Selbsthilfe bei Zähneknirschen

ANZEIGE

Sehr viele Menschen knirschen mit den Zähnen oder pressen diese stark aufeinander. Laut Zahnärztekammer in Berlin leidet in Deutschland etwa jede zweite Person unter dieser Bruxismus genannten Störung. Sehr oft geschieht dies nachts während des Schlafs. Tagsüber kann sich Bruxismus durch Beißen in die Lippen, dem Drücken der Zunge gegen Gaumen und Zähne, aber auch durch Kauen der Fingernägel oder dem Kauen auf einem Stift äußern.
Meist sind es Anzeichen für psychische Anspannungen. Sie laufen unbewusst ab und haben keinerlei Funktionen. Resultierend aus diesen sogenannten Parafunktionen treten bei 20 Prozent der Patienten verschiedene, zum Teil schmerzhafte Symptome auf. Dieser Symptomen-Komplex nennt sich CMD. Das Kürzel steht für craniomandibuläre Dysfunktion, übersetzt: Kopf-Unterkiefer-Fehlfunktion. Entstehen kann CMD ebenso durch schlecht sitzende Zahnkronen, Brücken, Prothesen oder Implantate.

Personen, die nachts mit den Zähnen knirschen, klagen morgens häufig über diverse Symptome. Zu ihnen zählen Verspannungen der Nacken- und Schultermuskulatur, Zahnschmerzen ohne ersichtlichen Grund, Schmerzen im Kiefergelenk, Gesichtsschmerzen, Schmerzen an den Schläfen oder Ohren, Kopfschmerzen, Schwindel oder Geräusche in den Ohren.

Befindet sich der Unterkiefer in Ruhestellung, liegt er gewöhnlich in einer Art Schwebehaltung. Die Zähne berühren sich nur sehr leicht, haben stärkeren Kontakt nur während des Schluckens und beim Essen. Summiert man diese Kontaktzeit, kommt der Mensch auf täglich etwa 30 Minuten. Beim Bruxismus hingegen pressen die Zähne bis zu zwei Stunden zusammen und dies sogar mit deutlich stärkerem Druck als selbst für normales Kauen notwendig wäre. Dadurch kann die Zahnsubstanz geschädigt werden und abnutzen. Es ist sogar möglich, dass die Zähne lockern.

ANZEIGE

Oft sind sich die Menschen des Zähneknirschens oder -pressens gar nicht bewusst, da es meistens nachts passiert. Das Pressen mit den Zähnen fällt einem eher auf, wenn dies auch tagsüber geschieht.

Bruxismus hat zudem zur Folge, dass auch die Kiefergelenke selbst durch die Dauerbelastung geschädigt werden. Dies wiederum kann zur Diskus-Verlagerung führen. Analog zum Meniskus im Kniegelenk ist der Diskus eine Knorpelscheibe, die sich zwischen dem Ober- und Unterkiefer befindet. Verschleißt der Diskus, kann dadurch sogar eine Kiefergelenks-Arthrose entstehen. Verschiebt oder verlagert sich der Diskus, kann es zum Kiefer-Knacken kommen.

Gewöhnlich wird Patienten, die unter Bruxismus leiden, vom Zahnarzt eine Aufbiss-Schiene verordnet und/oder eine Physiotherapie verschrieben. Bei Letzterem wird manuell die verspannte Kiefermuskulatur sowie die dazugehörigen Muskeln im Nacken- und Schulterbereich gelockert und zudem das Kiefergelenk entlastet. “Es gibt aber auch Möglichkeiten der Therapie, die man ohne Fremdhilfe und zeitlich ungebunden ausüben kann”, sagt die Hamburger CMD-Expertin und langjährige Kiefer-Physiotherapeutin Karin Sannemüller.

Dazu gehört beispielsweise das Kiefer-Entspannungsband “JawLax”. Hier sitzen in einem elastischen Stoffband beidseitig, speziell der Kiefermuskulatur angepassten Gel-Pads. Diese werden erwärmt und wirken entspannend, schmerzlindernd und durchblutungsfördernd, was sich bis hin zur Nacken- und Schultermuskulatur positiv auswirkt. Außerdem schult das JawLax-Band die Wahrnehmung, wo die Kiefermuskulatur genau sitzt. “Dadurch ist ein aktives, eigenständiges Lockerlassen möglich, der Entspannungsprozess wird beschleunigt ohne extra Zeitaufwand, da man alle alltäglichen Dinge während des Tragens weiter betreiben kann”, so Karin Sannemüller.

Hilfe verspricht auch der “Relax-Bogen. Er übt über vorgespannte Metallbügel leichten Druck auf das sensible Bindegewebe der Kiefermuskulatur aus. Andere Hersteller setzen auf Flüssigkeits- und Gel-Kissen, die im Mund getragen werden (“Aqualizer” und “Bruxima”). Sie sollen den Druck auf die Zähne abmildern.

Für die allgemeine Entspannung, die sich indirekt auf die Kiefermuskulatur auswirkt, können auch Yoga, Autogenes Training und Muskel-Entspannung nach Jacobsen angewendet werden. CMD-Expertin Karin Sannemüller: “Eine entspannte Kiefermuskulatur hat auch ein entspanntes Gesicht zur Folge und das signalisiert dem Gehirn, dass es einem gutgeht.” Nicht zuletzt macht sich das positiv auf die Ausstrahlung gegenüber seinen Mitmenschen bemerkbar.

© Global Press Nachrichtenagentur und Informationsdienste GmbH (glp)

Redakteur: Andreas Reiners

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.