Ludwigsburg gedenkt erstmals von Gewalt betroffenen Frauen und Mädchen

Von Ayhan Güneş

Ludwigsburg – Erstmals hat die Stadt Ludwigsburg am Montag (10. März) mit einer Schweigeminute an Frauen und Mädchen erinnert, die Opfer von Gewalt wurden. Rund 150 Menschen versammelten sich auf dem Marktplatz, während Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht zur Stille aufrief und die Betglocken vieler Kirchen erklangen. Die Stadt hat den 10. März als festen Gedenktag eingeführt – ein bundesweit bislang einzigartiges Zeichen.

Ein Moment der Stille als Zeichen gegen Gewalt

Die Stadt hatte den 10. März bewusst als Gedenktag gewählt – einen Tag vor dem europäischen Gedenktag für die Opfer terroristischer Gewalt. Um 10.50 Uhr erklangen auf dem Marktplatz die ersten Töne von Lady Gagas „Til it happens to you“. Kurz darauf trat OB Knecht vor die Anwesenden.

„Ludwigsburg sendet heute eine unmissverständliche Botschaft: Gewalt gegen Mädchen und Frauen wird hier nicht geduldet“,sagte Knecht. „Bewusstsein ist der erste Schritt zur Vorbeugung. Ich appelliere an alle Städte, Gemeinden, Kommunen, Landkreise und Länder, uns zu folgen und den Gewaltschutz für Mädchen und Frauen umzusetzen.“

Punkt 11 Uhr wurde es still. Eine Schweigeminute für all jene, die durch Gewalt ihr Leben verloren haben oder unter ihr leiden. Auch die Stadtverwaltung setzte ein sichtbares Zeichen: Am Rathaus wehte Trauerbeflaggung.

Unterstützung aus der Opferhilfe

Die Initiative der Stadt Ludwigsburg wird bereits überregional wahrgenommen. Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin des WEISSEN RINGS, Deutschlands größter Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer, lobte die Entscheidung:

„Es ist wichtig, auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Wir müssen laut sein, solange sich die Situation von Frauen nicht endlich verbessert. Daher setzt Ludwigsburg hier ein ganz wichtiges Zeichen, das wir unterstützen.“

OB Knecht sieht in dem Gedenktag nicht nur eine Erinnerung, sondern auch einen Handlungsauftrag:

„Dieser Moment war bewegend und nachdenklich stimmend. Gerade im Zusammenspiel mit dem Weltfrauentag stellt sich die Frage: Was können wir als Gesellschaft aktiv tun, um diese Gewalt zu verhindern? Wir müssen das Bewusstsein dafür schärfen und auf allen gesellschaftlichen Ebenen handeln.“

Ein Modell für andere Städte?

Ludwigsburg ist die erste Stadt in Deutschland, die einen eigenen Gedenktag gegen Gewalt an Frauen eingeführt hat. Ob weitere Kommunen diesem Beispiel folgen, bleibt abzuwarten. Die Stadtverwaltung sieht die Initiative als Teil eines langfristigen Engagements gegen geschlechtsspezifische Gewalt.

Ludwigsburg gedenkt am Volkstrauertag der Opfer von Krieg und Gewalt

Ludwigsburg – Am Sonntag, den 17. November, lädt Ludwigsburg zu einem besonderen Gedenktag ein. Mit Feierstunden, persönlicher Erinnerung und nachdenklichen Worten erinnert die Stadt an die Opfer von Krieg und Verfolgung und setzt ein Zeichen für den Frieden.

Ein Tag, der verbindet: Gedenken am Volkstrauertag in Ludwigsburg

„Leiden zu lindern, Wunden zu heilen…“ – Worte des Politikers Paul Löbe, die aus dem Jahr 1922 stammen und auch heute kaum aktueller sein könnten. Am Volkstrauertag gedenkt Ludwigsburg den Opfern von Krieg, Gewalt und Verfolgung und ruft zugleich zu einem friedlichen, achtsamen Miteinander auf. Drei Feierstunden in der Stadt bieten Platz für Erinnerung und Begegnung.

Ehrenfriedhof: Stille und Würdigung

Auf dem Ehrenfriedhof (Eingang Schorndorfer Straße) beginnt die zentrale Gedenkfeier um 11.15 Uhr. Die Feier vereint persönliche Worte und feierliche Elemente: Pastoralreferent Ludger Hoffkamp spricht über das Erinnern, Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht übernimmt die Totenehrung, und Schüler*innen des Mörike-Gymnasiums bereichern die Zeremonie mit einem eigenen Beitrag. Musikalisch untermalt wird die Feierstunde von der Jugendmusikschule und dem Doppelquartett der Stadtkapelle Ludwigsburg.

Stille Zeichen: Verschiedene Organisationen – von der Stadt Ludwigsburg bis hin zur Marine-Kameradschaft Ludwigsburg – legen Kränze nieder und bekunden ihre Anteilnahme.

Neckarweihingen: Die Geschichte von Rolf Reichert

In Neckarweihingen, um 15 Uhr auf dem Aufriedhof, steht ein anderer Aspekt des Gedenkens im Mittelpunkt: die persönliche Geschichte von Rolf Reichert, dem jüngsten Neckarweihinger NS-Opfer. Die Veranstaltung wird vom Neckarweihinger Bürgerverein organisiert und ist eine intime Begegnung mit der Vergangenheit. Silke Gericke, Mitglied des Landtags, und Bernhard-Michael Gärtner vom Sozialverband VdK richten Worte an die Gäste. Begleitet wird die Feierstunde vom Posaunenchor der Laurentiuskirche. Ein Ausklang bei Kaffee und Kuchen im Radsportheim gibt Gelegenheit für Gespräche und Austausch.

Volkstrauertag 2.0 in Poppenweiler: Eine neue Art zu erinnern

Der Kulturring Poppenweiler bringt mit „Volkstrauertag 2.0: Gegen das Vergessen – für den Frieden“ eine moderne Perspektive in den Tag. Geflüchtete erzählen von persönlichen Erlebnissen, die eigene Lebensgeschichten in den Fokus rücken und zur Verständigung anregen. Begleitet vom Jugendorchester des Musikvereins Poppenweiler, lädt die Veranstaltung um 17 Uhr in die Zehntscheuer ein und bietet Raum für nachdenkliche Gespräche – und Begegnungen bei Getränken und Snacks.

Ein Tag, der verbindet und erinnert

Jede der Veranstaltungen trägt ihre eigene Note: vom traditionellen Gedenken auf dem Ehrenfriedhof über die persönliche Geschichte in Neckarweihingen bis hin zur modernen Erinnerung in Poppenweiler. Der Volkstrauertag in Ludwigsburg erinnert daran, dass Gedenken nicht nur Vergangenheit ist – sondern auch ein Auftrag für die Zukunft. Ein Tag, der uns alle daran erinnert, für Frieden und Versöhnung einzutreten.

red