Ludwigsburger Filterhersteller Mann+Hummel entwickelt Feinstaubpartikelfilter

Diesel-Fahrverbote sind für Stuttgart erstmals 2019 vorgesehen – Feinstaubalarm gab es seit 2016 – mit abnehmender Tendenz – immer wieder. Der Filtrationsspezialist Mann+Hummel aus Ludwigsburg hat nun Feinstaubpartikelfilter entwickelt, die mobil oder stationär als “Feinstaubfresser” eingesetzt werden können.

Die Gefahren für die Gesundheit durch Feinstaub werden von der WHO vier Mal höher angesetzt, als die von Stickstoffdioxid aus Diesel-Abgasen. Bisher erlaubt es die EU, den Tagesmittelwert für Feinstaub von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter an 35 Tagen im Jahr zu überschreiten. Rainer Kapp, Leiter der Abteilung Stadtklimatologie bei der baden-württembergischen Landeshauptstadt, sagt: “Stuttgart hat 2018 erstmals die Chance, die Feinstaub-Grenzwerte im gesamten Stadtgebiet am Ende des Jahres einzuhalten.” In Stuttgart konnte die Belastung mit den Luftschadstoffen Feinstaub PM10 und Stickstoffdioxid in den vergangenen Jahren reduziert werden. So treten Überschreitungen der Grenzwerte bei Feinstaub nur noch am Neckartor auf. Bei Stickstoffdioxid wird der Grenzwert für das Jahresmittel hingegen noch immer überschritten – wie in vielen anderen deutschen Städten auch.”

Feinstaubalarm wird derzeit ausgelöst, sobald der Deutsche Wetterdienst an mindestens zwei aufeinanderfolgenden Tagen ein stark eingeschränktes Austauschvermögen der Atmosphäre prognostiziert. Dann appellieren die Stadt und das Land Baden-Württemberg an die Stuttgarter und die Pendler aus der Region, das Auto möglichst in Stuttgart nicht zu nutzen und auf umweltfreundlichere Alternativen umzusteigen. Gleichzeitig ist der Betrieb von Komfort-Kaminen nach einer Verordnung der Landesregierung untersagt.

Mobile Feinstaubpartikelfilter testet Mann+Hummel seit Mitte letzten Jahres in Feldversuchen in Deutschland, Indien, Korea und China. Ventilatoren führen dabei Luft aus der Umgebung an auf dem Dach oder am Unterboden eines Fahrzeuges angebrachte Filter heran und durch besonders niedrigen Strömungswiderstand ermöglicht das Filterelement einen maximalen Volumenstrom bei gleichzeitig hohem Abscheidegrad von 80 Prozent des Feinstaubs (PM10).

Bei sehr geringem Energiebedarf saugen Ventilatoren zusätzlich zum Fahrtwind Luft aus der Umgebung an. Fahrzeuge sind so auch im stehenden Betrieb in der Lage, Feinstaub aus der Umgebungsluft heraus zu filtern. Abhängig von den Rahmenbedingungen ist es möglich, dass ein Elektrofahrzeug wie der auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover gezeigte Streetscooter mit einem Feinstaubpartikelfilter emmissionsneutral fährt. Bezogen auf die Gesamtbilanz im Fahrbetrieb heißt das: kein Kohlendioxid (CO2), kein Stickoxid (NOx), kein Lärm und nicht zuletzt kein Feinstaub. Ebenfalls seit mehr als einem Jahr erprobt das Unternehmen auch stationäre Filterlösungen vor seinem Technologiezentrum in Ludwigsburg. Jetzt werden im Rahmen eines Pilotprojekts, gefördert vom Verkehrsministerium Baden-Württemberg und unterstützt von der Landeshauptstadt Stuttgart, die ersten von 17 Filtersäulen entlang eines etwa 350 Meter langen Straßenabschnitts am Stuttgarter Neckartor installiert.

Diese sogenannten Filter Cubes III sind 3,60 Meter groß und bestehen aus jeweils drei zusammengesetzten Bauteilen. Bei sehr geringem Energiebedarf, dessen Kosten die Stadt Stuttgart übernimmt, werden auch hier 80 Prozent des Feinstaubs aus der Umgebungsluft gefiltert. Über eine Steuerungseinheit lässt sich der Betrieb der Feinstaubpartikelfilter bedarfsgerecht einstellen und damit auf die aktuelle Luftqualität reagieren. Integrierte Sensoren erfassen Luft- und Wetterdaten, die in einer Cloud zusammengeführt und analysiert werden. Ziel ist es, die Feinstaubbelastung insbesondere an Tagen mit Feinstaubalarm zu reduzieren. Noch stärker würden die Filter in geschlossenen oder halbgeschlossenen Umgebungen wie Bushaltestellen und Bahnhöfen wirken.

Karl Seiler / mid

Porsche-Chef Blume warnt vor Bashing der Autoindustrie

Oliver Blume, Vorstandschef von Porsche, mahnt zu mehr Sachlichkeit in der Diskussion um Schadstoffausstoß. Man dürfe die Automobilindustrie nicht einfach verteufeln. Das bedrohe dem Wohlstand des Landes. “Teile der aktuellen Debatte um das Automobil sind populistisch und unsachlich”, sagt Blume im Gespräch mit der “Welt am Sonntag”.

Beispielsweise würden in der Debatte oft die Emissionswerte von Feinstaub, Kohlendioxid (CO2) und Stickoxiden (NOx) vermengt. Blume sieht in dem Bashing eine Gefährdung der Beschäftigung. Am Ende gehe es um rund ein Siebtel aller Arbeitsplätze in Deutschland. “Wir wollen ja auch weiterhin eine Zukunft als Wohlstandsnation haben. Das wird nicht gehen, wenn wir den Ast absägen, auf dem wir sitzen.” mid/wal

So entlastet Carsharing die Innenstädte

Wie wirken sich die diversen Carsharing-Angebote auf Pkw-Besitz und Pkw-Nutzung aus? Verkaufen die Nutzer ihre privaten Autos oder werden sie weiter genutzt? Das wollte der Bundesverband CarSharing e. V. im Rahmen einer aktuellen Studie herausfinden. Die neue Studie des Verbands bezieht sich auf innerstädtische Wohngebiete mit optimalem Carsharing-Angebot und optimaler Anbindung an den ÖPNV. Ziel war es, die Wirkung der verschiedenen Varianten dort zu untersuchen, wo die Bedingungen für eine möglichst autofreie Mobilität für alle Kunden bereits vergleichsweise gut sind.

Ein Ergebnis: Vor allem das stationsbasierte Carsharing trägt demnach zur Abschaffung von privaten Pkw bei. Laut der Studie besitzen über 80 Prozent der Haushalte, die in innerstädtischen Wohnquartieren wohnen und stationsbasiertes Carsharing nutzen, kein eigenes Auto mehr. Der Autobestand reduzierte sich in diesen Haushalten um insgesamt 66 Prozent. Pro 1.000 Personen besitzen die Kunden des stationsbasierten Carsharing nur noch 108 Pkw. Ihr Autobesitz liegt damit bereits weit unter der Zielmarke von 150 Pkw pro 1.000 Personen, die das Umweltbundesamt für einen klima- und umweltgerechten Stadtverkehr der Zukunft anstrebt. Ganz andere Ergebnisse stellt die Studie bei den Nutzern von sogenannten Free-Floating Carsharing-Angeboten fest, die in denselben innerstädtischen Gebieten leben: Hier liegt der Anteil autofreier Haushalte bei lediglich 32 Prozent. Auf 1.000 Personen kommen 485 private Pkw.

Um privaten Pkw-Besitz zu reduzieren, muss das Carsharing-Angebot alle Nutzungszwecke für ein Auto abdecken. In diesem Punkt stieß die Studie auf deutliche Unterschiede zwischen den Varianten: Dass Carsharing ein eigenes Auto vollwertig ersetzen kann, glauben nur 33 Prozent der Kunden von Free-Floating Angeboten, 43 Prozent lehnen diese Aussage ab. Bei den stationsbasierten Angeboten sind demgegenüber 63 Prozent der Kunden der Meinung, dass Carsharing ein privates Auto ersetzt, lediglich 15 Prozent sind gegenteiliger Meinung.

Ein weiterer Grund für die unterschiedliche entlastende Wirkung der Carsharing-Varianten scheint aber auch die sehr unterschiedliche emotionale Einstellung der Carsharing-Kunden zum Auto zu sein: 77 Prozent der Nutzer von Angeboten, die nicht stationsgebunden sind, stimmen der Aussage zu, dass Autofahren Spaß mache. Bei den Nutzern des stationsbasierten Carsharing sehen das nur 39 Prozent so. Geschäftsführer Gunnar Nehrke kommentiert: “Carsharing ist nicht gleich Carsharing. Stationsbasiertes Carsharing ist in der Lage, die Belastung der Städte und Kommunen durch den Auto-Verkehr zu reduzieren. Free-Floating-Carsharing wird hingegen oft als Ergänzung zum privaten Auto genutzt. Städte und Kommunen sollten diese Unterschiede bei der Förderung bedenken.” Dies kann gelingen, so Nehrke, indem man auf eine stärkere Verbindung und Durchdringung der verschiedenen Varianten setzt. Auch dafür bietet die Studie einige wichtige Hinweise.

In die Vergleichsstudie wurde auch ein Carsharing-Anbieter einbezogen, der stationsbasierte und Free-Floating-Fahrzeuge aus einer Hand anbietet. Wie sich zeigt, ist die verkehrsentlastende Wirkung dieses Anbieters ähnlich hoch, wie die der rein stationsbasierten Systeme: Die Quote autofreier Haushalte beträgt hier 78 Prozent, die Zahl der Pkw pro 1.000 Personen liegt bei lediglich 104 und eine Mehrheit von 65 Prozent der Kunden hält das kombinierte Carsharing-Angebot für einen vollwertigen Pkw-Ersatz. Die Kombination beider Carsharing-Varianten scheint demnach die negativen Ergebnisse des reinen Free-Floatings aufzuheben. Ebenfalls deutlich positiv fallen die Ergebnisse der Studie für jene Kunden aus, die bei stationsbasierten und Free-Floating-Anbietern parallel angemeldet sind. Auf 1.000 Personen kommen hier 173 Fahrzeuge, 68 Prozent der Haushalte sind autofrei und 61 Prozent der Nutzer sehen Carsharing als vollwertigen Ersatz zum eigenen Auto. Für Verbandsgeschäftsführer Nehrke zeigt sich hier ein Rezept für die Zukunft.

Im Rahmen der neuen Studie wurden Carsharing-Nutzer und eine Vergleichsgruppe von Nicht-Nutzern zusätzlich daraufhin befragt, ob sie einen weiteren Ausbau des Carsharingss unterstützen würden. Die Carsharing-Kunden stimmen dem erwartungsgemäß stark zu (96 Prozent). Überraschender ist die Reaktion der Nicht-Nutzer: 75 Prozent geben an, eine positive oder sehr positive Einstellung dem Carsharing gegenüber zu haben. 50 Prozent der Nicht-Nutzer sprechen sich darüber hinaus für einen weiteren Ausbau des Carsharings aus. Das ist besonders bemerkenswert angesichts der Tatsache, dass die große Mehrheit der befragten Nicht-Nutzer (76 Prozent) selbst ein eigenes Auto besitzt. Trotzdem stehen lediglich 18 Prozent einem Ausbau des Carsharings offen ablehnend gegenüber. mid/arei

EU gibt grünes Licht zur Förderung von Öko-Bussen

Die Luft in Städten soll europaweit sauberer werden. Darum hat die EU-Kommission nun entschieden, dass die von Deutschland geplante Förderung für die Nachrüstung von Dieselbussen, die im öffentlichen Nahverkehr eingesetzt werden, mit den EU-Beihilfevorschriften im Einklang steht. Die Maßnahme könne zur Reduzierung der Stickoxidemissionen um mehr als 2.000 Tonnen pro Jahr beitragen, ohne den Wettbewerb übermäßig zu verzerren.

“Diese Förderregelung ist ein gutes Beispiel dafür, wie das europäische Ziel sauberer Luft für alle unterstützt werden kann”, lobt EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager die Initiative. Die Regelung biete öffentlichen Verkehrsbetrieben einen Anreiz, in umweltfreundlichere Fahrzeuge zu investieren, und ermögliche so die Verbesserung der Luftqualität in deutschen Städten.

Deutschland wird für die Regelung 107 Millionen Euro zur Verfügung stellen, um in rund 90 Städten und Gemeinden, in denen 2016 oder 2017 die Stickoxid-Grenzwerte überschritten wurden, die Nachrüstung von Dieselbussen des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zu unterstützen. Finanziert werden mit diesem Betrag System- und externe Einbaukosten der Nachrüstung von genehmigten Abgasnachbehandlungssystemen zur Reduzierung der Stickoxidemissionen. Die Maßnahme ist Teil des “Sofortprogramms Saubere Luft 2017 bis 2020” der Bundesregierung, das darauf abzielt, den Stickoxid-Ausstoß so schnell wie möglich zu reduzieren. Nach Auffassung der EU-Kommission wird die staatliche Regelung Busunternehmen Anreiz bieten, in umweltfreundlichere Busse mit deutlich geringeren Stickoxidemissionen zu investieren. Die nachgerüsteten Busse sollen mindestens 85 Prozent weniger Stickoxide ausstoßen.

Unterdessen hat das EU-Parlament jetzt auch über die künftige CO2-Regulierung für schwere Nutzfahrzeuge abgestimmt. Die Parlamentsmehrheit hat für den Vorschlag des Umweltausschusses des EP (ENVI) gestimmt. Danach sollen die CO2-Emissionen neu zugelassener schwerer Nutzfahrzeuge bis 2025 um 20 Prozent sinken. Bis zum Jahr 2030 wird eine Reduzierung von 35 Prozent gefordert.

Hierzu gibt es indes Kritik seitens der Autoindustrie: “Die Nutzfahrzeugindustrie hat anspruchsvolle, aber machbare Ziele immer unterstützt”, räumt Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) ein. Mit dem jetzigen Votum aber ignoriere die Mehrheit des Europäischen Parlaments die Situation auf den Nutzfahrzeugmärkten, die aus sich heraus auf Effizienz getrimmt seien. “Die vom Parlament beschlossenen Vorschläge sind technologisch und wirtschaftlich in der anvisierten Zeit nicht umsetzbar.” Wegen der unverhältnismäßig hohen Strafandrohung von 5.000 Euro für jedes überschrittene Gramm könnten diese Vorgaben für einzelne Nutzfahrzeughersteller sogar zur Existenzbedrohung werden. mid/wal