Nach zehn aufeinanderfolgenden Erhöhungen: EZB hält Leitzins unverändert

Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöht ihren Leitzins nicht weiter. Der Zinssatz liegt unverändert bei 4,5 Prozent, wie die Notenbank am Donnerstag nach ihrer Ratssitzung in Athen mitteilte. Zuvor hatte es zehn Erhöhungen in Folge gegeben, seit im Juli letzten Jahres der aktuelle Zinserhöhungszyklus gestartet worden war.

Der ebenfalls wichtige Einlagezinssatz liegt weiter bei 4,0 Prozent – ihn bekommen Banken für ihr bei der Zentralbank geparktes Geld, auch Tagesgeldzinsen für Verbraucher bewegen sich mittelfristig meist in diesem Bereich. “Es wird nach wie vor erwartet, dass die Inflation zu lange zu hoch sein wird, und der binnenwirtschaftliche Preisdruck bleibt hoch”, kommentierte die EZB ihre Entscheidung in einer Mitteilung. “Zugleich ist die Inflation im September merklich zurückgegangen, auch aufgrund starker Basiseffekte, und die meisten Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation sind weiter rückläufig.”

Die bisherigen Zinserhöhungen des EZB-Rats schlügen weiterhin stark auf die Finanzierungsbedingungen durch. Dies dämpfe zunehmend die Nachfrage und trage so zu einem Rückgang der Inflation bei. Der EZB-Rat sei entschlossen, für eine “zeitnahe Rückkehr” der Inflation zum mittelfristigen Ziel von zwei Prozent zu sorgen.

Auf Grundlage seiner aktuellen Beurteilung sei der EZB-Rat der Auffassung, dass sich die EZB-Leitzinsen auf einem Niveau befänden, das – wenn es lange genug aufrechterhalten werde – einen erheblichen Beitrag zu diesem Ziel leisten werde. “Die zukünftigen Beschlüsse des EZB-Rats werden dafür sorgen, dass die Leitzinsen so lange wie erforderlich auf ein ausreichend restriktives Niveau festgelegt werden”, so die EZB.

red

Leitzins wird bis 2020 nicht angetastet

Börse von der Zinspolitik enttäuscht

Die von vielen erhoffte Zinswende bleibt aus: Angesichts der unsicheren konjunkturellen Lage will die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins bis mindestens Mitte 2020 nicht antasten. Die Finanzmärkte reagierten mit gemischten Gefühlen.

Am Devisenmarkt profitiert der Euro von dem Zinsentscheid. An den Börsen dagegen zeigten sich die Anleger enttäuscht. Manche hatten offenbar auf eine noch lockerere Geldpolitik der EZB und womöglich gar eine Senkung der Schlüsselzinsen spekuliert. Der Dax büßte seine Kursgewinne komplett ein.

Hintergrund: Ursprünglich hatte die EZB nur bis zum Ende des Sommers 2019 in Aussicht gestellt, an ihren Zinsen nicht zu rütteln. Der Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld liegt seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent.

Die Geldpolitik hängt stark von der Entwicklung der Inflation ab, erklären Experten. Mittelfristig strebt die EZB eine Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an, berichtet tagesschau.de. Von diesem Niveau ist der Euro-Raum derzeit jedoch weit entfernt. Im Mai 2019 lagen die Verbraucherpreise im Euroraum nach Angaben der Statistikbehörde Eurostat um 1,2 Prozent über dem Vorjahresniveau. wid/rlo