M wie Mumm

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Die haben Mumm, die Bayern. Während anderswo immer mehr Diesel sang- und klanglos aus den Preislisten verschwinden, legt BMW kraftvoll nach – mit dem als Limousine und Touring verfügbaren M340d xDrive gibt es seit 2020 eine Diesel-Topvariante mit dem M-Zusatz im Namen und 340 PS sowie 700 Nm Drehmoment. Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat die Limousine unter die Lupe genommen.

Es ist schon ein Trauerspiel mit dem Diesel. Manche würden ihn am liebsten gleich verbieten, die Zulassungszahlen befinden sich quasi im freien Fall. Wurden 2017 in Deutschland noch knapp 1,6 Millionen Selbstzünder neu registriert, waren es 2020 gerade noch die Hälfte. Im April 2021 lief es mit 50.195 Diesel-Neuregistrierungen zwar ein wenig besser als im Krisenjahr 2020 (April: 38.836 Neuzulassungen), doch das Niveau von April 2019 mit 104.079 Selbstzünder-Erstzulassungen liegt in weiter Ferne.

Das ist schade, denn die aktuellen Euro 6-Modelle sind nicht nur sauber, sondern auch vor allem für Vielfahrer, die oft lange Strecken zurücklegen müssen, durchaus eine vernünftige Wahl. Der M340d xDrive macht da keine Ausnahme. Obwohl er mit praller, ja fast schon verschwenderischer Kraft gesegnet ist, lässt es sich sehr sparsam, relaxed und dennoch zügig reisen. Gerade mal 6,2 Liter auf 100 Kilometer genehmigte sich der Bayer im Durchschnitt während der 14-tägigen Testperiode und lag damit genau innerhalb der WLTP-Verbrauchsangaben von 6,5 bis 5,9 Liter.

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Wie das geht? Das gewaltige Drehmoment-Maximum des Biturbo-Sechszylinders steht bereits ab Leerlaufdrehzahl, zusätzlich assistiert vom E-Boost des 8 kW/11 PS Startergenerators, schon bei 1.750 Touren zur Verfügung. Das erzieht, ähnlich wie bei einem reinen E-Mobil, förmlich zum zurückhaltenden Umgang mit dem Gasfuß, denn souveräne Kraft stellt dieser immerhin 1.895 Kilo schwere 3er ohnehin jederzeit zur Verfügung.

Überholmanöver auf der Landstraße sind – wenn es voraus wirklich mal sehr langsam geht – nur eine Frage von Sekunden. Warum also hetzen und nicht einfach tiefenentspannt genießen? Der Genuss, sprich die Fahrt, darf anders als bei vielen E-Mobilen ruhig einmal ein bisschen länger dauern. Der Serientank des M340d xDrive fasst 59 Liter (statt mickrigen 40 Liter bei den Benzinern und Basisdieseln), das würde beim ermittelten Verbrauch für 951 Kilometer Nonstop reichen. Und noch etwas unterscheidet ihn von den allermeisten BEV: Er dürfte gebremst bis zu 1.800 Kilogramm an den Haken nehmen. Langen Urlaubsfahrten (Kofferraumvolumen 480 Liter) selbst mit Caravan steht also nichts im Wege.

Dazu passt auch der Gesamtcharakter des stärksten Diesel-Dreiers. Traktion gibt es dank xDrive-Allradantrieb und M-Sportdifferenzial immer reichlich. Die ZF-Achtstufen-Automatik arbeitet geschmeidig, fast unmerklich und harmoniert damit perfekt mit dem vibrationsarmen und bei Bedarf durchaus drehfreudigen Sechszylinder. Das adaptive, straffere M-Fahrwerk (10 Millimeter tiefer, 600 Euro) foltert die Insassen in der Komforteinstellung nicht unnötig. Ziemlich perfekt sitzt auch das an und für sich serienmäßige Sportgestühl. Im Testwagen allerdings mit Leder Varnasca mit blauen Kontrastnähten (1.950 Euro), sowie elektrischer Sitzverstellung samt Memory (1.170 Euro), Lordosenstützen (244 Euro) und (Sitzheizung (371 Euro) ausstaffiert, spült es dann doch noch 3.735 Euro in die BMW-Kasse.

Famos auch das – selbstverständlich aufpreispflichtige – Harman Kardon-Soundsystem mit 16 Lautsprechern (900 Euro), das unfassbar weitreichende Laser-Licht (2.000 Euro) oder das großflächige Head-up-Display, das die wichtigsten Infos zur Fahrt direkt ins Sichtfeld projiziert und damit den Blick auf der Straße hält.

Ebenfalls nur gegen Aufpreis (2.000 Euro) gibt es mit Driving Assistant Professional eine ganze Armada von fortschrittlichen Assistenzsystemen: Der 340d xDrive erkennt dann zum Beispiel rote Ampeln, Stoppschilder und Einfahrbeschränkungen und bremst bei Nichtbeachtung bis 80 beziehungsweise 85 km/h automatisch, er erkennt an schwer einsehbaren Stellen Querverkehr, in Stausituationen fährt er selbsttätig an den Fahrbahnrand, der automatische Speed Limit Assist stellt die Geschwindigkeit von selbst und vorausschauend auf das jeweils erkannte Tempolimit ein. Das alles funktionierte – von gelegentlichen Ausnahmen abgesehen – ganz gut. Bis zur Totalentspannung für den Fahrer scheint es aber doch noch ein gutes Stück Weg.

mid-Fazit: Der BMW M340 d xDrive ist ziemlich nah dran am alten “Freude am Fahren”-Slogan. Landstraßen werden zur Ballett-Bühne, lange Autobahnfahrten zum entspannenden Meditationsrefugium. Der Verbrauch bleibt dennoch moderat. Das kann bis heute keiner besser als ein kraftvoller Diesel wie der 340d xDrive.

Angesichts der herausragenden Basis ärgerlich ist die kleinliche BMW-Aufpreis-Politik. Bei einem schon in der Basis 62.500 Euro, mit Extras über 85.000 Euro teuren Mittelklasse-Fahrzeug kassieren die Bayern tatsächlich noch für Reifendichtmittel, den automatischen abblendenden Außenspiegel links oder die Sitzheizung vorn. Unser, sorry, “Absurditäten”-Highlight: das blaue statt schwarze Gurtband für 293 Euro Extra.

Angesichts der 72 Seiten-Aufpreisliste wundert es nicht, dass viele Kunden nicht mehr durchblicken (aber wahrscheinlich ist ja genau das beabsichtigt), auch der Hersteller selbst kommt offensichtlich mit der Datenpflege nicht hinterher. Die dem Testwagen beigefügte, fahrzeugindividuelle (Auf-) Preisliste war unvollständig, die aufgeführten Optionsaufschläge bereits veraltet.

Alternativen: Audi S4 TDI Quattro, 64.750 Euro, 341 PS, 700 Nm

Alpina D3 S, 70.500 Euro, 355 PS, 730 Nm

 

Technische Daten BMW 340d xDrive:

– Länge/Breite/Höhe: 4.713/1.827/1.440 Millimeter

– Radstand: 2.851 Millimeter

– Luftwiderstand: Cx x A: 0,26 x 2,22qm = 0,58 (Luftwiderstands-Index)

– Gewicht: 1.895 Kilogramm (inkl. 75 Kilo-Fahrer)

– Zuladung 505 Kilogramm

– Kofferraumvolumen: 480 Liter

– Tankinhalt: 59 Liter

– Mischbereifung Serie v./.h: 225/45 R18 und 255/40 R18, Testwagen: 225/40 R 19 und 255/35 R19

– Motor: Biturbo-Vierventil-Reihensechszylinder-Diesel mit 48 Volt-Startergenerator (8 kW/11 PS, Mild Hybrid)

Leistung: 250 kW/340 PS bei 4400 U/min

– max. Drehmoment: 700 Nm bei 1.750 bis 2.250 U/min, Allradantrieb

– 0–100 km/h 4,6 sec, Spitze 250 km/h

Christoph Reifenrath / mid