Müll- und Lärm-Verschmutzung – die Stadt kämpft um ein sauberes Ludwigsburg

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Uwe Roth

Wo viele Menschen sind, entsteht viel Müll. Solange der in den Abfallbehältern landet, ist das kein größeres Problem. Aber immer mehr Dreck wird nicht ordentlich entsorgt, bleibt irgendwo im Freien liegen, bis ihn die Stadtreinigung auf Steuerzahler-Kosten einsammelt. Illegale Müll-Berge sind seit Jahren ein wachsendes Ärgernis. Und Corona beschleunigt wohl die Entwicklung rasant. Die Pandemie scheint die Müll-Moral nach unten zu ziehen, klagen Stadtreiniger. Da ist die Stadt Ludwigsburg mit ihren rund 95 000 Einwohnern keine Ausnahme. Immer größer wird der finanzielle und Personal-Aufwand, um die Belastung für die Umwelt und Bevölkerung in Grenzen zu halten.

Die Verursacher sind kaum zu Verantwortung zu ziehen. Seit die Corona-Infektionszahlen die Gastronomie für viele Wochen in den Lockdown geschickt hat, sind für das To-Go-Essen seit die Außentemperaturen steigen öffentliche Plätze ein beliebter Freiluft-Gastraum. Die Stadt hat 150 Edelstahl-Abfallbehälter, 49 Unterflursammelbehälter und 1500 Papierkörbe für die Allgemeinheit aufgestellt. Doch statt nach dem Picknick darin den Müll ordentlich zu entsorgen, bleiben Pappe, Papier, Essensreste und Getränkeflasche an Ort und Stelle liegen. Viele Verpackungen tragen die Logos bekannter Fastfood-Ketten. Da ist es am Ende egal, ob der öffentliche Mülleimer voll oder leer ist – der Abfall kommt dahin, wohin es gerade passt.

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Den eigenen Abfall mit nach Hause zu nehmen, wenn der öffentliche Behälter voll ist, scheint keine Option zu sein. Das passiert vor allem an den Wochenenden. An Ludwigsburgs bekannten Plätzen bleibt an schönen Tagen bis zu dreimal mehr Müll zurück wie vor Corona, heißt es bei der Stadt. Dazu zählen die Grünflächen am Monrepos oder die Zugwiesen am Neckarufer. Vermüllt sind auch die Bärenwiese, der Akademie- und Rathaushof oder der Platz am alten Neckarweihinger Rathaus.

Die Bevölkerung bekommt davon auffällig wenig mit. Denn nach den nächtlichen Gelagen sind ein Dutzend Mitarbeiter der Stadtreinigung schon am frühen Morgen mit ihren Fahrzeugen unterwegs, um den Dreck wegzuräumen. Wer samstags in den Morgenstunden auf den Markt geht oder sonntags in die Kirche nimmt nur aufgeräumte Plätze wahr – als sei dort in der Nacht nichts losgewesen. Die Wegwerfer des Fastfood- und Partymülls verstehen das wohl als Botschaft, dass ihr Handeln in Ordnung ist und das System funktioniert. Unter der Woche sind fast 50 Beschäftigte der Stadtreinigung bei der Arbeit, um neben den Plätzen Gehwege und Straßen in Ordnung zu halten. 35000 Kehrkilometer legen sie mit Kehrmaschinen oder -Besen im Jahr zurück. Die Menge an wildem Müll, die auf Kosten des kommunalen Haushalts weggeschafft werden, beziffert die Stadt auf knapp 140 Tonnen im Jahr.

Die Bundesregierung will den Imbiss-Müll reduzieren: Restaurants, Imbisse und Cafés müssen ihren Kunden beim Straßenverkauf künftig neben Einwegverpackungen auch alternativ eine Mehrwegvariante anbieten. Eine entsprechende Verpflichtung, die ab dem Jahr 2023 gelten wird, hat der Bundestag jetzt beschlossen. Ausnahmen gelten allerdings für kleinere Gastronomiebetriebe, die maximal 80 Quadratmeter groß sind und nicht mehr als fünf Beschäftigte haben. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) begrüßt den Beschluss. Gerade die kommunalen Stadtreinigungsbetriebe seien die Leidtragenden des To-Go-Booms, heißt es von dort. Die Entfernung der Abfälle aus dem öffentlichen Raum koste rund 700 Millionen Euro pro Jahr.

Mit Müll, mit dem die Stadt Ludwigsburg zu kämpfen hat, ist aber nicht allein organischer Abfall gemeint, sondern auch die Luft- und vor allem stark zunehmende Lärmverschmutzung. Es ist laut auf den Straßen. An manchen Stellen unerträglich laut. Die Messwerte liegen entlang der Hauptverkehrsadern über dem zulässigen Limit. Irgendwann könnte es zu Klagen von Anwohnern kommen. Das Recht dazu hätten sie. Schon lange gibt es in der Stadt Ludwigsburg einen Lärmaktionsplan. Doch umgesetzt ist davon bislang wenig. Nun hat der Gemeinderat vor einigen Wochen beschlossen, noch auf mehr Hauptstraßen Tempo 40 oder 30 einzuführen. Vor wenigen Jahren wäre ein solcher Beschluss nicht zu erwarten gewesen.

Die Abgase belasten die Luft weiterhin, auch wenn die Schadstoffwerte zurückgegangen sind. Die Stadt will die Luftverschmutzung mit moderner Filter-Technik bekämpfen: Entlang der Schlossstraße, auf der Höhe des Residenzschlosses, werden 15 Filtersäule aufgestellt werden. Mann und Hummel hat sie entwickelt. Weil die Bauteile aus China kommen, dauert es noch ein paar Monaten, bis die Filter-Säulen fertig montiert sind. Die Kosten von 1,35 Millionen Euro übernimmt weitgehend das Land. Der Eigenbeitrag der Stadt Ludwigsburg zur Finanzierung der Filter wird mit 100 000 Euro angegeben.