Kassen sollen zahlen: US-Pharmakonzern will Abnehmspritze für deutsche Patienten erstattungsfähig machen

Der US-Pharmakonzern Eli Lilly setzt große Erwartungen in seine Abnehmspritze – und hofft darauf, dass das Mittel in Deutschland erstattungsfähig wird. “Anders als in anderen Staaten gibt es in Deutschland keinen Erstattungsprozess für Medikamente gegen starkes Übergewicht. Das muss angepasst werden”, sagte Lilly-Vorstand Ilya Yuffa dem “Spiegel”.

Man sei dazu “in gutem Dialog” mit der Bundesregierung und optimistisch, dass man eine Einigung finde. “Unser Ziel ist es, Mounjaro für stark übergewichtige Menschen in der gesamten Bevölkerung zugänglich zu machen. Entscheidend dafür ist aber in der Tat, ob die Krankenkassen die Kosten erstatten”, sagte Yuffa. “Die Regierungen müssen begreifen, wie hoch die Kosten sind, wenn sie nichts gegen Adipositas tun.”

Das Lilly-Medikament Mounjaro habe mittlerweile die erweiterte Zulassung der Europäischen Arzneimittelagentur EMA erhalten und könne auch in Deutschland von Ärzten zum Gewichtsmanagement verschrieben werden, sagte Yuffa, der als Präsident von Lilly International für alle Märkte außerhalb der USA und Kanadas zuständig ist.

Eine Vierer-Packung für einen Monat koste 260 Euro. “Wir betrachten es nicht als Lifestyle-Medikament und haben uns sehr deutlich dagegen ausgesprochen, es als Therapie für eine kosmetische Gewichtsabnahme zu nutzen”, so Yuffa. “Es mag Menschen und auch manche Ärzte geben, die es für andere Zwecke nutzen, aber das ist nicht unser Ziel.”

red

Rekordzahlen: Gesetzliche Krankenversicherung wächst – Immer mehr Menschen unter ihrem Schirm

In Deutschland verzeichnet die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) derzeit Rekordmitgliederzahlen. Laut einer Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums und des GKV-Spitzenverbands befinden sich sowohl die Anzahl der Versicherten als auch die der Mitglieder auf einem Höchststand. Zum aktuellen Zeitpunkt sind rund 74,3 Millionen Menschen bei den gesetzlichen Krankenkassen versichert.

Im Vergleich zum Vorjahr, als der GKV-Spitzenverband von knapp 73,8 Millionen Versicherten ausging, zeigt sich ein deutlicher Anstieg. Eine mögliche Erklärung für die steigenden Mitgliederzahlen könnte der Zuzug von Menschen aus der Ukraine sein, die vor den dortigen Konflikten geflohen sind. Die genauen Auswirkungen dieses Umstands auf die finanzielle Situation der Kassen sind jedoch schwer exakt zu beziffern, wie eine Sprecherin des GKV-Spitzenverbands erklärte.

Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass Geflüchtete aus der Ukraine, die Bürgergeld beziehen, voraussichtlich zu einer Unterdeckung führen könnten, ähnlich wie bei anderen Bürgergeld-Empfängern. Dennoch geht Gesundheitsexperte Markus Knop von der Pronova BKK davon aus, dass die Beitragseinnahmen die Ausgaben der Kassen für ukrainische Geflüchtete zumindest decken werden. Hochrechnungen der Krankenkasse deuten darauf hin.

Unabhängig davon steht das System jedoch unter Druck. Markus Knop betont, dass die gesetzlichen Krankenkassen bereits heute, selbst ohne Berücksichtigung von Flüchtlingen, ein Defizit von etwa zehn Milliarden Euro pro Jahr verzeichnen, hauptsächlich aufgrund nicht kostendeckender steuerfinanzierter Beiträge für Bürgergeld-Empfänger

red

Zuzahlungs-Meister: Gesetzlich Krankenversicherte zahlen jährlich durchschnittlich 1.500 Euro

Nicht alle ärztlichen Behandlungen werden in Deutschland von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) übernommen. Auch nach einer möglichen Erstattung durch die GKV bezahlen Versicherte häufig dazu. Das geht aus dem großen Zuzahlungsreport hervor, den die Generali Deutschland Krankenversicherung erstmals veröffentlicht hat. Dafür wurden die Leistungsfälle der Kunden hinsichtlich der Kosten untersucht, die nach Erstattung durch die gesetzliche Krankenversicherung von den Versicherten selbst zu zahlen sind.

Die meisten und auch die teuersten Zuzahlungsleistungen decken dabei wichtige und medizinisch sinnvolle Behandlungsfelder ab. Das macht gesetzlich Krankenversicherte zu Zuzahlungs-Meistern: Im Durchschnitt kosteten die zusätzlichen Behandlungen pro Person im Jahr 2021 knapp 1.500 Euro. Betroffen war davon im Schnitt fast jeder fünfte Versicherte (Zuzahlungsquote von 17,6 Versicherten mit Leistungen pro 100 Einwohner).

Den deutlich überwiegenden Anteil aller Extrakosten für Gesundheitsleistungen (mehr als 60 Prozent) stemmen Menschen, die 50 Jahre oder älter sind. Dabei steigen die Kosten pro Person mit zunehmendem Alter: Krankenversicherte ab 50 Jahren zahlen im Schnitt 2.100 Euro pro Jahr dazu. Ab 70 Jahren liegt dieser Betrag bereits bei 3.500 Euro und ab 80 Jahren sogar bei 4.800 Euro pro Jahr.

Allerdings zeigt sich insbesondere bei den Kosten für stationäre Behandlungen und für Zahnbehandlungen schon in jüngeren Jahren eine erhebliche Zuzahlungsleistung: Bei den unter 50-Jährigen beträgt sie bis zu 1.100 Euro bzw. 1.035 Euro durchschnittlich pro Jahr.

“Zusatzleistungen sind für viele Menschen medizinisch notwendig und zudem eine echte finanzielle Herausforderung”, sagt Uli Rothaufe, Chief Insurance Officer Life and Health der Generali Deutschland. Diese nicht kalkulierbaren Kosten würden einen Privathaushalt empfindlich belasten. Das beträfe vor allem die über 50-Jährigen, insbesondere Rentner, die solch hohe Ausgaben aufgrund fehlender Einnahmen nicht kompensieren könnten.

Mit 50 Prozent entfallen die meisten Versicherten mit Zusatzleistungen auf den Bereich der Zahnzusatzversicherung. Häufigster Kostenfaktor für rund die Hälfte aller Versicherten: Zahnbehandlung. Direkt danach folgen die Versicherten, die für Zahnersatz zugezahlt haben.

Mit einem Anteil von 40 Prozent an allen erfassten Versicherten mit Leistungen wird im ambulanten Bereich am zweihäufigsten privat zugezahlt. Vor allem Zahlungen für Hilfsmittel, wie zum Beispiel Sehhilfen, Hörgeräte, Rollstühle, Rollatoren, Gehhilfen (48 Prozent), fallen häufig an. Stationäre Leistungen wie die privatärztliche Behandlung oder Zuschläge für Ein- oder Zwei-Bett-Zimmer machen rund neun Prozent aller Zusatzzahlenden aus.

mp/asg