiert und mich selbst gemalt. Aber normalerweise male ich nur modern, abstrakt, das ist mein Ding. Zwar habe ich auch schon mal klassische Orchideen gemalt, aber eigentlich habe ich nicht die Geduld zu warten, bis das Öl trocken ist.

Sie sind ein sehr anspruchsvoller, kritischer Mensch. Würden Sie von sich auch sagen, dass Sie pedantisch sind?

Das kommt immer auf den Betrachter an. Wer zuhause ein Messi ist, für den ist es pedantisch, wenn man einmal pro Monat die Wohnung rauswischt. Für manche ist mein Haushalt pedantisch. Sie finden bei mir kein Staubkorn, können jederzeit vom Boden essen und jede Schublade aufmachen. Ich nenne es einfach Ordnung und finde es nicht pedantisch, sondern notwendig. Und natürlich lege ich bei einem Porträt Wert aufs Detail und will, dass alles korrekt ist, sonst braucht man es erst gar nicht machen. So war das auch früher mit dem Schminken. Da habe ich letztlich auch selbst zum Pinsel gegriffen, weil es mir nicht gepasst hat, wie es gemacht wurde. Eigentlich mag ich keine Menschen, die denken, dass sie alles können. Dennoch ist es bei mir der Fall, weil ich eben vieles genauso gut oder besser kann. Wenn ich beurteilen will, ob eine Visagistin gut ist, dann muss ich eben zusehen, dass ich genauso viel Ahnung habe wie sie.

Aus welchen Bereichen halten Sie sich lieber raus?

Ein Auto montieren oder reparieren könnte ich nicht. Nicht, weil ich zu blöd dafür wäre, sondern weil ich es nicht gelernt und auch kein Interesse daran habe. Aber man muss nicht alles können. Und wenn ich keine Ahnung davon habe, lasse ich auch die Finger davon.

Was machen Sie eigentlich, wenn Sie mal gar nichts tun?

Entweder meditiere ich, um meinen Kopf zu leeren oder ich lese etwas, höre ein Hörbuch. Irgendetwas passiert eigentlich immer. Das Wichtigste ist, seine Gedanken im Griff zu haben und in die richtige Spur zu kommen bzw. dort zu bleiben. Wir sind emotional geprägt von Eltern und Großeltern, die uns die Welt aus ihrer Sicht erklärt haben. Irgendwann muss man sich fragen, ob das auch die eigene Weltanschauung ist und gegebenenfalls bereit sein, die Reset-Taste zu drücken.

Sie haben länger in Berlin gelebt und sind vor einiger Zeit nach Kirchheim an der Weinstraße gezogen. Sind Sie mehr der Land- als Stadt-Typ?

Ich habe die Ruhe gesucht und in Kirchheim einen sehr schönen Platz gefunden. Natürlich gibt es in der Stadt viele Möglichkeiten, die man auf dem Land nicht hat. Aber ich bin von hier aus in zwanzig Minuten in Mannheim, in einer Stunde in Frankfurt. Mir wurde die Stadt irgendwann zu laut. Ich musste die Klingeln alle abstellen, da Tag und Nacht bei mir geklingelt wurde. Teils standen die Menschen vorm Haus und haben gewartet, dass ich rauskomme. Auf der Straße oder im Café wurde ich ständig angesprochen, fotografiert, um Autogramme gebeten. Das ist per se auch alles in Ordnung, aber ich wollte auch mal Ruhe haben und die habe ich jetzt hier gefunden. Das Grundstück ist nicht einsehbar und ich bin hier innerhalb meines Anwesens absolut ungestört. Außer den Eichhörnchen, den Vögeln und meinem Hund sieht mich niemand. Ich genieße das total.

Warum sind Sie gerade nach Kirchheim gezogen?

Im Internet habe ich diese Villa entdeckt, die ich sofort wunderschön fand. Bei der Besichtigung habe ich festgestellt, dass man hier in der pfälzischen Toskana lebt. Wir haben Palmen im Garten, Kamelien, Feigen, Bananen, Maulbeerbäume. Er ist hier alles sehr südlich, immer ein paar Grad wärmer. Es ist so wie in Italien. Das hat mir gefallen. Wenn man in Süddeutschland geboren ist, dann hat man irgendwann den Wunsch, dorthin zurückzukommen. Es ist im Süden Deutschlands doch anders als im Norden. Berlin ist eine tolle Stadt. Ich mag auch die Menschen dort. Aber trotzdem ist im Süden alles anders, der Umgangston ist nett und freundlich, weniger burschikos.

Das klingt so, als säßen Sie jetzt mitten im Paradies…

Wissen Sie, es ist so paradox. Als ich aus Berlin wegzog, hat man den Kopf geschüttelt und Unverständnis geäußert, dass ich meine schöne, 2.000 Quadratmeter große Wohnung aufgegeben habe, um aufs Land zu ziehen. Jetzt während der Corona-Krise wurde mir vorgehalten: „Sie können den Lockdown ja gut aushalten, Sie haben es gut, Sie haben ja schließlich einen Garten.“ Schon verrückt, für was man sich so alles rechtfertigen muss.

In Ihre schwäbische Heimat wollten Sie nicht zurück?

Nein, ich dachte eine kleine Distanz wäre besser. Es ist nicht immer gut zu seinen Anfängen zurückzukehren. Man sagt ja bekanntlich: Der Prophet gilt nichts im eigenen Land. Nein, Spaß beiseite. Es hat sich einfach so ergeben und dazu habe ich festgestellt, dass nur zehn Minuten von Kirchheim entfernt der Geburtsort meines Mannes liegt. Dort leben seine Schwestern und seine Töchter. Dann dachte ich mir, dass er so seine Enkelkinder aufwachsen sieht. Das ist doch schön.

Haben Sie noch Verbindungen ins Schwabenland?

Langjährige Freunde habe ich unter anderem in Ludwigsburg, zu denen ich auch Kontakt halte, teils auch Freunde aus Jugend- und Schultagen. Aber wir telefonieren nicht täglich, sondern nur gelegentlich. Es ist nicht ganz einfach, wenn man so einen Weg geht wie ich. Viele Menschen kommen da nicht mit, weil sie auf einem anderen Punkt stehenbleiben. Deshalb verliert man den einen oder anderen auf seinem Weg. Dafür kommen wieder andere Menschen hinzu. Das ist halt so im Leben.

Herr Glööckler, eine letzte Frage: Sind Sie ein glücklicher Mensch?

Glücklichsein ist so ein großes Wort. Ich glaube, wir sind alle mal glücklich und mal unglücklich. Unterm Strich gesehen, habe ich ein sehr spannendes, interessantes Leben und bin sehr zufrieden damit, wie mein Leben bisher verlaufen ist. Eigentlich ist das doch eine gute Definition von Glück.

Herr Glööckler, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Patricia Leßnerkraus