Markus Fischer: “Innenstädte in Pandemie-Zeiten und danach”

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Ein Gastbeitrag von Markus Fischer

Die aktuelle Situation von Innenstädten ist eine große Herausforderung. Der sogenannte Lock Down Light ist für jede Innenstadt im Grunde ein Komplett-Lockdown. Keine staatliche Unterstützung bei laufenden Kosten und vollen Regalen, welche natürlich von den Kunden in der Vorweihnachtszeit erwartet werden, aber gleichzeitig Frequenzeinbrüche, welcher jeder Händler spürt.

Es gibt auch in diesem Szenario ein positives Bild. Natürlich kämpfen nicht alle Innenstadtakteure um ihre Existenz. Ein Großteil, Umfragen rechnen mit ca. 70%, wird diese Pandemie gut überstehen und auch im nächsten Jahr existieren. Das hängt mit vielen Faktoren zusammen: das Geschäft liegt in der eigenen Immobilie, der Vermieter hat sehr viel Entgegenkommen gezeigt, es wurden über Jahre Rücklagen geschaffen, die Anzahl an Stammkunden ist groß, die Kurzarbeit greift, man hatte bereits vor Corona mehrere Standbeine. Und bei manchen Geschäften, wie beispielsweise Möbelhäusern, Feinkostläden, Baumärkten oder Fahrradgeschäften gab es in diesem Jahr sogar häufig eine Umsatzsteigerung.

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Im Umkehrschluss ist aber auch klar: es gibt ebenso einen nicht unerheblichen Teil von Innenstadtakteuren, welche um ihre Zukunft fürchten. Ca. 30% sehen ihre Existenz als gefährdet an – eine große Zahl mit sehr vielen Arbeitsplätzen dahinter! Leerstände sind in jeder Innenstadt eine große Gefahr, denn diese führen zu einer Abwärtsspirale. Die Auswirkungen von wegfallenden Arbeitsplätzen und den sozialen Folgen für unsere Gesellschaft sind ein weiteres Thema, welches uns sicher alle noch lange beschäftigen wird.

Was momentan leider komplett fehlt, das ist ein Plan der Landes- und Bundesregierung, wie man Innenstädte für die Zukunft unterstützen kann! Das ist ein inakzeptabler Zustand!

Frau Hoffmeister-Kraut als zuständige Ministerin von Baden-Württemberg wurde zwar zitiert mit „40 Millionen sollen gezielt für Marketingmaßnahmen zu Verfügung gestellt werden, damit die stationären Geschäfte erhalten bleiben“ – jedoch blieb es bei dieser Ankündigung. Nachfragen beim Ministerium durch LUIS sind seit Wochen unbeantwortet geblieben.

Auch der Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat angekündigt, dass er sich natürlich für eine Stärkung von schwer getroffenen Innenstädten einsetzt. Vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aus Berlin kam die Antwort, dass es nun Workshop-Reihen geben soll, jedoch Fördermittel zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorgesehen sind.

Ich möchte an dieser Stelle gar nicht die Vergleiche ziehen zu den Milliarden, welche an Fördermitteln bei großen Konzernen und Industriezweigen schnell und unkompliziert gewährt wurden. Letztlich versucht man auch dort Arbeitsplätze zu sichern und das ist grundsätzlich zu begrüßen.

Jedoch muss zwingend, schnell und unbürokratisch, die Politik auch bei der Förderung von Innenstädten für die „Post-Corona-Zeit“ aufwachen und reagieren! Das gilt nicht nur für Ludwigsburg, sondern für jede Stadt! Natürlich bringt es nichts, das Geld mit der Gießkanne auszuschütten. Zielgerichtete Hilfen sind jedoch möglich in Form der Unterstützung von Interessenvertretungen und Marketing-Organisationen vor Ort. Es ist egal, ob das nun der Handelsverband, der Bund der Selbstständigen, ein Zusammenschluss aktiver Unternehmer ist oder ein Verein wie der LUIS in Ludwigsburg. Es muss Geld in die Hand genommen werden, dass sich hauptamtliche Personen um die Anliegen und Entwicklungen einer Innenstadt kümmern. Der Staat sollte weitere Fortbildungen und Workshops anbieten, digitale Lösungen können hier helfen. Jedoch benötigt man vor Ort Menschen, welche sich um die Umsetzung kümmern! Jede Stadt hat natürlich andere Bedürfnisse und eine andere Situation. Entsprechend ist eine Maßnahme in der einen Stadt vielleicht ein großer Erfolg, greift jedoch in einer anderen Stadt überhaupt nicht. Es muss individuell vor Ort entschieden werden, wie man der jeweiligen Innenstadt, dem Einzelhandel, den Gastronomen und Dienstleistern helfen kann.

So wäre beispielsweise ein Schlüssel von einer hauptamtlichen Stelle pro 20.000 Anwohnern in meinen Augen eine realistische Hilfe, welche viel bewegen kann. Auf diese Art können Frequenzbringer wie zum Beispiel verkaufsoffene Sonntage, lange Shoppingnächte, Stadtfeste, Stadtteilfeste, Marketing-Maßnahmen, etc. professionell und zielgerichtet begleitet werden. Pop-Up Konzepte können umgesetzt und mit viel Unterstützung begleitet werden. Nur Städte mit einer hohen Frequenz und einer hohen Aufenthaltsqualität können der Online-Konkurrenz auf Dauer etwas entgegen setzen. Diesen „Treffpunkt Innenstadt“ benötigt unsere Gesellschaft auch in Zukunft unbedingt, zudem sind Innenstädte in jeder Gemeinde ein sehr großer Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor.