Der Architekt des Aufstiegs – Jörg Kaaden und der stille Triumph des HB Ludwigsburg

Von Ayhan Güneş

Ludwigsburg – In einer Welt des Sports, die oft von lauten Stimmen und spektakulären Momenten lebt, gibt es auch Trainer wie Jörg Kaaden – ruhig, fokussiert und konsequent im Hintergrund. Er ist der Mann, der den HB Ludwigsburg ohne großes Aufsehen in die Verbandsliga führte und dabei eine Mannschaft formte, die durch Teamgeist und harte Arbeit glänzte.

Für Coach Kaaden ist der Weg das Ziel, der Erfolg misst sich nicht an kurzfristigen Höhepunkten, sondern an einem kontinuierlichen, strukturierten Prozess. Das dramatische Saisonfinale gegen Salamander Kornwestheim war nur ein weiterer Meilenstein in einer Reise, die er mit Bedacht und Weitblick lenkte. Doch was denkt ein Trainer, wenn das Team in einem so entscheidenden Moment an die Grenze geht? In diesem Interview gewährt der Familienvater einen Einblick in die leisen, aber tiefgründigen Momente, die den Weg zum Meistertitel prägten. Es ist eine Geschichte über Geduld, Ausdauer und den wahren Wert des Sports.

LB24: Wie haben Sie die Emotionen nach dem dramatischen Saisonfinale erlebt?

Jörg Kaaden: Das war schon hart. Wir wollten die Meisterschaft mit einem Sieg im Derby gegen Kornwestheim Zuhause klarmachen. Es war alles angerichtet. Mir war aber auch klar, dass das eine harte Nuss wird, da Kornwestheim jeden Punkt braucht und uns im Hinspiel schon nicht gelegen ist. Und so kam es am Ende auch, wir konnten unsere Leistung der vorherigen Spiele nicht abrufen. Ich denke der ein oder andere Spieler war mit dem Kopf schon beim Feiern und auch vereinzelt war schon eine gewisse Nervosität zu spüren. Das am nächsten Tag Mundelsheim in Herrenberg gewinnt, damit habe ich gerechnet, da Mundelsheim eine ganz starke Serie hat und auch noch aufsteigen kann. Wir sind dann am Sonntagabend noch im kleinen Kreise zusammengekommen und haben gefeiert.

Welchen Moment in dieser Saison hat Sie als Trainer besonders stolz gemacht?

JK: Es gab nicht diesen “einen” Moment. Es ist eine Aufreihung von vielen kleinen Momenten, die mich in dieser Saison stolz machen. Die Mannschaft hat gelernt, sich an die Vorgaben zu halten. Als Beispiel werden die Dinge, die wir als Trainerteam (Anm. Co-Trainer Luca Freier, TW-Trainer Marc Hensel und ich) in der Woche vor dem Spiel erarbeiten und dann als “Matchplan” vorgeben, umgesetzt. Und wenn wir im Spielverlauf mal den Faden verloren haben, haben gezielte Spielerwechsel, Team Time Outs oder auch Halbzeitansprachen sehr oft dazu geführt, dass wir wieder auf unseren Weg gekommen sind. Oder dass wir viele kurzfristige und auch langfristige Ausfälle, auch von Leistungsträgern, immer wieder als Mannschaft gut kompensiert haben. Der Fokus in der Spielvorbereitung und auch auf dem Spielfeld war deutlich höher als die beiden Jahre zuvor. Wir haben mit 24,6 Gegentoren pro Spiel den stärksten Abwehr-Torhüter-Verbund in der Liga, die geben meiner Philosophie recht und das macht mich auch stolz. Sie sehen, das sind viele kleine Momente…

Was bedeutet dieser Aufstieg für Sie persönlich und für Ihr Team?

JK: Ich hatte mit meinem Amtsantritt in Ludwigsburg einen 3-Jahresplan, welcher aufgegangen ist bzw. mit dem Aufstieg erreicht werden konnte. Die Mannschaft und das Trainerteam haben mehr investiert als die letzten beiden Jahre und die Meisterschaft ist, auch in dieser Deutlichkeit, absolut verdient. Das heißt, es ist eine gewisse Genugtuung eingetreten, dass das, was und wie wir die Dinge gemacht haben, richtig und damit zielführend waren.

Wie gehen Sie als Trainer mit den Höhen und Tiefen einer so spannenden Saison um?

JK: Ich denke, wir hatten deutlich mehr Höhen und kaum Tiefen. Und man tut sich deutlich leichter, wenn es läuft. Die wenigen Tiefen und Rückschläge konnten wir deutlich besser und schneller abhaken, als in den vergangenen beiden Runden. Das heißt im Detail, bei Tiefen, die Spiele, den Spielverlauf oder auch gewisse Spielsituation analysieren, dann mit dem Team oder mit einzelnen Spielern besprechen und die Dinge, die wir besser machen müssen, aufzeigen. Danach den Fokus sofort auf das nächste Spiel richten. Bei Höhen ist es relativ einfach, diese Momente genießen und auf das verweisen, was gut war.

LB24: Welche Ziele setzen Sie sich für die kommende Saison in der Verbandsliga?

JK: Soweit denke ich ehrlich gesagt noch gar nicht. Wir haben noch zwei Spiele, diese wollen wir gewinnen und natürlich auch nochmal das Erreichte als Mannschaft mit dem ganzen Verein feiern und genießen. Um einen Ausblick zu wagen, muss das Ziel sein, dass wir in allen Mannschaftsteilen eine ordentlich Schippe drauf legen, um in der Verbandsliga bestehen zu können.

Coach Kaaden, wir danken Ihnen für das Gespräch!

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Der HB Ludwigsburg tut sich gegen den Tabellenletzten TSV Willsbach lange schwer, setzt sich jedoch mit 32:29 durch und bleibt weiterhin Tabellenführer.

Obersulm – Mit einem 32:29-Auswärtssieg gegen den Tabellenletzten TSV Willsbach sind die Männer 1 des HB Ludwigsburg am Sonntagabend erfolgreich in die Rückrunde der laufenden Saison gestartet. Vor 90 Zuschauern in der Halle in Obersulm taten sich die Ludwigsburger allerdings schwerer als erwartet, konnten sich jedoch dank ihrer individuellen Qualität letztlich durchsetzen und behaupten mit 18:2 Punkten weiterhin die Tabellenführung.

In der ersten Halbzeit entwickelte sich eine ausgeglichene Partie, in der beide Teams um jeden Ball kämpften. Nach 15 Minuten stand es 8:8, bevor sich die Gäste gegen Ende der Halbzeit mit einer knappen 17:15-Führung etwas absetzen konnten. Entscheidend waren dabei sowohl eine verbesserte Defensivarbeit als auch die offensiven Akzente von Jonas Krautt, der mit insgesamt 9 Treffern bester Werfer der Ludwigsburger war.

Auch nach der Pause blieb das Spiel umkämpft. Der TSV Willsbach zeigte sich trotz seiner Rolle als Tabellenletzter engagiert und verkürzte immer wieder den Rückstand. Doch die Ludwigsburger blieben ruhig und sicherten sich mit einer konzentrierten Schlussphase den Sieg. Eine Schlüsselrolle spielte dabei Torwart Felix Kerber, der mit mehreren wichtigen Paraden, darunter drei gehaltenen Siebenmetern, den Erfolg seiner Mannschaft maßgeblich unterstützte.

Insgesamt war die Partie von einer hohen Intensität geprägt: 15 Hinausstellungen, drei Verwarnungen und eine Disqualifikation unterstreichen den kämpferischen Charakter des Spiels. Dennoch konnte sich der HB Ludwigsburg am Ende verdient durchsetzen.

Am 1. Februar trifft das Team in der heimischen Halle in Eglosheim auf den HC Oppenweiler/Backnang – eine Begegnung, die deutlich mehr Konstanz und Durchsetzungsvermögen erfordern dürfte.

Infos:

TSV Willsbach – HB Ludwigsburg: 29:32 (15:17)

Es spielten für den HB Ludwigsburg: 

Jonas Krautt (9 Treffer), Luke Bayer (6), Maik-Daniel Fandrich (5), Nick Luithardt (4), Alexander Nicolai (4), Juri Sawada (2), Florian Rempfer (1), Mark Weigand (1), Moritz Beittinger, Michael Bognar, Felix Kerber, Robin Kistler, Marvin Käss, Finn Würth Offizielle: Luca Freier, Marc Hensel, Jörg Kaaden, Lena Mörck

red