LANDKREIS LUDWIGSBURG. Die Wälder in Baden-Württemberg haben einen hohen naturschutzfachlichen Wert. Dabei stehen seltene Waldbiotope besonders im Fokus. Wo genau diese Biotope liegen und wie sie sich weiter entwickeln untersuchen aktuell Sabeth Miocic von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) und Werner Hornung von der Firma Ö:Konzept. Beide führen eine so genannte Waldbiotopkartierung in den Wäldern des Landkreises Ludwigsburg durch.
2.500 Hektar Wald, eine Fläche, die etwa 3.500 Fußballfeldern entspricht, werden im Laufe dieses Sommers von Sabeth Miocic und Werner Hornung genau untersucht. Sie interessieren sich dabei insbesondere für die Arten, die in den Biotopen vorkommen. „Biotope machen nur einen kleinen, aber sehr wichtigen Teil der Waldfläche aus, landesweit etwa 5-6%. Anhand der verschiedenen Pflanzenarten können wir ermitteln, welchem Biotoptyp die untersuchten Flächen zuzuordnen sind“, so Miocic. Der Großteil der Waldbiotope im Landkreis Ludwigsburg wurde in der Vergangenheit bereits kartiert. Da Biotope aber ständigen Veränderungen unterliegen ist eine regelmäßige Aktualisierung des Datenbestands notwendig.
„Die Ergebnisse der Wissenschaftler sind eine wesentliche Grundlage unserer täglichen Arbeit“, so Dr. Michael Nill, Leiter des Fachbereichs Wald im Landratsamt. Bei allen Planungen im Forst werden diese berücksichtigt. „Die berechtigten Belange des Naturschutzes im Wald werden so quasi automatisch im Alltag umgesetzt, einfach weil wir sie durch die Kartierung ständig im Blick haben“, so Nill. Die meisten Biotope im Wald sind nach Natur- und Waldgesetz geschützt, auch auf europäischer Ebene. „Darüber hinaus werden aber auch Lebensräume seltener Arten oder besondere Waldstrukturen kartiert, die zwar nicht dem gesetzlichen Biotopschutz unterliegen, aber deren wesentliche Bestandteile gesetzlich geschützt sind, z. B. durch den strengen Artenschutz nach dem Bundesnaturschutzgesetz“, erklärt Miocic.
Dieses Jahr liegt der Schwerpunkt in den Privat- und Gemeindewäldern im Bottwartal, Strom- berg und im Hardtwald. Dort werden Miocic und Hornung diese Biotope lagegenau abgrenzen, eine Beschreibung anlegen, mögliche Beeinträchtigungen feststellen und Maßnahmen zur Pflege und Entwicklung der Biotope vorschlagen. Sabeth Miocic freut sich über die vor ihr liegende Aufgabe im Landkreis: „Durch die Waldbiotopkartierung lernt man ein Gebiet von einer ganz anderen Seite kennen.“
Hintergrundinformation:
Von 1989 bis 2002 wurden mit der Ersterfassung erstmalig alle Biotope im Wald dokumentiert, seit 2002 erfolgt die WBK-Aktualisierung etwa alle 10 Jahre, meist im Vorlauf zu einer Forsteinrichtung. Seit 2007 werden auch die meisten FFH-Lebens-raumtypen im Wald miterfasst.
Nach aktuellem Stand von Ende 2019 sind Flächenänderungen bei den Biotopen im Wald im Wesent- lichen auf verbesserte technische Grundlagen zurückzuführen. Allerdings hat landesweit die Anzahl aller gefährdeten Biotope gegenüber 2002 deutlich zugenommen. Mittlerweile sind fast ein Viertel sämtlicher Biotope beeinträchtigt. Hierzu zählen neben natürlichen Veränderungen und der Einwanderung von gebietsfremden Arten, leider auch viele direkt vom Menschen verursachte Beeinträchtigungen z. B. Grünschnitt-, Müll- und Bauschuttablagerungen im Wald.
red