Landkreis Ludwigsburg: Neues Sammelsystem für Verpackungsmüll – Glas kommt ins blaue Körbchen

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Von Uwe Roth

Das Einsammeln von Verpackungsmaterialien ist im Landkreis Ludwigsburg seit 30 Jahren ein Kuriosum: Die Unterscheidung von Flach- und Rund-Müll gibt es nur hier und sonst nirgends. Schaut man in die grünen Behälter, scheint die Logik hinter dem Trennsystem noch immer nicht von allen verstanden worden zu sein: Folien und Styropor gehören in den Papierbehälter (flach); Einwegflaschen und anderes Glas in die Rundtonne. Ist die hauchdünne Wurstverpackung eine Folie (flach) oder eine Kunststoffverpackung (rund)? Wie passt eine Styroporbox zum Altpapier (flach)? Besonders bei Neubürgern sorgt das für Verwirrung und nicht selten zu einem Durcheinander in den Abfallbehältern.

Das soll sich vom Jahr 2022 an ändern. Für die Müllentsorgung ist der Landkreis zuständig. Nun hat der Kreistag ein neues Sortiersystem beschlossen, das mehr Klarheit bringen soll. Größte Neuerung ist die Einführung von blauen Boxen für das Einweg-Leergut. Sie ähneln Einkaufskörben in XXL-Form. Die Kreisverwaltung begründetet die Änderungen so: Das neue Verpackungsgesetz des Bundes schreibt vor, dass die Wertstoffe künftig noch besser getrennt und verwertet werden müssen – um Ressourcen zu schonen und die Umwelt zu schützen.

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Die gute Nachricht für die Verbraucher lautet, dass das zusätzliche Behältnis keine Auswirkung auf die Müllgebühren hat. Denn die Kosten für den Abtransport und die Entsorgung des Verpackungsmülls bezahlen die Verbraucher mit dem Kauf der Produkte im Supermarkt, Discounter, Baummarkt und im übrigen Einzelhandel. Ein entsprechendes Logo auf der Verpackung zeigt das. Daher sind die Leerungen der grünen Tonnen kostenlos. Allerdings nur scheinbar, da die Gebühr an der Ladenkasse entrichtet wurde. Den Abtransport und das Recycling der Verpackungsmaterialien organisiert der Handel über das Duale-System. Es ist in Deutschland für die Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verkaufsverpackungen verantwortlich. Das Duale System muss sicherstellen, dass die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Verwertungsquoten erreicht werden. Diese Quoten haben sich mit dem Verpackungsgesetz von 2019 erhöht.

Der Abtransport der schwarzen (Rest) und braunen (Bio) Mülltonne muss im Gegensatz zu den grünen Tonnen bezahlt werden. Im Landkreis Ludwigsburg zahlt ein Musterhaushalt mit vier Personen für die 120-Liter-Rest- und Biomülltonnen bei durchschnittlich zehn Leerungen rund 190 Euro jährlich. Das ist nicht wenig. Trotz der fast jährlich steigenden Abfallgebühren landen erstaunlich viele Lebensmittel-Verpackungen fälschlicherweise in der Restmülltonne. Ob es den Verbrauchern bewusst ist, dass sie für die Entsorgung unnötig doppelt zahlen, lässt sich nicht sagen. Ist es Unkenntnis oder Bequemlichkeit? Tatsache ist ebenfalls, was zweifach bezahlt im Restmüll endet und später verbrannt wird, wird gleichzeitig als Wertstoff dem Müll-Kreislaufsystem entzogen.

Von 2022 an gibt es einen grünen Behälter nur für Papier und Kartons geben. Hinzu kommt ein Behälter, der – wie die Gelbe Tonne in anderen Kreisen – für Verpackungen reserviert ist. In diese Kategorie fallen künftig auch Kunststofffolien und Styropor. Glas wird in blauen Boxen oder Tonnen gesammelt. Diese werden dann wie bisher auch abgeholt. Zusätzlich können Altglas-Container auf den Wertstoffhöfen oder Altglas-Depotcontainer genutzt werden, von denen es im Landkreis Ludwigsburg immer noch mehr als 100 gibt.

Für die Abfallentsorgung hat der Landkreis ein eigenes Unternehmen: die Abfallverwertungsgesellschaft (AVL). Geschäftsführer ist Tilman Hepperle. Er kommentiert das neue Trennsystem so: „Uns war während der gesamten Verhandlungen elementar wichtig, dass für die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis keine Nachteile beim Thema Komfort und Service entstehen.“ Entscheidend sei gewesen, „dass wir beim Thema Kosten keinerlei Nachteile haben“, so Hepperle weiter.

Kaum war der Beschluss im Kreistag gefasst, beschwerten sich Bürger bei der AVL. Jetzt werde alles noch komplizierter, klagten sie. Der AVL bezog Stellung: „Es stimmt schon: Wir müssen uns umgewöhnen. Aber wenn man es eine Weile gemacht hat, fällt es nicht mehr schwer, das Glas gesondert zu sammeln.“ Das zeigten Beispiele aus anderen Kreisen, zum Beispiel dem Rhein-Neckar-Kreis. Neubürger würden sich leichter tun, da das neue System ähnlich zu dem in anderen Landkreisen sei.

Was tun, wenn der Platz am Haus für Müllbehälter beengt ist? Hepperle ist überzeugt, dass in den meisten Fällen eine blaue Sammelbox fürs Glas (36 Liter) genüge. Es könne auch eine Tonne fürs Glas genutzt werden. Wer möchte, könnte diese mit den Nachbarn teilen. Und in großen Wohnanlagen, wo viele Rund-Tonnen im Einsatz seien, könnten diese durch wenige große 770-Liter-Behälter ersetzt werden. Das könne sogar Platz sparen.