Orgelpfeifenpaten für Friedenskirche in Ludwigsburg gesucht

Ludwigsburg – Die spätromantische Walckerorgel in der Friedenskirche hat 2804 Orgelpfeifen – doch erst für 210 davon gibt es eine Patenschaft. Um weitere Unterstützerinnen und Unterstützer zu gewinnen, startet der Förderverein Walcker-Orgel-bewahren e.V. eine neue Kampagne. Der Auftakt findet am Sonntag, 16. März 2025, um 11:00 Uhr mit einer Benefizmatinee in der Friedenskirche statt.

Die Besucherinnen und Besucher erwartet ein besonderes Konzerterlebnis. Das Liedduo Sandra Bildmann (Sopran) und Philipp Kaufmann (Klavier) bringt Werke von Georges Bizet, Henri Duparc, Jules Massenet und Jean Sibelius zu Gehör. Ergänzt wird das Programm durch Klavierwerke von Maurice Ravel. Parallel zur Matinee beginnt die neue Spendenaktion des Fördervereins, mit der möglichst viele der noch über 2500 unbesetzten Orgelpfeifen-Patenschaften vergeben werden sollen.

Zu den bisherigen Patinnen und Paten zählen auch bekannte Persönlichkeiten. Der frühere Oberbürgermeister Hans-Jochen Henke sagt: „Eine Orgel ist das Instrument schlechthin“ und betont, dass er sich immer gerne für Ludwigsburg einsetzt. Die heutige Erste Bürgermeisterin Renate Schmetz hebt hervor: „Unser historisches Erbe und seinen wunderbaren Klang bewahren möchte.“ Die 92-jährige Adelheid Paret erklärt: „Mich Orgelmusik schon mein ganzes Leben begleitet.“ Der junge Organist Johannes Oechsle betont: „Auch zukünftige Generationen die Möglichkeit haben sollten, sich am Klang dieses besonderen Instruments begeistern zu können.“

Die bisherigen 210 Orgelpfeifenpatenschaften haben bereits 36.000 Euro eingebracht. Insgesamt benötigt der Förderverein jedoch 820.000 Euro, um die überfällige Generalsanierung der Walckerorgel rechtzeitig vor ihrem 125-jährigen Jubiläum im Jahr 2028 zu finanzieren. Mehr als 600.000 Euro wurden bereits durch Stiftungen, Zuschüsse sowie viele kleine und große Spenden gesammelt.

Fördervereinsvorsitzender Konrad Seigfried wirbt für die Aktion: „Mit der neuen Kampagne wollen wir noch viel mehr Patenschaften abschließen. Mit Beträgen zwischen 25 und 500 Euro je Patenschaft ist für fast jeden Geldbeutel etwas dabei. Damit können ganz viele Menschen aus Ludwigsburg und Umgebung einen kleinen oder größeren Beitrag leisten, um die Sanierung dieser einzigartigen Orgel zu ermöglichen.“

Die Walckerorgel in der Friedenskirche gilt als handwerkliches Meisterwerk aus Ludwigsburg. Sie ist die einzige noch komplett erhaltene spätromantische Walckerorgel südlich des Mains und befindet sich bis heute weitgehend im Originalzustand von 1903. Doch nach 122 Jahren ist ihr Klang nicht mehr so brillant wie damals. Der Förderverein betont, dass es nun an der Zeit sei, die längst überfällige Generalsanierung auf den Weg zu bringen.

Anträge für Orgelpfeifen-Patenschaften gibt es auf der Homepage des Vereins unter www.walcker-orgel-bewahren.de, in der Friedenskirche oder über die Postadresse des Vereins.

red

Ludwigsburger Orgelrestaurierung: Wachsende Mitgliederzahl und erfolgreiche Finanzierung

Ludwigsburg – Bei der zweiten Mitgliederversammlung des gemeinnützigen Vereins wurde ein positiver Rückblick auf das vergangene Jahr gegeben. Der Vorsitzende Konrad Seigfried und weitere Vorstandsmitglieder informierten die Anwesenden über die Entwicklung des Vereins seit seiner Gründung im April 2022. Dabei wurde betont, dass die Mitgliederzahl des Vereins auf nunmehr 35 angewachsen ist, was nahezu einer Verdopplung entspricht. Dies wird als ein Zeichen für das wachsende Interesse und die Unterstützung für das Hauptprojekt des Vereins, die Restaurierung der spätromantischen Walcker Orgel in der Ludwigsburger Friedenskirche, gewertet.

Die finanziellen Mittel für dieses Vorhaben wurden durch verschiedene Maßnahmen wie die Einwerbung von Spenden, die Organisation von Benefizkonzerten, die Vergabe von Orgelpfeifenpatenschaften und den Verkauf von Orgelwein gesammelt. Bis dato wurden bereits mehr als 400.000 € eingenommen, einschließlich verbindlicher Zusagen. Bezirkskantor Prof. Martin Kaleschke informierte über den Stand des Restaurierungsprojekts und erklärte, dass die Ausschreibung bereits auf den Weg gebracht wurde und ein Baubeschluss voraussichtlich bis September gefasst werden könnte.

Trotz des bisherigen Erfolgs bleibt noch eine beträchtliche Summe von rund 350.000 € zu beschaffen, um das Restaurierungsprojekt abzuschließen. Die Mitglieder äußerten sich optimistisch bezüglich der weiteren Finanzierungsbemühungen. Ein besonderer Moment der Versammlung war die Ankündigung von Georg Wrobel, der 100 handgeschmiedete Notenschlüssel als Unterstützung für die Finanzierung der Orgelrestaurierung hergestellt hatte. Diese werden nun bei zukünftigen Veranstaltungen gegen eine Spende von mindestens 5 € abgegeben.

red

Zwischen Religion und Konflikt: Ein Gedankensplitter von Ludwigsburgs Pfarrer Martin Wendte

Inmitten der aktuellen unübersichtlichen und aufgewühlten Situation, geprägt von den jüngsten terroristischen Angriffen der Hamas und den möglichen militärischen Reaktionen Israels:

Ein Gedankensplitter von Pfarrer Dr. Martin Wendte:

“Diese Gedankensplitter formuliere ich in eine zutiefst unübersichtliche und aufgewühlte Situation hinein. Unübersichtlich und aufgewühlt im äußeren Sinne, weil noch unklar ist, welche weitergehenden Militäraktionen Israel nach den terroristischen Angriffen der Hamas starten wird. Unübersichtlich und aufgewühlt aber auch im inneren Sinne, weil die Angriffe auf Israel mich sehr beschäftigen. Teils schlecht schlafen lassen. Denn diese Attacken sind nicht nur furchtbare Menschenrechtsverletzungen und grausamste antisemitische Taten. Sondern von ihnen sind auch wir Christinnen und Christen im Kern unserer Identität betroffen.

Bei aller Unübersichtlichkeit möchte ich drei bleibende Einsichten darlegen. Erstens: In ihren wichtigsten Auslegungen zielen Judentum, Christentum und Islam auf Frieden, nicht auf Krieg. Auf einen Frieden, der mehr ist als die bloße Abwesenheit von Krieg. Es ist ein Frieden, der aktive, positive Beziehungen zu anderen Menschen innerhalb und auch außerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft mitumfasst. „Shalom“ oder „Salam“ – also: das hebräische und arabische Wort für Frieden – hat genau diese Bedeutung.  Auch wenn es innerhalb der großen Religionen faktisch immer wieder andere Auslegungen und Handlungen gibt, gilt: In ihrem Kern zielen alle Religionen auf umfassenden Frieden. Der aktuelle Konflikt ist damit im Kern auch kein Konflikt zwischen den Religionen. Vielmehr geht er gegen ein wesentliches Ziel der großen Religionen.

Entsprechend fühle ich mich verbunden mit vielen Stimmen aus allen großen Religionen, die die Terrorattacken der Hamas scharf verurteilen. Sie alle trauern um die Opfer der Gewalt. Sowohl um die Opfer, die auf israelischer Seite zu beklagen sind, als auch um die Opfer auf Seiten derjenigen Palästinenser, die die Angriffe der Hamas ablehnen. Sie alle wissen zugleich, dass ein zukünftiger Frieden dem Sicherheitsbedürfnis Israels, aber auch der anderen Seite Rechnung tragen muss.

Zweitens: Gemeinsam mit allen Religionen setzt sich das Christentum für den Frieden ein und trauert um die Opfer beider Seiten. Doch zugleich hat es eine ganz besondere Beziehung zum Judentum und damit auch zu Israel. Denn der Gott, zu dem Jesus gerufen hat, ist zugleich der Gott des Judentums. Der Gott, den Jesus „Vater“ nannte und den wir Christinnen und Christen auch „Vater“ nennen, ist zugleich der Gott des Judentums. Der Gott, den wir im „Vaterunser“ anrufen mit der Bitte, dass sein Reich des Friedens komme, ist zugleich der Gott des Judentums. Er war es und ist es und wird es immer sein.

Und daher gilt: Die Terrorattacken gegen Israel erschüttern auch unsere eigene Identität als Christinnen und Christen. Denn die, die unseren Gott auch Gott nennen, werden zu Geiseln genommen, gefoltert und ermordet. Bei aller denkbaren Kritik an den verschiedenen Regierungen Israels in den letzten Jahren führt diese theologische Grundeinsicht zu einer einzigartigen Nähe des Christentums zum Judentum. Sie ist gerade jetzt zu betonen. Und wir müssen ihr in Taten entsprechen.

Drittens: Durch die Terrorattacken werden grundlegende politisch-militärische Fragen zur Zukunft Israels und des Nahen Ostens ebenso aufgeworfen wie grundlegende theologische Fragen zum Verständnis des Friedens und der Zuordnung von Christentum und Judentum. Wir sollten uns von der Größe dieser Fragen aber nicht lähmen lassen. Vielmehr sollten wir vor Ort dasjenige für den Frieden tun, was wir können. Das heißt vor allem: dass wir unseren jüdischen Brüdern und Schwestern Hilfe anbieten, wo es geht. Und dass wir zusammenstehen für den Frieden und gegen Hass und Gewalt. Das gelingt uns in Ludwigsburg recht gut. Am Sonntag, den 08. Oktober, organisierten wir ein spontanes Friedensgebet auf dem Marktplatz, an dem neben Christen nicht nur Buddhisten, sondern auch Muslime teilnahmen – ein starkes Zeichen. Das wurde ermöglicht durch viele Kontakte und Beziehungen, die in den letzten Jahren im „Dialog der Religionen“ und an vielen anderen Begegnungsorten zwischen Vertretern verschiedener Religionen entstanden. Diese Beziehungen sollten wir nun an vielen Orten weiter gestalten. Egal, ob Muslim, Jüdin oder Christ, egal, ob Buddhistin oder Nicht-Gottgläubig: Helfen wir unseren jüdischen Geschwistern, wo es geht. Und: Leben wir am Arbeitsplatz und in der Familie, in Diskussionen in der Öffentlichkeit und unter Freunden gerade in dieser unübersichtlichen und aufgewühlten Situation denjenigen Frieden, der mehr ist als die Abwesenheit von Krieg und der uns als Ziel alle verbindet!”

Dr. Martin Wendte

Pfarrer der Friedenskirche in Ludwigsburg und Citykirchenpfarrer

Historische Schätze in Ludwigsburg: Förderverein sucht Fotos und Original-Teile der Walcker-Orgel

Ludwigsburg – In einem ehrgeizigen Projekt zur umfassenden Restaurierung der einzigartigen Walckerorgel in der Ludwigsburger Friedenskirche sind erhebliche Fortschritte zu verzeichnen. Der erst im April 2022 gegründete Förderverein konnte nach eigenen Angaben bereits namhafte Stiftungen und großzügige Spender gewinnen, die dieses bedeutende Vorhaben unterstützen. Obwohl das Budget für das Projekt bei stolzen 700.000 Euro liegt, zeigt sich Konrad Seigfried, der Vorsitzende des Fördervereins, zuversichtlich, dass die Ausschreibung für die Restaurierung in naher Zukunft erfolgen kann.

Foto: Förderverein Friedenskirche Ludwigsburg

Die Herausforderung bei der Restaurierung besteht darin, die Orgel so originalgetreu wie möglich wiederherzustellen. Obwohl die klangliche Substanz des Instruments weitgehend unverändert ist, hat es im Laufe der Jahre verfremdende Umbauten erfahren, darunter den Verlust des originalen Spieltischs und des Podestaufbaus. Um die Orgel in ihrer ursprünglichen Pracht wiederherzustellen, ist es entscheidend, den Spieltisch und den Unterbau so originalgetreu wie möglich zu rekonstruieren.

Allerdings liegt hierin die Herausforderung, denn es gibt nur wenige detaillierte Aufnahmen aus der Zeit vor 1957, die zeigen, wie der Spieltisch ursprünglich aussah. Mareike von Osten, Vorstandsmitglied des Fördervereins, erklärt: “In der Sakristei der Kirche steht ein ovaler Tisch mit Schnitzarbeiten – das war mal ein Teil der Rückseite des alten Spieltisches.” Dieses Stück bleibt als einziges originalgetreues Fragment erhalten und kann bei der Rekonstruktion wiederverwendet werden.

Um diese Lücke zu schließen und die Restaurierung so authentisch wie möglich zu gestalten, appelliert der Förderverein an die Ludwigsburger Bürgerinnen und Bürger. Sie werden gebeten, nach Fotografien aus der Zeit vor 1957 zu suchen, die den Spieltisch oder die Orgel in der Friedenskirche zeigen. Darüber hinaus interessiert sich der Verein für Teile der Orgel, die 1957 demontiert wurden und möglicherweise bis heute an verborgenen Orten aufbewahrt wurden.

Foto: Förderverein Friedenskirche Ludwigsburg

Die Walckerorgel in der Friedenskirche ist ein einzigartiges Kulturgut, das es zu bewahren gilt. Mit der Unterstützung der Gemeinschaft und den Bemühungen des Fördervereins wird dieses Projekt dazu beitragen, die klangliche Pracht und historische Bedeutung dieser Orgel wiederherzustellen. Sie können den Förderverein per E-Mail (info@walcker-orgel-bewahren.de) oder telefonisch (0172/7365433) kontaktieren, um Hinweise, Informationen oder Fotos beizusteuern und einen Beitrag zur Rettung dieses musikalischen Schatzes zu leisten.

red