Mick Schumacher auf den Spuren des Vaters

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Einen besseren Startschuss hätte sich Mick Schumacher nicht aussuchen können. Das magische Monza, Ferrari-Land, Erinnerungen an den so erfolgreichen Papa, der fünf seiner sieben WM-Titel in Rot gefeiert hat. Der erste Saisonsieg in der Formel 2 war deshalb besonders emotional für den 21-Jährigen. “Es fühlt sich großartig an! Gerade hier in Monza als Ferrari-Junior zu gewinnen, ist sehr speziell”, sagte Schumacher.

Doch für ihn geht es nicht nur um emotionale Siege, sondern auch um die Zukunft. Im zweiten Jahr in der obersten Nachwuchsklasse unterhalb der Formel 1 kämpft Mick Schumacher um ein Ticket für die Motorsport-Königsklasse. Und mit dem Sieg hat er den Schlussspurt eindrucksvoll eingeläutet.

Nach 16 von 24 Saisonrennen belegt Mick Schumacher mit 143 Punkten Gesamtplatz zwei, er liegt nur noch sechs Zähler hinter Spitzenreiter Callum Ilott (149 Punkte/Großbritannien). Ebenfalls in Lauerstellung: der Russe Robert Schwartzman mit 140 Punkten.

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Pikant: Alle drei gehören zur Ferrari-Akademie, also machen sich alle drei Hoffnungen auf ein Formel-1-Cockpit. Der Konkurrenzkampf tobt. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto hatte zuletzt erklärt, dass der logische nächste Schritt für Mick Schumacher ein kleineres Formel-1-Team sei, bei dem er alles kennenlernen und dann langsam weiter aufsteigen könne.

Die Ferrari-Kundenteams Alfa Romeo und Haas also, beide Teams haben ihre Fahrer für 2021 noch nicht verkündet. Binotto wird sich nicht nur die Ergebnisse anschauen, sondern auch die Entwicklung der Fahrer, das Potenzial. Und Mick Schumacher besticht wie sein berühmter Vater durch Verständnis für Technik, durch Akribie und Fitness. Auf der Strecke macht er eher maue Qualifyings durch starke Starts wett, er agiert taktisch klug. Luft nach oben gibt es freilich noch in allen Bereichen.

“Es hat mich sehr gefreut, so eine Aussage zu hören von Mattia. Ich betrachte es als Kompliment”, sagte Mick Schumacher der Süddeutschen Zeitung. “Es zeigt, dass ich mich in allen Punkten verbessert habe, in denen ich mich verbessern sollte.” Und eines sei klar: “Mein großes Ziel ist selbstverständlich die Formel 1.”

Doch er weiß auch, dass er zunächst Leistung bringen muss: “Nichtsdestotrotz befinde ich mich gerade in der zweiten Saison in der Formel 2 – und dementsprechend ist mein Fokus zu hundert Prozent auf die Formel 2 gerichtet.” Für dieses Ziel schnappte sich Mick Schumacher wichtige Punkte. Und endlich auch den ersten Sieg, der für ihn ein Knotenlöser sein kann.

Spürt er die Last der Erwartungen in der Rennfahrer-Nation Deutschland auf seinen Schultern, wurde er gefragt. Denn es ist gut möglich, dass Mick Schumacher 2021 der einzige deutsche Fahrer in der Formel 1 ist, da die Zukunft von Sebastian Vettel nach dem Aus bei Ferrari Ende 2020 komplett offen ist.

“Das kann ich so nicht sagen. Wie es 2021 sein wird, muss man sehen. Es ist noch zu früh, um darauf eine konkrete Antwort zu geben”, sagte Mick Schumacher: “Dadurch, dass Corona ist, haben sich die Planungen alle etwas nach hinten verschoben. Also warte ich nun ab. Ich denke, dass ich in den nächsten Wochen mehr erfahren werde. Alle Entscheidungen werden später getroffen als gewöhnlich.”

Deshalb hätte er sich auch keinen besseren Startschuss aussuchen können.

Andreas Reiners / mid