Kreissparkasse Ludwigsburg: Corona hat Wohnungsmarkt nicht geschwächt

ANZEIGE

Von Uwe Roth

Der Bericht zum Immobilienmarkt 2020 der Kreissparkasse (KSK) Ludwigsburg enthält keine gute Nachricht für Wohnungssuchende: „Die Nachfrage nach Immobilien ist weiterhin größer als das Angebot“, sagte KSK-Vorstandsmitglied Thomas Raab am Mittwoch bei der Präsentation des Berichts. Er rechnet mit einem weiteren Preisanstieg auch im kommenden Jahr. Der Lockdown wegen der Corona-Pandemie habe daran wenig geändert. Zwar sei der Markt zwischen Mitte März du Mitte April nahezu tot gewesen. Doch das habe sich rasch wieder geändert. Auch die meisten Immobilienkunden seien wegen Corona finanziell wohl nicht geschwächt worden: Etwa 1000 Kreditnehmer hätten die Sparkasse um eine vorübergehende Minderung der Ratenzahlung gebeten, sagte Raab. Geplatzte Verträge oder gar Zwangsvollstreckungen habe es nicht gegeben. Und der Vorstand rechnet auch in in nächster Zeit nicht mit solchen Kundenotlagen.

Inzwischen blieben die Umsätze mit Immobilien nur geringfügig hinter denen des Vorjahres zurück. Raab blickte in seinen Ausführungen optimistisch in die Zukunft und zeigte sich überzeugt, dass der Immobilienmarkt im kommenden Jahr und darüber hinaus stabil bleiben werde. Er rechnet mit einer sich jährlich wiederholenden Preissteigerung von bis zu acht Prozent. Allein diese werde der Kreissparkasse weiterhin eine Umsatzsteigerung bringen. Lediglich die unsichere Entwicklung der Automobilbranche bereite ihm etwas Sorge, sagte er. Da der Wohnungsmarkt nicht so schnell wachse, wie es der Bedarf erfordere, bleibe der Baufinanzierer hinter den Möglichkeiten zurück. Der Markt für gewerbliche Immobilien habe sich dagegen leicht entspannt, heißt es im Marktbericht der KSK. Insbesondere Flächen für den Einzelhandel (vor allem Textilhandel) seien weniger nachgefragt. In unattraktive Lagen stünden Flächen auch länger leer.

ANZEIGE

Von einer Immobilienblase auf dem Wohnungsmarkt, die bei einem schweren Konjunktureinbruch befürchtet worden war, sei der Markt angesichts der schnellen Erholung jedenfalls weit entfernt, versicherte der KSK-Vorstand. „Im Landkreis herrscht bei 12000 gemeldeten Arbeitslosen nahezu Vollbeschäftigung, und der Wunsch der Menschen nach eigenen vier Wänden ist ungebrochen hoch“, stellte Raab fest. 5450 Suchaufträge verwalten die Mitarbeiter der Immobilienabteilung. Die Hälfte davon betrifft die Suche nach einer Wohnung. Und das Eigenheim solle möglichst groß sein, erfahren die KSK-Berater von den Kunden. Sie fragen immer öfter ein getrenntes Arbeitszimmer nach, um dort von der Familie ungestört im Homeoffice zu sein. Ein großer Balkon oder sogar eine Terrasse darf nicht fehlen. Zudem müsse die Lage 1A sein. Für Immobilien in etwas schlechteren B-Lagen dauere die Vermarktung trotz der hohen Nachfrage gleich etwas länger, sagt der Marktbericht.

Die Ansprüche seien über alle Generationen gleich hoch, sagte im Pressegespräch Christopher Gentzcke, Abteilungsleiter des Immobiliencenters der Kreissparkasse. Die hohen Ansprüche der Kunden haben nicht zuletzt ihren Preis – von hohen Grundstücks- und Baukosten abgesehen, die ebenfalls den Kreditbedarf erhöhten. Mit welchen Investitionen Kaufwillige angesichts des angespannten Marktes rechnen müssen, zeigte Gentzcke an einem Beispiel: Eine Neubauwohnung mit drei Zimmern auf 70 Quadratmeter kostet angenommen 400 000 Euro. Zusammen mit den marktüblichen Nebenkosten wie Grunderwerbsteuer, Notar und Makler (etwa zwölf Prozent) ergibt sich ein Gesamtkaufpreis von 448 000 Euro. Mit einem Eigenkapitaleinsatz von rund 20 Prozent verbleibt somit ein Finanzierungsbedarf von etwa 358 000 Euro. Die monatliche Kreditrate beträgt in diesem Beispiel für Zins und Tilgung knapp 900 Euro, so Gentzcke. Zu dieser monatlichen Belastung kommen noch weitere 500 Euro für die Wohnnebenkosten. Insgesamt sei es auf Dauer ein Wohnungskauf günstiger als Miete zu zahlen.