Im Laufe von über 30 Jahren Forschung hat die pharmazeutische Industrie verschiedene Wirkstoffe gegen das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) entwickelt, die meist gut verträglich und einfach zu handhaben sind. Mit eine Tablette am Tag lässt sich das Virus meist in Schach halten, so der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI).
Vor 40 Jahren wurde das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) entdeckt. Es schädigt oder zerstört bestimmte Zellen des Immunsystems. Unbehandelt kann eine HIV-Infektion zur Immunschwächekrankheit AIDS (“Acquired Immunodeficiency Syndrome”) führen und tödlich verlaufen: Das geschwächte Immunsystem kann dann selbst harmlose Keime und Viren nicht mehr bekämpfen oder andere Krankheiten nicht mehr verhindern. Die Betroffenen sterben beispielsweise an Krebserkrankungen oder Infektionen, wie Lungenentzündungen oder Pilzerkrankungen.
In Deutschland leben über 90.000 Menschen mit HIV. Über 90 Prozent der Betroffenen geben an, “gut” mit der Infektion leben zu können, drei Viertel fühlen sich gesundheitlich nicht oder nur wenig eingeschränkt. Das zeigt eine wissenschaftliche Online-Befragung der Deutschen Aidshilfe in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft.
Bei einer frühzeitigen und konsequenten Therapie mit Arzneimitteln bricht die Immunschwächekrankheit AIDS nicht aus. Dann überträgt sich das Virus auch nicht auf andere Menschen. Meistens nehmen die Betroffenen eine Kombination von drei Wirkstoffen ein, damit die Behandlung so effektiv wie möglich verläuft. Eine sogenannte “Fixkombination” in Form von einer einzigen Tablette täglich vereinfacht die Handhabung enorm. Seit Kurzem sind auch Depotpräparate auf dem Markt: Die Wirkstoffe müssen nur alle ein bis zwei Monate gespritzt werden.
“Die Betroffenen können mit HIV alt werden, ohne an AIDS zu erkranken”, sagt Dr. Matthias Wilken, Apotheker und Geschäftsführer Market Access beim (BPI). Eine gute Nachricht zum diesjährigen Welt-AIDS-Tag! Zudem entwickeln pharmazeutische Unternehmen weitere neue Anwendungsformen, wie Implantate oder Mikronadelpflaster, die über lange Zeit hinweg die Wirkstoffe freisetzen. Egal ob Pille, Pflaster, Spritze oder Implantat: Die Therapeutika wirken so gut, dass die Viren im Blut nicht mehr nachweisbar sind. Gleichzeitig erholt sich das Immunsystem, was sich an der Anzahl der Helferzellen nachweisen lässt.
“Voraussetzung für ein möglichst beschwerdefreies Leben mit HIV ist eine frühe Diagnose, ein früher Beginn der Behandlung und eine konsequente Therapie”, betont Wilken. “Das bedeutet auch: Nach risikoreichen Situationen sollten sich Menschen auf HIV testen lassen.”
Manche der HIV-Therapeutika können einer Infektion sogar vorbeugen. Die “Prä-Expositions-Prophylaxe”, kurz: PrEP genannt, kann dann vor einer möglichen HIV-Infektion schützen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen bei Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko die Kosten.
Patienten müssen die Therapeutika bisher lebenslang einnehmen, denn die Arzneimittel können das Virus nicht vollständig aus dem Körper entfernen. “HIV nistet sich in das Erbgut von Immunzellen ein und ist dort vor Arzneimitteln geschützt”, erklärt Wilken. Hört man auf, die Therapeutika zu nehmen, kann die Infektion jederzeit wieder aufflammen. Große Hoffnung setzt die Forschung daher in die sogenannte Genschere: Mit ihrer Hilfe sollen die Viren in ihrem Versteck aufgespürt und ihr Erbgut aus der DNA der menschlichen Zellen herausgeschnitten werden.
Die Forschung zu HIV-Impfstoffen hat durch die rasante Entwicklung von Impfstoffen gegen Corona, genauer SARS-CoV-2 profitiert. Doch noch immer bereitet den Forschern die HIV-Impfung Kopfzerbrechen, denn es existieren unzählige Formen des Virus, das extrem geschickt darin ist, sich vor dem Immunsystem zu verstecken. Doch Studien im Tiermodell sind bisher vielversprechend.
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