Krankenhaus-Reform beschlossen: Was die neuen Maßnahmen für Ludwigsburgs Gesundheitssystem bedeuten

Ludwigsburg – Am Donnerstag verabschiedete der Deutsche Bundestag die umstrittene Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), die das deutsche Gesundheitssystem tiefgreifend verändern soll. Von den 374 Abgeordneten, die dafür stimmten, sahen viele die Reform als dringend notwendig an, um die wachsenden Probleme in der Gesundheitsversorgung zu lösen. Doch was bedeutet die Reform konkret für Ludwigsburg und die Gesundheitsversorgung vor Ort?

Dr. Sandra Detzer, Bundestagsabgeordnete der Grünen für Ludwigsburg, bezieht in einer ersten Reaktion klar Stellung: „Nach jahrelangem Reformstau ist unser Gesundheitssystem selbst zum Patienten geworden. Der Fachkräftemangel und wirtschaftliche Fehlanreize haben viele Kliniken, auch hier in Ludwigsburg, schwer getroffen. Mit der Reform stellen wir die Zukunft unserer Krankenhäuser auf sichere Füße.“

Ein zentrales Element der Reform betrifft die Umstellung des Finanzierungssystems. Künftig werden 60 Prozent der Betriebskosten der Kliniken durch sogenannte Vorhaltepauschalen abgedeckt. Damit soll sichergestellt werden, dass Krankenhäuser nicht nur für die Menge der behandelten Fälle, sondern für ihre Versorgungsaufgaben entlohnt werden. Detzer betont, dass diese neue Finanzierung auch für das RKH-Klinikum Ludwigsburg große Bedeutung hat: „Mit den Qualitätsvorgaben, die an die Finanzierung gebunden sind, wird gewährleistet, dass Patientinnen und Patienten in den richtigen Einrichtungen mit entsprechendem Fachpersonal behandelt werden.“

Besondere Aufmerksamkeit widmet die Reform der Unterversorgung in Bereichen wie der Kinderheilkunde und der Geburtshilfe. „Für uns in Ludwigsburg ist das eine entscheidende Verbesserung“, sagt Detzer. „Beide Bereiche sind für die Menschen hier vor Ort enorm wichtig, und durch die Reform werden sie speziell gefördert. Dies geschieht unter anderem durch zusätzliche Fördermittel in dreistelliger Millionenhöhe.“

Auch in der Schlaganfallversorgung sieht Detzer einen großen Fortschritt: „Wer einen Schlaganfall erleidet, muss schnellstmöglich in ein spezialisiertes Krankenhaus mit einer Stroke Unit gebracht werden. Durch die Reform wird sichergestellt, dass diese lebensrettenden Einrichtungen besser ausgestattet und koordiniert werden.“

Die Reform stößt jedoch auch auf Kritik. Oppositionspolitiker wie Tino Sorge (CDU) bemängeln, dass eine Brückenfinanzierung fehlt, um das drohende Krankenhaussterben in ländlichen Gebieten zu verhindern. In ihrer Verteidigung der Reform weist Detzer jedoch darauf hin, dass sie den Ländern mehr Gestaltungsspielraum gebe: „Die Länder haben mit dieser Reform bessere Werkzeuge, um die Krankenhausplanung optimal zu steuern. Dies betrifft auch die kleineren Kliniken, die eine wichtige Rolle in der flächendeckenden Gesundheitsversorgung spielen.“

Mit der Reform werden in den kommenden zehn Jahren insgesamt 50 Milliarden Euro in die Krankenhäuser fließen, und Detzer hebt hervor, dass es den Grünen gelungen sei, auch die private Krankenversicherung an der Finanzierung zu beteiligen: „Das sorgt für eine gerechtere Lastenverteilung und entlastet die gesetzlichen Krankenkassen.“

Für Ludwigsburg bedeutet diese Reform nicht nur bessere Finanzierungsmöglichkeiten, sondern auch eine Verbesserung der medizinischen Qualität und der Versorgungssicherheit. „Die Menschen in Ludwigsburg können sich darauf verlassen, dass ihre Gesundheit auch in Zukunft gesichert ist“, schließt Detzer.

red

Krankenhausreform: Lauterbach offen für Schließung von bis zu 20 Prozent der Kliniken

Für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wäre es kein Problem, wenn durch die Umsetzung seiner Krankenhausreform jede fünfte Klinik in Deutschland schließen würde. “Wenn dann nachher 20 Prozent weniger Krankenhäuser da sind und wir haben eine bessere Versorgung, dann ist das aus meiner Sicht richtig, aber das ist nicht das Ziel der Reform”, sagte Lauterbach in der ARD-Sendung “Bericht aus Berlin”. Er wolle sich aber nicht im Vorfeld auf eine konkrete Zahl festlegen lassen.

“Das Ziel ist eben die bessere Versorgung”, so Lauterbach. Die Größenordnung 20 Prozent hatte die Deutsche Krankenhausgesellschaft selbst vor wenigen Tagen ins Spiel gebracht. Damit auch mit weniger Krankenhäusern die Notfallversorgung vor allem im ländlichen Raum gesichert bleibt, unterstützt Lauterbach die Forderungen nach mehr Rettungshubschraubern.

“Auf dem Land dürfen auch die Krankenhäuser nicht verschwinden in dem Sinne, dass dort dann gar nichts mehr ist”, sagte Lauterbach im “Bericht aus Berlin”. Diese sollten seiner Meinung nach künftig “die kleine Chirurgie” machen, “die kleine Notfallversorgung” und gleichzeitig durch mehr Hubschrauber an die großen Kliniken angebunden sein. Solch eine Reform der Notfallversorgung sei dringend geboten.

Anders als noch zu Jahresbeginn angekündigt, rechnet der Gesundheitsminister nicht damit, noch vor der Sommerpause seinen Gesetzentwurf vorlegen zu können. Bis dahin sollen nun erstmal Eckpunkte stehen. Über den Sommer solle dann gemeinsam mit den Ländern der Gesetzentwurf erarbeitet werden, kündigte Lauterbach an.

red