Stromnetz vor Belastungsprobe: Kommunen warnen vor Überlastungen

Berlin – Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnen vor Netzüberlastungen und zu wenig Anschlusskapazitäten für Wärmepumpen im Zuge der Energiewende.

“Unsicherheiten lassen sich nie ganz ausschließen”, sagte ein VKU-Sprecher der “Bild-Zeitung” (Mittwochausgabe). Bei komplexen Entwicklungen und schnellem Verbrauchsanstieg “etwa infolge von Neuansiedelungen” könne es “trotz aller Anstrengungen” problematisch werden. Je stärker Stromnetze verstärkt und nachgerüstet werden, “desto unwahrscheinlicher werden vorübergehende Engpass-Situationen”.

Auch die Städte und Gemeinden mahnen zu vorausschauendem Handeln in der Politik. André Berghegger, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, sagte ebenfalls der “Bild”: “Vor allem im Übertragungsnetz ist absehbar, dass punktuelle Ergänzungen einzelner Leitungen nicht mehr ausreichen.” In den vergangenen Jahren seien die Anforderungen an unsere Stromnetze stark gestiegen. “Obwohl der Gesamtenergiebedarf auf lange Sicht sinkt, wird der Strombedarf durch die zunehmende Elektrifizierung etwa von Verkehr, Wärmebereitstellung für Haushalte und Industrieprozessen steigen”, sagte Berghegger. Für die Transformation sei der Netzausbau von großer Bedeutung, damit Kommunen in ihrer Wärmeplanung auf eine solide Versorgungsgrundlage zurückgreifen können und Bürger “ihre Investitionen in E-Autos oder Wärmepumpen entsprechend planen können”.

Berghegger mahnt Tempo an: “Es ist seit geraumer Zeit bekannt, dass ein akuter Netzanpassungsbedarf besteht, damit die Energiewende gelingen kann. Die Ertüchtigung der Verteil- und Übertragungsnetze muss schnell, beherzt und unbürokratisch angegangen werden.”

red

FDP warnt vor Stromnotstand in vielen Städten: Oranienburg nur der Anfang?

Berlin – Nach der Ankündigung der brandenburgischen Stadt Oranienburg, keine neuen Wärmepumpen und E-Ladesäulen mehr ans Stromnetz anschließen, rechnet die FDP mit zahlreichen Nachahmern. Zu “Bild” (Dienstagsausgabe) sagte der energiepolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Kruse: “Wenn Robert Habeck Anzahl und Qualität der Gesetze nicht an der Realität der kommunalen Unternehmen orientiert, ist Oranienburg erst der Anfang. Im Wochenrhythmus neue Gesetze aus Berlin, die keiner umsetzt: Das schadet mehr, als es hilft.”

Die Union befürchtet ebenfalls, dass mehr Städte dem Beispiel Oranienburgs folgen werden. Zu “Bild” sagte der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Andreas Jung: “Die Energiewende darf nicht zu Ansiedlungsstopp und Strombremsen führen. Wir brauchen Energiesicherheit für alle und überall. Die Weiterentwicklung von Kommunen und die Stromversorgung von Haushalten und Betrieben muss zu jedem Zeitpunkt gesichert werden.” Die Ampel wolle möglichst viel auf Strom umstellen, aber anstelle der dafür nötigen integrierten Energieplanung gebe es viel Stückwerk.

red

Eon-Chef warnt vor neuer Energiekrise: Unruhige Märkte und mögliche extreme Wetterbedingungen

Düsseldorf – Trotz der gesunkenen Preise für Strom und Gas sieht Filip Thon, Deutschland-Chef des Energiekonzerns Eon, die Gefahr neuer Krisen am Energiemarkt nicht gebannt.

“Da reichen Kleinigkeiten, um die Stimmung zu verändern. Die Märkte sind noch immer unruhig”, sagte Thon dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland”. “Wir müssen bedenken, dass nach mehreren sehr milden Wintern auch sehr kalte Winter kommen könnten”, warnte der Energie-Manager.

Verbraucher müssten genau hinschauen, wenn einige Stromanbieter nun wieder mit Tarifen von deutlich weniger als 30 Cent pro Kilowattstunde lockten, mahnte Thon. “Das sind nicht alles günstige Angebote, sondern zum Teil schädliche und irreführende Angebote.” In der Energiekrise hätten Anbieter, die auf günstige Großhandelspreise für Strom und Gas spekuliert hatten, plötzlich extreme Aufschläge verlangen müssen, so Thon weiter. “Andere haben ihren Kunden gekündigt oder sind insolvent geworden.” Kunden müssten wissen, dass sie beim Verschwinden eines Billiganbieters in die Grundversorgung rutschen, so Thon. “Sie setzen damit auf die Solidarität anderer Kunden, die auf seriöse Angebote achten, anstatt nur kurzfristig von Billiganbietern zu profitieren.”

Thon forderte die Stromanbieter auf, sich künftig verantwortungsvoller bei der Beschaffung zu verhalten und nahm auch die großen Vergleichsplattformen in die Pflicht. “Die Vergleichsplattformen müssen intensiver vor unseriösen Anbietern warnen, anstatt ihnen uneingeschränkt eine Verkaufsplattform zu bieten”, forderte er. Außerdem sprach er sich für eine stärkere staatliche Regulierung aus. “Denkbar wäre in Zukunft eine Art Nachweis, dass Anbieter für den Fall von schnell und stark steigenden Preisen vorgesorgt haben.”

red

Die Mär vom hohen Strompreis: Experten entlarven vermeintlichen Standortnachteil

Berlin – Führende Köpfe aus Energiewirtschaft und Wissenschaft treten der verbreiteten Darstellung entgegen, dass hohe Stromkosten die Industriekonjunktur in Deutschland entscheidend bremsen würden. “Die Preise sind doch schon längst wieder auf dem Niveau von vor der Krise”, sagte Marie-Luise Wolff, Präsidentin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), dem “Spiegel”.

“Die Wirtschaftsverbände tun sich keinen Gefallen, die ganze Zeit über die angeblich hohen Energiepreise zu schimpfen.” Sie redeten damit nur den Standort schlecht, so Wolff. “Wirtschaft ist zu mindestens 50 Prozent Psychologie.”

Kleine bis mittlere industrielle Abnehmer müssen bei neuen Stromverträgen nach Angaben des BDEW im Schnitt 17,65 Cent je Kilowattstunde (kWh) zahlen, was dem Niveau der Jahre 2017 bis 2020 entspricht. Das ist auf den gesunkenen Gaspreis und den steigenden Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung zurückzuführen; zudem hat der Staat die EEG-Umlage abgeschafft und die Stromsteuer für produzierende Betriebe gesenkt.

“Das Grundlamento, dass die Energiekosten zum immer größeren Standortnachteil würden, kann ich in der Breite nicht nachvollziehen”, sagte Lion Hirth, Professor der Hertie School in Berlin, dem “Spiegel”. Für etwa 340 besonders energieintensive Betriebe in Deutschland hat die Bundesregierung kürzlich die Strompreiskompensation verlängert. Diese Subvention gleicht aus, dass der Emissionshandel in der EU Gas- und Kohlestrom verteuert.

In diesem Jahr mache die Kompensation die Kilowattstunde um etwa vier Cent billiger, sagte Marco Wünsch, Energieexperte der Beratungsfirma Prognos, dem “Spiegel”. Bei Großhandelspreisen von 5,5 Cent und Nebenkosten von 1,5 Cent je kWh müssten energieintensive Betriebe nur noch “sehr niedrige” drei Cent je kWh bezahlen, so Wünsch.

BDEW-Präsidentin Wolff prognostiziert, dass die Strompreise weiter sinken werden. “Deutschland liegt sowohl im europäischen als auch im weltweiten Vergleich bei den Strompreisen im Mittelfeld”, sagte die Vorstandsvorsitzende des Darmstädter Energieversorgers Entega. Die Bundesrepublik sei zwar kein Billigenergieland, liege dafür allerdings bei Patenten an zweiter Stelle hinter den USA. “Die Stärken des deutschen Standortes liegen doch ganz woanders”, so Wolff.

red

Mehrere Kohlekraftwerksblöcke zu Ostern stillgelegt: Grüne sehen “großen Erfolg”

Jänschwalde/Grevenbroich – Zu Ostern sind wie im Vorfeld angekündigt in Deutschland mehrere Kohlekraftwerksblöcke vom Netz gegangen. Betroffen sind unter anderem zwei Blöcke des Unternehmens Leag in Jänschwalde in Brandenburg sowie fünf Blöcke von RWE im Rheinischen Revier.

Die Stilllegung von insgesamt 2.100 Megawatt (MW) Leistung sei ein weiterer Schritt im Rahmen des Kohleausstiegs, den man bis 2030 abschließen werde, hatte RWE im Vorfeld mitgeteilt. Die betroffenen Kraftwerkseinheiten stehen demnach an den Standorten Grevenbroich-Neurath und Bergheim-Niederaußem. Die Bundesregierung hatte ihre Laufzeit vorübergehend verlängert, um die Stromversorgung in der Energiekrise abzusichern und Erdgas einzusparen. Insgesamt hat RWE seit Ende 2020 zwölf Braunkohlekraftwerksblöcke mit einer Gesamtleistung von 4.200 MW stillgelegt.

Die beiden Jänschwalder Blöcke waren derweil im Oktober 2022 vor dem Hintergrund der angespannten Situation auf den Energiemärkten im Rahmen der Versorgungsreserve befristet bis Ende März 2024 aus der Sicherheitsbereitschaft zurück an das Stromnetz gebracht worden. Künftig verbleiben nach Unternehmensangaben vor Ort noch vier 500-MW-Kraftwerksblöcke in Betrieb.

Die Grünen-Abgeordnete Kathrin Henneberger sagte am Sonntag, dass man mit der Abschaltung von insgesamt fünfzehn Braun- und Steinkohlekraftwerken die Umsetzung des Kohleausstiegs beginne. Allein bei der Braunkohle nehme man über Ostern “die CO2-intensivsten Kraftwerke” vom Netz. “Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise sind die Stilllegungen von Kohlekraftwerken eine wichtige Maßnahme, um Treibhausgase zu reduzieren”, so Henneberger. Die Abschaltung sei ein “großer Erfolg für Klimagerechtigkeit” und geschehe “im Wissen um die historische und globale Verantwortung für die Erreichung unserer Klimaziele”.

red

Kälte in deutschen Wohnungen: Immer mehr Menschen können Heizkosten nicht bezahlen

Berlin – Immer mehr Menschen in Deutschland können es sich finanziell nicht mehr leisten, ihre Wohnung ausreichend zu beheizen.

Das geht aus Zahlen der EU-Statistikbehörde Eurostat hervor, über die die Zeitungen des “Redaktionsnetzwerks Deutschland” berichten. 8,1 Prozent der Befragten gaben an, sie könnten sich eine ausreichende Heizung nicht leisten, gegenüber 6,7 Prozent im Vorjahr 2022. Insbesondere Alleinerziehende sind betroffen: 15,8 Prozent der alleinstehenden Personen mit minderjährigen Kindern gaben an, zu wenig Mittel für eine warme Wohnung zu haben – gegenüber 13,8 Prozent im Vorjahr. Auch Alleinlebende sind überdurchschnittlich betroffen: 9,5 Prozent haben Probleme beim Heizen, im Vorjahr waren es 7,5 Prozent.

“Was für ein trauriger Rekord”, klagte BSW-Parteichefin Sahra Wagenknecht gegenüber dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland”. “Noch nie waren so viele Menschen in Deutschland nicht in der Lage, ihre Wohnung angemessen zu heizen. Knapp sieben Millionen Bürger müssen frieren, weil das Geld für die Heizung nicht reicht.” Das sei ein “weiterer Beleg für den Abstieg Deutschlands unter der Ampel, die die Energiepreise für Millionen Bürger unbezahlbar gemacht” habe.

Wagenknecht forderte “einen Deutschland-Plan für billige Energie”. Dazu gehörten “die Abschaffung der Sanktionen gegen Russland, die nicht Putin, sondern unsere Bürger treffen, zweitens ein Ende der Politik, die Versorgern und Netzbetreibern Traumrenditen beschert, und drittens Steuersenkungen auf Energie.”

red

Kontinuität und Innovation: SWLB verlängert Verträge von Geschäftsführung bis 2029

Ludwigsburg – Die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) setzen auf bewährte Führung und Kontinuität, indem sie die Verträge der Geschäftsführer Christian Schneider (Vorsitzender) und Johannes Rager um weitere fünf Jahre bis Ende 2029 verlängern. Die Entscheidung wurde in Anwesenheit von Ludwigsburgs Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht als Vorsitzendem des Aufsichtsrats getroffen.

Seit ihrem Amtsantritt im Jahr 2020 haben Schneider und Rager die SWLB zu einem Innovationszentrum für Energiekonzepte gemacht. Die Vertragsverlängerung unterstreicht das klare Bekenntnis zur fortgesetzten strategischen Ausrichtung und das Vertrauen in die beeindruckende Erfolgsbilanz der Geschäftsführung.

Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht, auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der SWLB, betonte: “Mit Christian Schneider und Johannes Rager bleiben die Stadtwerke auch künftig in den verantwortungsvollen Händen eines Erfolgsduos. Ich schätze die beiden nicht nur menschlich, sondern auch als herausragende Fachleute. Die Stadtwerke sind verlässliche Partner an unserer Seite. Mit dem Ausbau der Fernwärme, einem zukunftsfähigen Stromnetz und der Elektromobilität tragen sie entscheidend dazu bei, dem Ziel der Klimaneutralität in der Stadt näher zu kommen.”

Die wirtschaftlichen Kennzahlen der SWLB sprechen für sich: Umsatzerlöse sollen bis 2023 im Vergleich zu 2020 um beeindruckende 90 Prozent steigen, die Bilanzsumme um 35 Prozent. Die Mitarbeiterzahl verzeichnete im gleichen Zeitraum einen Zuwachs von zehn Prozent, begleitet von einer bemerkenswerten 42-prozentigen Steigerung der Investitionen.

Als Vorreiter in der Energiewende hat sich die SWLB positioniert, indem sie das Glasfasernetz und die Ladeinfrastruktur für Elektromobilität ausbaute. Die vorangetriebene kommunale Wärmeplanung und Investitionen in das Fernwärmenetz unterstreichen ihre zukunftsorientierte Ausrichtung. Projekte wie “urbanharbor” und “Solar-Heat-Grid” setzen Maßstäbe und festigen die Position der SWLB als treibende Kraft im Bereich erneuerbarer Energien.

Die Vertragsverlängerung zwischen der Stadt Ludwigsburg und der SWLB sendet ein klares Signal für Kontinuität und weitere nachhaltige Erfolge. Die Weichen für eine grüne und wirtschaftlich florierende Zukunft sind gestellt, und die SWLB bleibt ein Vorreiter in der deutschen Energiewirtschaft.

Stadtwerke Ludwigsburg setzt Meilenstein in der Wärmewende mit neuer Energiezentrale

Ludwigsburg. Ein weiterer Meilenstein für nachhaltige Energieversorgung wird im Ludwigsburger Gewerbegebiet Waldäcker III gesetzt, wo die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) an ihrer neuen Energiezentrale arbeiten. Auf einer Fläche von 25 mal 25 Metern wird an diesem Standort eine Anlage entwickelt, die einen bedeutenden Beitrag zur Wärmewende leisten soll. Der Baubeginn im Oktober 2023 markiert den Fortschritt eines Projekts, das nun Gestalt annimmt. Grabungen, Fundamentsetzung und das Gießen der Bodenplatte sind abgeschlossen, die Außenwände der ersten Etage bereits platziert. Es folgen die Fertigstellung der Decke sowie der Innen- und Außenbau der zweiten Etage, abgerundet durch einen sogenannten Kriechkeller. Eine Schaltzentrale neben dem Gebäude wird die Elektrotechnik beherbergen.

Die Inbetriebnahme der Energiezentrale Waldäcker III ist für Mitte 2025 geplant. Die Anlage wird zwei Biomethan-Blockheizkraftwerke mit insgesamt 9 MW elektrischer Leistung umfassen. Zusätzlich plant die SWLB ein Blockheizkraftwerk (1 MW elektrisch), um Strom für die Wärmepumpen zu erzeugen und die Abwärme aus allen drei BHKW zu nutzen. Die Wärmepumpe wird über eine Leistung von 3,6 MW verfügen. Nach Fertigstellung sollen jährlich 39 Millionen Kilowattstunden Strom (davon 90 Prozent erneuerbar) und etwa 54 Millionen kWh Wärme (davon 80 Prozent erneuerbar) erzeugt werden. Die thermische Erzeugungskapazität liegt bei beeindruckenden 23,6 MW.

Mit der Energiezentrale Waldäcker III streben die SWLB an, rund 13.000 Tonnen CO2 pro Jahr einzusparen im Vergleich zur Wärmeerzeugung mittels Gaskessel. Das Projekt setzt auf nachhaltige Energiezukunft und trägt zur Verwirklichung dieser Vision bei.

Weitere Infos zur grünen Wärme unter: www.swlb.de/waldaecker

red

Historischer Tiefstand: Energieverbrauch in Deutschland 2023 sinkt deutlich

Der Energieverbrauch in Deutschland ist im Jahr 2023 wohl auf ein historisches Tief gefallen. Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen rechnet gegenüber dem Vorjahr mit einem Rückgang um knapp 7,9 Prozent auf 10.791 Petajoule (PJ) oder 368,2 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten. Damit liegt der Verbrauch an Primärenergien in Deutschland um mehr als ein Viertel unter dem bisherigen Höchststand von 1990, teilte die AG am Mittwoch mit.

Eine entsprechende Prognose von Anfang November wurde damit im Kern bestätigt. Den größten Einfluss auf den Rückgang des Energieverbrauchs hatte der AG zufolge die zurückgehende wirtschaftliche Leistung in Deutschland: Vor allem die energieintensiven Industriezweige verzeichneten demnach Produktionsrückgänge, was spürbare Auswirkungen auf den Energieverbrauch habe. Von der im Jahresverlauf gegenüber dem Vorjahr leicht wärmeren Witterung ging nach Berechnungen der AG nur ein schwacher verbrauchssenkender Effekt aus: Witterungsbereinigt hätte sich der Energieverbrauch um etwa 7,4 Prozent vermindert.

Der Verbrauch von Mineralöl sank 2023 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 5,5 Prozent auf 3.879 PJ. Während der Verbrauch von Ottokraftstoff um 2,3 Prozent zunahm, verringerte sich der Verbrauch von Dieselkraftstoff um gut 4 Prozent. Der Verbrauch von Flugkraftstoff stieg um 3,9 Prozent. Der Absatz von leichtem Heizöl verringerte sich dagegen leicht um 2,3 Prozent.

Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie sanken um 16,7 Prozent. Der Erdgasverbrauch verringerte sich 2023 um 4,3 Prozent auf 2.641 PJ. Der Nachfragerückgang betraf sowohl die Industrie wie auch private Haushalte und den Bereich Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD). Zur Stromerzeugung wurde gegenüber dem Vorjahr etwas mehr Erdgas (+1 Prozent) eingesetzt.

Die Erzeugung von Fernwärme aus Erdgas verminderte sich um 2 Prozent. Der Verbrauch an Steinkohle nahm im Berichtszeitraum um 16,9 Prozent auf 937 PJ ab. Die Kraftwerke reduzierten ihren Brennstoffeinsatz um gut 30 Prozent.

Der Bedarf an Kohle und Koks in der Eisen- und Stahlindustrie verringerte sich dagegen nur relativ gering um 2,1 Prozent. 2023 lag der Primärenergieverbrauch von Braunkohle mit 912 PJ um 21,9 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Die Lieferungen von Braunkohle an die Kraftwerke der allgemeinen Versorgung sanken um 23 Prozent.

Die Stromerzeugung aus Braunkohle blieb um rund 25 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Ursachen dieser Entwicklung seien der allgemeine Rückgang des Stromverbrauchs in Deutschland, die Verringerung weiterer Erzeugungskapazitäten im Zuge des schrittweisen Kohleausstiegs, die angestiegene Stromproduktion aus Windenergieanlagen sowie erhöhte Stromimporte aus dem benachbarten Ausland, so die AG. Die Stromerzeugung aus Kernenergie ging 2023 um knapp 80 Prozent zurück, was auf den Streckbetrieb der letzten drei Kernkraftwerke und deren endgültige Stilllegung zum 15. April 2023 zurückzuführen ist. 2023 wurden zudem 9,2 Milliarden Kilowattstunden Strom mehr aus dem Ausland importiert als exportiert.

Damit wurde Deutschland erstmals seit 2002 wieder Netto-Importeur von Strom. Die Ausfuhren sanken 2023 gegenüber dem Vorjahr um 24 Prozent, die Importe stiegen dagegen um 38 Prozent an. Der Beitrag der erneuerbaren Energien erhöhte sich 2023 insgesamt um 2,3 Prozent auf 2.118 PJ. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wuchs um etwa 5 Prozent.

Wichtigste Ursache dieser Entwicklung war die vor allem in der zweiten Jahreshälfte deutlich höhere Stromproduktion der Windenergieanlagen an Land (+15 Prozent). Bei der Solarenergie gab es trotz eines starken Zubaus bei den PV-Anlagen nur einen leichten Zuwachs bei der Stromproduktion (+1 Prozent). Die Stromerzeugung aus Wasserkraft erhöhte sich um 11 Prozent.

Die Biomasse, auf die mehr als Hälfte des gesamten Primärenergieverbrauchs der erneuerbaren Energien entfällt, blieb um 4 Prozent hinter dem Vorjahreswert zurück. Die energiebedingten CO2-Emissionen nahmen nach Schätzung der AG Energiebilanzen 2023 infolge des gesunkenen Gesamtverbrauchs insbesondere bei den fossilen Energieträgern um gut 10 Prozent ab; dies entspricht einer Reduktion in der Größenordnung von 66 Millionen Tonnen.

red

Verbraucherschützer drängen auf Verlängerung der Gassteuersenkung

Um die Belastung der Gaskunden zu reduzieren, spricht sich die Verbraucherzentrale NRW für die Beibehaltung des reduzierten Steuersatzes über den Jahreswechsel hinaus aus. Sie argumentiert, dass die vorzeitige Beendigung der Mehrwertsteuersenkung mitten in der Heizperiode und überraschend früh erfolgt. Verbraucher benötigen Zuverlässigkeit bei den steuerlichen Entlastungsmaßnahmen, betonte Christina Wallraf, die Energieexpertin der Verbraucherzentrale NRW. Sie merkte an, dass die Energiekostenbelastung der Haushalte immer noch höher ist als vor der Krise. Im Vergleich zu 2021 sind selbst die vergleichsweise günstigen Verträge für Neukunden um rund 60 Prozent teurer. Daher sollte die Mehrwertsteuersenkung für Gas bis zum Ende der kommenden Heizperiode beibehalten werden, schlug Wallraf vor.

Auf der anderen Seite argumentiert Manuel Frondel, Energieexperte des RWI-Leibniz-Instituts, dass es sinnvoll sei, dass der Bund die Mehrwertsteuer für Gas zum 1. Januar wieder auf das ursprüngliche Niveau von 19 Prozent anhebt. Er erklärte, dass die Anhebung des Mehrwertsteuersatzes für Gas aus geoökologischen, klimatischen und haushaltspolitischen Gründen gerechtfertigt sei. Um die sozialen Belastungen auszugleichen, sollte das bereits versprochene Klimageld zur Kompensation der CO2-Bepreisung schnellstmöglich, jedoch ausschließlich an einkommensschwache Haushalte, ausgezahlt werden, schlug Frondel vor.

red

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